Beten, arbeiten und auf Gott vertrauen

Das Kloster Baldegg schreibt eine fast 200-jährige Geschichte. Es wird ein Ort des Glaubens im Luzerner Seetal bleiben. Die Schwestern der göttlichen Vorsehung blicken mit Mut und Zuversicht nach vorne.

Das Kloster hat sich seit bald 200 Jahren nach den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit ausgerichtet. In der Vergangenheit waren dies die weibliche Bildung vom Kindergarten bis zur Lehrerinnenausbildung, die Entwicklung der Pflege und die Missionstätigkeiten. Auf diesem Weg mussten wir immer wieder loslassen, und Neues ist daraus gewachsen. Wie hier in Baldegg, wo das ehemalige Töchterinstitut der Baldegger Schwestern bei der Bevölkerung heute selbstverständlich zur Kantonsschule des Seetals geworden ist. Oder man sieht es an den von uns gegründeten Klöstern in Tansania, wo jetzt einheimische Gemeinschaften unsere Schulen und Spitäler weiterführen.
Wie die meisten Klöster hat Baldegg in den letzten Jahrzehnten wenige Eintritte zu verzeichnen. Heute besteht die Gemeinschaft aus fast 190 Schwestern mit einem hohen Durchschnittsalter. Die kleiner werdende Gemeinschaft legt es uns nahe, die Arbeit neu zu verteilen. Wir arbeiten jetzt mit einem Geschäftsführer und Mitarbeitenden auf leitenden Stellen zusammen. Weiter beschäftigen uns die Zukunft der Liegenschaften und die Betreuung der betagten und kranken Mitschwestern. Mir ist insbesondere die Gestaltung des Lebens im Kloster für die jüngeren Schwestern ein grosses Anliegen. Darüber hinaus fragen wir uns, wie wir in der heutigen Zeit den Glauben zu leben, Zeugnis abzulegen und die Schöpfung in der franziskanischen Tradition zu achten und zu bewahren haben.
Wir sind auf dem Weg in die Zukunft, wir werden dem Generalkapitel im nächsten Jahr Ideen zur Diskussion vorlegen, und das Generalkapitel wird Entscheidungen für den weiteren Weg treffen. 

Start eines Strategieprozesses

Wir haben mit der Begleitung durch Dr. Gabriela Christen einen Strategieprozess gestartet. Dazu haben wir eine Strategiegruppe gebildet, die die Vision für die Zukunft des Klosters Baldegg entworfen hat. Gleichzeitig finden im Kloster Befragungen des Leitungsgremiums und weiterer Schwestern zu den Notwendigkeiten für Veränderungen statt. Wir analysieren mit der Generalökonomie die betrieblichen und finanziellen Rahmenbedingungen. In der externen Analyse richten wir den Blick auf andere Klöster und Bildungsinstitutionen, um Best Practices zu evaluieren.
Erste Projekte auf diesem Weg in die Zukunft bestehen schon. Seit 2008 betreibt eine Gemeinschaft von Baldegger Schwestern die Klosterherberge als «Haltestelle für das Leben», wo man essen, schlafen, beten, tagen oder ruhen kann. Baldegg wird ein Ort des Glaubens im Luzerner Seetal bleiben, der das Naturerleben mit psychologischen Angeboten und franziskanischer Spiritualität verbindet. Auch die «Stella Matutina» in Hertenstein wird als «Haus der Zukunft» weiterentwickelt. Dort arbeitet eine Gruppe an Themen der Wandelgesellschaft, sie beschäftigt sich mit
Permakultur, Formen des Wohnens und Kunst und Kultur. Hertenstein wird zu einem Think Tank werden, wo Zukunftsthemen reflektiert werden.
Und wir sind mit der Bewahrung unseres Mutterhauses beschäftigt, diesem aussergewöhnlichen Bau von Marcel Breuer, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert.1

Unser Charisma als Richtschnur

Wir richten uns nach der Schöpfung, der Natur, beispielsweise auf unserem Bio-Bauernhof oder in der Zusammenarbeit mit der Stiftung Brändi mit Menschen mit Beeinträchtigung. Aus der franziskanischen Spiritualität heraus ist es unser Ziel, einen Beitrag für die Schöpfung zu leisten und besonders auch für Menschen da zu sein, die Ruhe oder Hilfe suchen. Ich denke dabei immer wieder an den Leitsatz unseres Gründers Leonz Blum: «Beten und arbeiten, arbeiten und beten und auf die göttliche Vorsehung vertrauen.» Das versuchen wir Baldegger Schwester auch heute noch und jeden Tag.

Sr. Zita Estermann
 

 

1 Mehr Informationen zum Kloster Baldegg unter: www.klosterbaldegg.ch


Zita Estermann

Sr. Zita Estermann (Jg. 1944) ist seit 2011 Generaloberin des Klosters Baldegg. Sie leitete vorher während 33 Jahren das Kurhaus Oberwaid in St. Gallen.