Berufung digital

Wie können heute Jugendliche auf das Thema Berufung aufmerksam gemacht werden? Diese Frage stellte sich aktuell im Zusammenhang mit der Jugendsynode in Rom. Eine Antwort ist die App Vocaris.

Papst Franziskus kündigte im Januar 2017 die XV. Weltbischofssynode zum Thema «Jugend, Glaube und Berufungsunterscheidung» für Oktober 2018 an. Mit den von da an gegebenen Hinweisen zur Frage der Berufung junger Menschen entstand die Frage, wie das Thema auch konkret für die Jugendlichen umgesetzt werden könnte. Da offizielle Schreiben selten den direkten Weg zu ihnen finden, war schnell die Entwicklung einer Berufungs-App angedacht, die nun unter dem Titel Vocaris («Du bist gerufen») in den gängigen Stores kostenfrei zum Download bereitsteht.

Mit Ignatius auf dem Weg

Junge Menschen suchen ein erfülltes Leben und merken, dass der Weg dorthin nicht leicht ist. Gott teilt die Vision eines erfüllten Lebens. Er ruft Menschen dazu. Die App möchte jungen Menschen auf dem Weg hin zu einem gelingenden Leben und zum Entdecken ihrer Einmaligkeit und Berufung in Christus helfen. Sie bietet dafür drei grosse Bereiche an: Berufung – Engagement – Gebet, durch die der heilige Ignatius als Tutor begleitet. Er selbst war lange auf der Suche, bevor er seine Berufung fand und bietet sich daher als Patron für junge Menschen auf ihrer eigenen Suche an.

Manche jungen Menschen stellen sich im Leben die Fragen: Was kann ich eigentlich? Was macht mich besonders? Wo liegen meine Stärken und Schwächen? In der App können sie in verschiedenen Fragebögen ihren Talenten nachgehen und in einer damit verknüpften Berufsdatenbank mit etwa 1500 Berufen erste Ideen für einen Weg bekommen. In der heutigen Zeit bieten sich jungen Menschen vielfältige schulische und berufliche Optionen, die zugleich eine erhöhte Fähigkeit der Unterscheidung und Entscheidung fordern. In der App werden acht Schritte angeboten, die dabei helfen, gute Entscheidungen zu treffen.
Talente wachsen, wenn sie eingesetzt werden – für ein Projekt oder auch für andere. In der Kirche gibt es vielfältige Möglichkeiten für junge Menschen, sich zu engagieren. Diese werden in der App vorgestellt: vom Freiwilligendienst bis zum Gottesdienst und den neuen geistlichen Bewegungen. Junge Menschen sind eingeladen, diese zu entdecken. Wer sich noch nicht auskennt, kann über einen Fragebogen einen ersten Eindruck erhalten, welches Feld den persönlichen Neigungen am meisten entspricht.

An der Vorsynode zur XV. Generalversammlung der Bischofssynode in Rom hielten junge Menschen fest, dass «die in Stille verbrachte Zeit, Selbstreflexion und Gebet sowie Lesen der Heiligen Schrift und Vertiefung der Selbsterkenntnis Möglichkeiten [sind], die nur sehr wenige junge Menschen nutzen». Sie wünschen sich bessere Hinführungen in diesen Bereichen. In der App gibt es daher einige Hilfsangebote für das persönliche Gebet – von einführenden Bemerkungen über die Einübung der Bibelbetrachtung bis hin zu Gebetsvorschlägen in speziellen Situationen wie Beziehungsstress oder Prüfungsangst.

Von Jugendlichen getestet

Die einzelnen Teile der App wurden von verschiedenen Teams entwickelt, denen auch jeweils junge Menschen angehörten. Zudem wurde die App vor der Veröffentlichung einigen zum Testen zur Verfügung gestellt. Die App wurde bisher ungefähr 2500 Mal heruntergeladen. Ein Grossteil der User kommt aus Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz. Die App ist zudem unter dem Stichwort «Berufung» in den Stores auf Platz 1 gelistet, sodass sie auch ohne grosse Werbung gefunden werden kann.

Die ersten Reaktionen auf die App waren durchgehend positiv. So schreibt ein Nutzer als Bewertungskommentar: «Also für eine christliche App ist das Mal was ganz Neues und vor allem auch was, womit man was anfangen kann. Ich denke auch, dass mit der App neue digitale Wege in der Kirche geöffnet worden sind. Toll finde ich die Option Gebet, wo ich mir über mein persönliches Gespräch mit Gott noch mal ganz neu Gedanken machen kann.»
Solche Kommentare machen die App zu einem Erfolg, nicht weil sie besonders «hip» oder «cool» ist, sondern, weil sie einem jungen Menschen helfen konnte, den Weg in der Nachfolge Christi weiterzugehen.

Paul Metzlaff

 

Die Berufungs-App Vocaris steht im Play Store und im App Store kostenlos zum Download bereit.


Paul Metzlaff

Paul Metzlaff (Jg. 1987) studierte Theologie und Philosophie und promovierte in Religionsphilosophie. Er ist als Referent für die Kommission «geistliche Berufe und kirchliche Dienste» der Deutschen Bischofskonferenz tätig und darf das Dikasterium für Ehe, Familie und Leben des Vatikans als Consultor beraten. Er lebt mit seiner Frau
in Düsseldorf.