Aufbruch ist Zukunft

«Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott», damit lässt sich der innovative Weg, den die Pfarrei Sarnen OW für die Gestaltung ihrer Zukunft beschreitet, wohl am besten umschreiben.

 

«Pfarrei − warum?» Ja, warum eigentlich. Und vor allem wie in der näheren und ferneren Zukunft? Darüber begannen sich der Sarner Pfarreirat, die Religionslehrpersonen und das Seelsorgeteam, angeführt von Pfarrer Bernhard Willi (die sog. Spurgruppe), im vergangenen Herbst Gedanken zu machen. «Woran denken wir, wenn wir Pfarrei sagen?», «Wohin wollen wir uns entwickeln?» «Wollen wir verharren im Althergebrachten oder nach neuen Wegen suchen?» Damit rief die Pfarrei per Anzeige ihre Pfarreimitglieder auf, an der Zukunft ihrer Kirche mitzubauen. Und sie kamen in Scharen ins Pfarreizentrum, wo an einem Samstagmorgen im April einen halben Tag lang am «Zukunftstag der Pfarrei Sarnen» diskutiert wurde.

«Die Zukunft sind wir»

Als Sparring-Partner holte sich Pfarrer Willi den Gemeindeberater Bernd Kopp ins Boot. Kopp war 13 Jahre lang in der Beratung von kirchlichen Mitarbeitern und Pfarreien im Kanton Zürich tätig und ging Ende letzten Jahres in Pension. «Ich kann nur neidisch werden, wenn ich sehe, wie gross die Beteiligung und das Interesse der Sarner sind», gibt der Theologe zu Protokoll. Denn durchaus bewandert mit den Problemen von Pfarreien, meint er weiter: «Die gegenwärtigen Probleme der Pfarrei Sarnen sind wohl exemplarisch für viele Schweizer Pfarreien: Wir kämpfen mit schwindenden Mitgliedern, haben zu viele Kirchen und Kapellen, die es zu bewirtschaften gilt, und können der modernen Gesellschaft mehr und mehr nichts mehr Brauchbares für das Leben bieten.» Viele verabschiedeten sich deshalb aus der Kirche, ihre Sehnsucht nach der Spiritualität nähmen sie aber mit. Pfarrer Willi, auf dessen Initiative der Workshop zurückgeht, bringt noch einen anderen Punkt zur Sprache: «Auch wir stehen vor der Herausforderung ‹Seelsorgeraum› und möchten doch initial wissen, was unsere rund 5500 Pfarreimitglieder denn wirklich von der Kirche wollen. Die Pfarrei soll ein grosses, bedürfnisgerechtes Haus sein, wo alle Platz finden.»

Eine Kreuzfahrt durch kirchliche Themen

Angelehnt an die Idee des World-Cafés, einer Workshop-Methode, die sich für Gruppengrössen ab zwölf bis zu 2000 Teilnehmern eignet, verteilten sich die rund 60 Teilnehmenden aus allen Gesellschaftsschichten und Generationen an zehn Sechsertischen, um über die fünf kirchlichen Hauptthemen «Gottesdienst», «Generationen», «Spiritualität», «Frohbotschaft» und «Gemeinschaft» zu diskutieren. Moderiert wurden die Gespräche von jeweils einer Religionslehrperson. Ideen konnten auf die Tischdecke geschrieben werden, und zum Schluss formulierte die zuständige Religionslehrperson die Kernideen auf grossen Post-its, die an Pinnwände geklebt wurden. So kamen über 100 konkrete Vorschläge zu den fünf Themenkreisen zustande, die realistisch waren und nach einer Analyse der Spurgruppe weiterverfolgt werden.

Sechs konkrete Projekte

Zum Schluss der Veranstaltung und nach einer Kurzauswertung durch Bernhard Willi und Bernd Kopp gab es gar sechs konkrete Projekte, die ad hoc vorgestellt wurden. Es meldeten sich sogar spontan mehrere Personen, um an den Projekten mitzuarbeiten. Die Projekte: kindgerechte Gottesdienste, Raum der Stille schaffen, Musik im Gottesdienst, Kirche unterwegs, Digitales im Gottesdienst und spirituelle Gruppe/Offenkreis. Diese und eventuell weitere Projekte werden in den kommenden Wochen weiterverfolgt und zusammen mit den Pfarreimitgliedern möglichst umgesetzt.

Brigitte Burri

 

 

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

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