Auf der Suche nach neuen Formen

Viele Kirchenchöre leiden unter dem fehlenden Nachwuchs. Längerfristig wird dies für einige Chöre zur Existenzfrage.

Dieser Situation ist sich Peter Amrein, Präsident des Katholischen Kirchenmusikverbands des Kantons Luzern (KKVL), bewusst. «Es handelt sich einerseits um ein gesellschaftliches Phänomen. Doch die Kirche hat auch an Glaubwürdigkeit eingebüsst», erklärt er auf Anfrage. Ein weiteres Problem für Kirchenchöre ortet er im Rückgang der sonntäglichen Eucharistiefeiern. Dies führt dazu, dass die Kirchenchöre weniger Möglichkeiten der Mitwirkung haben, und sich bei ihnen so das Gefühl einschleicht, nicht mehr gefragt zu sein.

Neue Gottesdienstformen

Hier versucht der KKVL neue Möglichkeiten aufzuzeigen. «Wir setzen uns im Verband schon länger mit neuen Gottesdienstformen auseinander. Wir propagieren an unseren Anlässen immer wieder neue Formen und probieren sie gleich aus», weiss Amrein zu berichten. So feierten sie unter anderem an einer Delegiertenversammlung eine Wochenabschlussfeier, gestalteten eine Totengedenkfeier für verstorbenen Mitglieder oder wirkten kürzlich bei einem Luzernar (Lichtfeier) mit. Die Echos der Mitglieder sind positiv. «Inwieweit die Chöre unsere Vorschläge umsetzen, kann ich aber nicht beurteilen.» Es seien mehrheitlich ältere Mitglieder, die mit den neuen Formen Mühe hätten, die jüngeren würden sich davon begeistern lassen. «Wir sind davon überzeugt, dass die neuen Gottesdienstformen bei den Menschen gute Resonanz finden werden», hält Amrein fest. Damit diese neuen Formen in den Pfarreien eingeführt werden können, braucht es auch die Bereitschaft des Seelsorgeteams und eine gute Zusammenarbeit von Liturgen, Kirchenmusikern und Chorleitern.

Der KKVL hat nicht nur eine Vorreiterrolle für neue Gottesdienstformen übernommen, sondern bietet auch regelmässig Veranstaltungen und Weiterbildungen dazu an. So hat er kürzlich mehrere gut besuchte Weiterbildungen zum «Rise up plus» angeboten. Der Verband ermutigt die Chöre, möglichst lange eigenständig zu bleiben. «Wir schlagen den Kirchenchören vor, sich für grössere Projekte mit anderen Chören zusammenzuschliessen. Sie können dann im Vorabendgottesdienst der einen Pfarrei singen und im Sonntagsgottesdienst der anderen Pfarrei», erklärt Amrein.

Liturgiegerechter Gesang

Der KKVL sieht sich in der Mitverantwortung, sich für liturgiegerechte Musik einzusetzen. Es genügt nicht, schöne Lieder zu singen – sie müssen auch der Liturgie gerecht werden. Aus diesem Grund unterstützte der KKVL das Vorhaben des Bistumsverbands, zwei Teilzeitstellen für regionale Kirchenmusiker einzurichten. Diese sollen z.B. den Kirchgemeinden bei der Anstellung von neuen Kirchenmusikern helfen. «Sie haben mehr oder weniger die Aufgabe einer Fachstelle», erklärt Amrein. Der Verband selber bietet auch Hilfe, wenn z.B. jemand ein Gottesdienstprogramm zur Überprüfung unterbreiten möchte. «Junge Menschen haben Freude an der Kirchenmusik, sind aber mit der Liturgie immer weniger vertraut, da sie kirchlich nicht mehr sozialisiert sind.»

Keine verstaubte Musik

Ein aktuelles Projekt ist das Chorfest im September 2019. Am «Cantissimo» wird in drei Ateliers je ein Werk einzustudiert. Diese Werke werden jeweils von einem Chor bereits gelernt, sodass angemeldete Teilnehmer die Stücke problemlos innert einiger Stunden beherrschen. Alle Teilnehmer und die drei Chöre feiern zum Abschluss ein «Abendlob», in welches die drei einstudierten Werke integriert werden. Auf Hochtouren laufen auch schon die Vorbereitungen für «cantars – kirchenklangfest 2021». Von März bis Juni 2021 werden an verschiedenen Orten in der Schweiz über 30 Tagesanlässe stattfinden. Diese haben alle die gleiche Struktur: Von 12 bis 24 Uhr werden an einem Ort quasi im Stundentakt Konzerte stattfinden. Diese dauern 40 Minuten und können auch einen Gottesdienst als Programmpunkt aufweisen. Amrein kommt richtiggehend ins Schwärmen, wenn er davon erzählt. «Cantars ist völkerverbindend und überkonfessionell, für Jung und Alt, alle haben Platz!» Amrein ist sich bewusst, dass der KKVL das Nachwuchsproblem nicht lösen kann. «Doch Anlässe wie Cantars zeigen den Menschen, dass Kirchenmusik nicht verstaubt ist.»

Rosmarie Schärer

Der Katholische Kirchenmusikverband des Kantons Luzern (KKVL) ist das Bindeglied zwischen dem Kirchenmusikverband (KMV) Bistum Basel und seinen Chören im Kanton Luzern. Er ist für Kirchenchöre die erste Anlaufstelle bei Fragen, er fördert die Kirchenmusik in allen Bereichen und veranstaltet regelmässig grössere Chorerlebnisse. www.kkvl.ch

Informationen zum Kirchenfest «Cantissimo» unter www.kkvl.ch/anlaesse-detail/jauchzet-dem-herrn.html

Ausführliche Informationen zu «cantars – kirchenklangfest 2021» unter www.cantars.org