Als Diakon in der Armee

Militärseelsorge (zVg)

Nach meiner obligatorischen Militärdienstzeit als Gefreiter in einer Übermittlungskompanie fragte mich ein Kamerad, ebenfalls Diakon in einer Pfarrei im Bistum St. Gallen, ob ich nicht den Ausbildungskurs für Armeeseelsorger absolvieren könnte.

Mein Kamerad wies mich darauf hin, es gäbe zu wenige Armeeseelsorger. Er selber war schon längere Zeit als solcher tätig und ist von der Armee zu gewissen Prozenten als Seelsorger in Teilzeit angestellt. So besuchte ich den dreiwöchigen Kurs in "Le Bouveret" am Genfersee. Kurz danach wurde ich der Geb Inf Bat 48 und später dem Lehrverband Inf RS 11 zugeteilt. Neben meiner Pfarreiarbeit öffnete sich für mich als Diakon in der Armeeseelsorge ein ganz neues spannendes Berufsfeld.

Spannendes Berufsfeld

In den jährlichen Wiederholungskursen war ich jeweils gut 10 Tage anwesend und war zuständig für gut 600 Angehörige der Armee. Ich nahm an den offiziellen Anlässen wie der Fahnenübergabe teil und pflegte den Kontakt zum Kader und zu den Soldaten. In den Dokumenten heisst es: Die Armeeseelorge ist Anlaufstelle für alle, die Rat suchen, Fragen nach dem Sinn des Lebens haben und ein Vier-Augen-Gespräch wünschen. Der Armeeseelsorger kann von allen Armeeangehörigen direkt angesprochen werden. So war ich bemüht, alle Armeeangehörigen in seelsorgerischen Anliegen und Fragen kompetent zu begleiten und zu unterstützen.

Wie funktioniert die Armeeseelsorge?

Der Dienst der Armeeseelsorge wird jeweils zu Beginn einer Dienstleistung vorgestellt. Ist eine persönliche Begegnung gewünscht, wird der Armeeseelsorger kontaktiert und das weitere Vorgehen mit ihm vereinbart. Er ist ein Mensch des Vertrauens und untersteht der Schweigepflicht. Er berät alle Armeeangehörigen bei persönlichen Fragen und in dienstlichen Konfliktsituationen und macht dabei keinen Unterscheid bezüglich Konfession, Religion und Weltanschauung. Durch diese Aufgabe als Diakon in der Armee bin ich Menschen (Männer und Frauen) begegnet, denen ich sonst nie begegnet wäre. Ich bin offen für Gespräche über Gott und die Welt, bin da, wenn Menschen Sorgen und Nöte haben, die sie einem Seelsorger im geschützten Rahmen anvertrauen können. Viele Begegnungen und Gespräche bleiben einmalig und sind wieder abgeschlossen. Bei einigen entstand ein engerer Kontakt über die Dienstzeit hinaus. So kamen auch schon Anfragen für Hochzeiten, Taufen und Beerdigung von ehemaligen Armeeangehörigen.

Im Lehrverband

Jetzt im Lehrverband Inf RS 11 sind wir pro Rekrutenschule 2 bis 3 Armeeseelsorger, die sich die Aufgabe teilen. Zurzeit betreuen wir rund 900 Rekruten in Neuchlen SG, Herisau und Urnäsch. Für manche jungen Menschen ist die Umstellung vom Privaten in den militärischen Alltag eine zu grosse Umstellung: plötzlich ein Zimmer mit 6 bis 10 anderen Personen teilen, der strenge Dienstbetrieb, plötzlich auf der Liste zum Weitermachen oder gar eine Zeit im Arrest. Da ist der Armeeseelsorger gefragt. Mit Gesprächen und fachlichen Hilfen versuchen wir die Rekruten zu begleiten und bei ernsthaften persönlichen, sozialen oder auch finanziellen Problemen nach Lösungen mit andern Dienststellen zu suchen. Das Spezielle an diesem Dienst ist, dass ich auch mit Menschen anderer Religionen in Kontakt komme. Auch für diese Angehörigen der Armee sind wir da. Durch unsere Gespräche und Dienste können Brücken zu andern Religionsgemeinschaften aufgebaut werden.

In den Theoriestunden mit den Rekruten stellen wir regelmässig auch den Dienst der Schweizergarde vor. Wir motivieren junge Menschen dazu, sich darüber Gedanken zu machen und sich für einige Zeit in den Dienst des Papstes in Rom zu stellen. Der Dienst des Armeeseelsorgers erfüllt mich immer wieder neu mit Freude, auch über meine Berufung als Diakon in der römisch-katholischen Kirche.

 

Peter Schwager

Peter Schwager ist Diakon und Pfarreibeauftragter in Jonschwil (SG) in der Katholischen Kirche Uzwil und Umgebung