Alle Bistümer

Recht braucht Gerechtigkeit!

Medienmitteilung – Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund, die Christkatholische Kirche der Schweiz und die Schweizer Bischofskonferenz zum Menschenrechtstag am 10. Dezember 2015.
Über das Verhältnis von Demokratie und Menschenrechten – "Sorgt für das Recht!" Jesaja 1,17

Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Schwestern, liebe Brüder

Mit Sorge beobachten die Kirchen, dass die Bedeutung der Grund- und Menschenrechte zusehends in Frage gestellt werden. Die Idee allgemeiner und umfassender Menschenrechte ist nicht vom Himmel gefallen. Erst nach den schrecklichen Erfahrungen totalitärer Systeme im 20. Jahrhundert konnte sich die Menschheit darauf verständigen. Tragen wir deshalb Sorge, dass diese Errungenschaft nicht den Zielen einer kurzsichtigen Tages- und Migrationspolitik geopfert wird, die Partikular- und nationale Interessen in den Vordergrund stellen. In der gemeinsam getragenen Aktion zum Menschenrechtstag am 10. Dezember wollen die Schweizer Kirchen deshalb dieses Jahr das Thema "Demokratie und Menschenrechte" ins Zentrum stellen. Wir sind der Überzeugung, dass Grund- und Menschenrechte die notwendige Basis für eine funktionierende und an der Gerechtigkeit orientierten Demokratie sind. Ohne sie verliert Demokratie letztendlich das Vertrauen der Bevölkerung, weil allein politische Mehrheiten keine Garantie für die Rechte von Minderheiten bieten können. Schlussendlich profitieren wir alle davon, dass wir uns im Zweifelsfall an ein übergeordnetes Gericht wenden können, wenn wir unsere Rechte verletzt oder missachtet sehen.

Wir laden darum Gemeinden und Gläubige ein, am diesjährigen Menschenrechtstag, wo Ohnmacht, Flüchtlingsströme und Unmenschlichkeit in vielen Regionen dieser Welt (wieder) zur alltäglichen Erfahrung der Menschen geworden sind, sich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen. Weil Recht immer Menschenwerk und somit nicht unfehlbar ist, braucht es die Grund- und Menschenrechte. Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Vorweihnachtszeit und frohe Festtage in Ihren Familien und Gemeinden.

Gottfried Wilhelm Locher, Präsident des Rates Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund
Bischof Harald Rein, Christkatholische Kirche der Schweiz
Bischof Markus Büchel, Präsident Schweizer Bischofskonferenz

[datei14108]

[datei14111]

Ergänzend legen wir Ihnen eine Kollektenempfehlung zu Gunsten der Arbeit von ACAT nahe.

 

Ohne Achtung der Religionsfreiheit ist dauerhafter Frieden nicht möglich

Katholisch/evangelische Schweizer Delegation schliesst Solidaritätsreise in den Libanon ab

Die gemeinsame Delegation der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds (SEK) befindet sich seit Montag, 23. November 2015, auf einer Solidaritätsreise im Libanon. Sie hat am Donnerstag in Antelias bei Beirut in einem Mediengespräch eine schriftliche Erklärung zum Thema «[datei14109]» präsentiert. An der Spitze der Delegation stehen der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Markus Büchel, und Kirchenbundspräsident Pfarrer Gottfried Locher. Mit der Reise bekunden die beiden grossen christlichen Konfessionen der Schweiz ihre Solidarität mit den bedrängten christlichen Gemeinschaften in den Krisenländern des Nahen Ostens und ihr Engagement für Religionsfreiheit und Menschenrechte. Während ihres fünftägigen Besuchs im Libanon ist die katholisch/protestantische Delegation mit führenden Persönlichkeiten der christlichen und nichtchristlichen Gemeinschaften zusammengetroffen. In den Gesprächen ist immer wieder sichtbar geworden, dass die Christen solange ein besonders verletzliches Ziel von Gewalt und Terror bleiben werden, wie in den Ländern des Nahen Ostens kein dauerhafter Frieden hergestellt ist.

Die achtköpfige Delegation hat Projekte von katholischen und evangelischen Hilfswerken aufgesucht, wie eine armenisch-evangelische Schule in Beirut, die mit Unterstützung des Hilfswerks "Action Chrétienne en Orient" Flüchtlingskinder aufnimmt. Ausserdem begab sie sich nach Zahlé, wo mit Unterstützung des Hilfswerks "Kirche in Not" Flüchtlingsfamilien durch die örtliche melkitischkatholische Kirche betreut werden. In den Begegnungen mit Flüchtlingen wurde die Delegation mit dem beunruhigenden Umstand konfrontiert, dass die internationale Hilfe die christlichen Flüchtlinge übersieht. Im Unterschied zu anderen Flüchtlingen sind sie nicht in Zeltlagern untergebracht. Sie sind deshalb auf die Unterstützung der kirchlichen Werke angewiesen.

Religionsfreiheit und dauerhafter Frieden

In ihrer gemeinsamen Erklärung betonen die SBK und der SEK, dass ohne die Freiheit des Menschen in der gemeinschaftlichen und individuellen Religionsausübung und im Glauben keine wirklich menschliche Gesellschaft existieren kann. Die Religionsfreiheit ist deshalb eine unverzichtbare Ressource für die Zukunft einer multikulturellen Gesellschaft – in der Schweiz, in Europa, im Orient und anderswo.

Religionen sind für das gesellschaftliche Leben unerlässlich, nicht nur weil sie ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens sind, sondern auch weil sie für die Grundlage von Werten sorgen, die für das Leben einer Gesellschaft erforderlich sind. Es handelt sich um jene Werte, die allen ein Zusammenleben in Gerechtigkeit und Frieden ermöglichen. Die christlichen Werte des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung bieten dafür die entscheidenden Perspektiven. Vergleichbare Werte finden sich auch im Kern anderer Religionen.

Aufruf

Die kirchlichen Hilfswerke im Libanon leisten einen unverzichtbaren Dienst in der Versorgung und Unterstützung der Flüchtlinge. SBK und SEK appellieren an ihre Gläubigen und an die politisch Verantwortlichen der Schweiz, den bedrängten und verfolgten Glaubensgenossen beizustehen und in solidarischer Grosszügigkeit zu helfen. Kirchenbund und Bischofskonferenz bitten die Schweizer Kirchgemeinden und Pfarreien, in der Advents- oder Weihnachtszeit mit Spenden und einer Sonderkollekte solche Hilfe zu unterstützen, besonders der Werke "Action Chrétienne en Orient" (evangelisch) und "Kirche in Not" (katholisch).

Antelias bei Beirut, 26. November 2015
Walter Müller, Informationsbeauftragter SBK
Serge Fornerod, Leiter Aussenbeziehungen SEK