50 Jahre Katechetische Kommission Bistum Basel

2016 feiert die Diözesane Katechetische Kommission (DKK) des Bistums Basel ihr 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund fand am 8. September 2016 an der Theologischen Fakultät in Luzern eine Fachtagung statt. Sie stand unter dem Motto "Gestern ist VorMorgen". Denn Katechese ist zum eigenständigen Bereich der Kirche mit eigenen Fachpersonen geworden.

Die DKK des Bistums war nicht nur die erste diözesane katechetische Kommission in der Schweiz, sondern auch spannungsreicher Ort katechetischer Entwicklung in der Schweiz im 20. Jahrhundert. Der Austausch über die historische Dimension von katechetischen Denklinien und Konzepten wurde zur wichtigen Grundlage für Denken und Handeln, das auch künftig tragfähig ist.

Katechismus nicht mehr zeitgemäss

Zur Einführung referierte Monika Jakobs, Professorin für Religionspädagogik und Katechetik an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Unter dem Titel: "Themen, Personen, Konflikte" lenkte die Leiterin des Religionspädagogischen Instituts den Blick zurück in eine spannende und abwechslungsreiche 50-jährige Geschichte katechetischer Kommissionsarbeit im Bistum Basel. Die Geschichte der Basler Katechetischen Kommission (BKK) begann mit Bischof Franziskus von Streng (1884–1970), der von 1936 bis 1967 Basler Oberhirte war. Er hatte, selbst katechetisch tätig gewesen, von Anfang an ein grosses Interesse daran, Methoden und Lehrmittel des Religionsunterrichtes zu modernisieren. Er wollte, dass die neuesten pädagogischen Erkenntnisse in die Glaubensvermittlung einfliessen und dass der Bibel unter Berücksichtigung der Bibelwissenschaften ein eigener Stellenwert zukommt. Katechese in den 1960er-Jahren war weitgehend Unterweisung nach dem Katechismus, trotz der reformkatechetischen Bewegung der 1920er-Jahre, die auch in der Schweiz Einzug gehalten hatte. Die Bibel spielte kaum eine Rolle, ausser im schulischen Bibelunterricht, von dem sich die Katholiken abmelden konnten, wenn er nicht im katholischen Sinne erteilt wurde. Stufengerechtigkeit und Erfahrungsbezug waren religionsdidaktische Fremdwörter. Bischof Franziskus hatte bereits in den 1940er- Jahren Lehrmittel initiiert. So wurde 1941 mit dem "Religionsbuch für Schule und Familie" (Mösch/ Steiner) ein bibelkatechetisches Unterrichtsmittel geschaffen, immer mit dem Ziel, zum Katechismus hinzuführen. Nachdem es 1935 nicht gelungen war, einen schweizerischen Einheitskatechismus zu schaffen, brachte man 1948 einen erneuerten Basler Katechismus heraus. Doch die Zeiten des Katechismus und der damit verbundenen Lehrmethoden waren bald endgültig vorbei. Desinteresse von Seiten der Lernenden und Bedeutungslosigkeit für das eigene Leben prägten den Eindruck. Auch Bischof Franziskus hielt den Katechismus nicht mehr für zeitgemäss. Sein Anliegen war es, ein neues Lehrmittel zu erstellen – altersgemäss und biblisch orientiert – und eine Vereinheitlichung in der Katechese herbeizuführen. Dazu sollte es eine eigene katechetische Kommission geben, genauso wie das bereits für die Liturgie der Fall war.

Ab 1965 mit Ziel: Interdiözesane Lehrmittel

Am 27. September 1965 fand eine Orientierungskonferenz in Luzern statt: "Grosse Aufmerksamkeit erheischt die neue religionspädagogische Fragestellung sowie das Problem der Parallelität oder Verschmelzung von Bibel- und Katechismus-Unterricht. Die Prüfung all dieser Fragen ruft gebieterisch nach der Gründung einer schweizerischen und diözesanen katechetischen Kommission, ähnlich wie dies für die liturgischen Belange geschehen ist." Der Protokollauszug zeigt deutlich, dass die angekündigte diözesane Kommission ein Gegenstück in einer interdiözesanen haben sollte. Vorerst aber war man in Basel schneller. Im Januar 1966, immerhin 30 Jahre nach seinem Amtsantritt, schuf der Bischof eine katechetische Diözesankommission, die im Februar erstmals tagte. Im ersten Protokoll heisst es: "Mit einer leichten Verspätung eröffnete der Präsident der neubestellten katechetischen Diözesankommission (Prof. A. Gügler) um 14.30 die Sitzung im Institut. Als prominenten Gast der Konferenz begrüsste er zunächst den hochwürdigsten Gnädigen Herrn, der die Kommission, bestehend aus 13 Mitgliedern, mit bischöflichem Schreiben vom 9. Januar 1966 bestellt hatte." Die Frage nach einem geeigneten Lehrmittel, nach Vereinheitlichung des Religionsunterrichtes wurde zu den drängendsten Anliegen. Eine schweizerische Schulbibel wie auch ein gesamtschweizerisches Gesang- und Gebetbuch befanden sich in Vorbereitung. Aus deutschschweizerischem Blick angedacht war eine Interdiözesane Katechetische Kommission (IKK). Mit der Zeit vergrösserte sich das Umfeld der BKK. Ab Oktober 1967 wurde die IKK Realität. Ihr Auftrag war, einen Rahmenplan für die deutsche Schweiz zu erstellen und sicherzustellen, dass die Lehrmittel vereinheitlicht würden. 1968, zwei Jahre nach der Gründung, werden erstmals die DKK Chur und St. Gallen erwähnt. Das katechetische Umfeld vergrösserte sich. Die Geschichte des Grenchener Kreises kann hier nicht weitererzählt werden. Namentlich Othmar Frei war lange Mitglied der Basler Kommission. Der Grenchener Kreis war in der Folge verantwortlich für eine ganze Reihe von Publikationen: Nachfolgebücher des Mittelstufenbuches, Ringbücher mit dem Titel "Folge mir nach" wie auch andere Publikationen mit teils astronomisch hohen Auflagen. In der Sitzung vom 17. Januar 1967 wurde ein Reglementsentwurf diskutiert: "Es muss klar sein, dass die Kommissionsarbeit verbindlichen Charakter hat. Die Kommission ist das offizielle Organ des Bischofs für Prüfung und Entscheidung katechetischer Fachfragen." Dies kam dann nicht ins Statut, immerhin aber: "Sie untersteht unmittelbar dem Bischof, prüft und entscheidet katechetische Fachfragen". Ihre Zuständigkeit betrifft nicht nur den Religionsunterricht, sondern allgemein die Glaubensunterweisung der verschiedenen Altersstufen. Weiter heisst es in dem Reglement: Ihr Zweck sei die "Planung und Koordinierung der katechetischen Aufgaben und Bestrebungen im Bistum". Spezifische Aufgaben waren für verschiedene Schulstufen katechetische Richtlinien zu entwerfen, die Vereinheitlichung der Lehrmittel und die Einführung neuer, empfehlenswerter Lernhilfen. Die Frage, welchen Zweck und welche Kompetenzen die Kommission hat, war während 50 Jahren Dauerthema.

Gründung katechetischer Arbeitsstellen

Ab 1973 werden nach und nach katechetische Arbeitsstellen gegründet, beginnend in Luzern, später folgen Thurgau, Solothurn, Zug, Aargau, Bern, Basel-Landschaft. Das war als Stärkung der Katechese anzusehen. Das neue Reglement der BKK von 1980 bildete die neue Situation ab. Mit dabei die katechetischen Arbeitsstellen in den Bistumskantonen und weitere Mitglieder aus den Bistumskantonen, aus dem Seelsorge- und dem Priesterrat. Mit dieser Besetzung fungierte die Kommission zunehmend als Gremium für Vernetzung und Kommunikation. Damit ergab sich ein Problem ihrer Einordnung. Ein Bistumsgremium ist auf den Bischof und das Ordinariat bezogen, könnte also ein Fachgremium sein. Doch sind die einzelnen Mitglieder personalrechtlich in ihrer Kantonalkirche angestellt. Ab 1972 bis 1976 gehörte das Thema "Firmung" zu fast jeder Sitzung, was zur Herausgabe der "Hilfen zur Firmpastoral" führt. Später flackert die Diskussion auf unter dem Thema "Oberstufenunterricht", worauf beschlossen wird, das Projekt Firmung 17+ anzugehen. Ab 1991 diskutiert man über den ökumenischen Religionsunterricht und über den Versöhnungsweg nach der Erstkommunion.

Herausforderung Lernort Schule

Seit 1995 werden diözesane Besinnungs- und Begegnungstage für katechetisch Tätige organisiert. Zehn Jahre später entwickelt sich ein neues Bild: Die IKK wandelt sich nach einer tiefen Krise in das heute bestehende Netzwerk Katechese, in dem alle diözesanen Kommissionen und katechetischen Arbeitsstellen vertreten sind. Die Ausbildung nach ForModula ist auf dem Weg. Sie hat zu einer vorher fast nicht denkbaren Vereinheitlichung und standardisierten Ausbildung für Katecheten geführt. Festzustellen ist jedoch, dass mit dieser "Zentralisierung" (ForModula und Netzwerk Katechese) die Kommissionsarbeit wieder einen Aufschwung erlebt, indem Themen und Traktanden verbindlicher diskutiert werden. Interessant zu sehen, was sich im Laufe der Zeit praktisch verändert hat. Was 1966 Unterscheidung von Berufs- und Hilfskatecheten hiess, bedeutet unter den Bedingungen eines sich verschärfenden Personalmangels: Wieso machen alle möglichen Leute, für was sie nicht ausgebildet sind? Wie geht es weiter nach der ForModula-Ausbildung? Bezüglich Lernort Schule hiess es 1966: Der Bibel- und der Katechismusunterricht sollen nicht getrennt sein. Heute heisst es: Wie sieht es aus am Lernort Schule bei den neuen bekenntnisunabhängigen Fächern, die gewissermassen die Nachfolger des Bibelunterrichtes sind? Wie kann sich Kirche in Schule einbringen? Das aktuelle Projekt eines konfessionellen kompetenzorientierten Lehrplans, das vom Fachzentrum Katechese betreut wird, versucht einen Ansatzpunkt zu geben, was die deutschschweizerische katholische Kirche in der Volksschule anzubieten hat. Das Thema Vereinheitlichung ist geblieben. Verschärft stellt sich die Frage, wie man Interessierte für katechetische, religionspädagogische oder theologische Ausbildungen gewinnt. Durch die Entstehung von deutschschweizerischen Einrichtungen wie ForModula, dem Fachzentrum Katechese, dem Bildungsrat und nicht zuletzt dem interdiözesanen Leitbild "Katechese im Kulturwandel" (2009) sind letztlich auch die Aufträge und Kompetenzen einer diözesanen Kommission deutlicher geworden.

Als Kommission fachlich gefragt

Bischof und Ordinariat könnten die diözesane katechetische Kommission als Instrument nutzen, um in katechetischen Fragen gut informiert und gut beraten zu sein: Instrument für Verlautbarungen und Entscheidungen hoher Qualität und dienlich für die katechetische Tätigkeit. Vereinheitlichung und Zentralisierung gehen nicht von oben herab. Zentrale Gremien wie etwa die DOK oder das Netzwerk Katechese, eine zentrale Ausbildungsinstitution wie das RPI profitieren sehr davon, wenn eine Kommission einerseits abgestützte Aussagen und Meinungen für das Bistum vertreten kann und andererseits die zentralen Anliegen auf diesem Weg zum Bistum kommen. Die Aufgabe der Kommission ist es, über die Situation jederzeit sehr gut informiert zu sein und diese Informationen weiterzugeben. Ihre Aufgabe ist es, Meinungsbildungsprozessen konkrete Umsetzungsvorschläge folgen zu lassen und diese an entsprechender Stelle anzubringen. In einem Gremium, in dem man fachlich gefragt ist, in dem die Arbeit Veränderungen hervorbringt und dazu noch die Sitzungen gut geleitet sind, macht es Spass, mitzumachen!

Kreative Werkstattarbeit

Nach einem weiteren Referat von Eva Ebel1 nahmen drei Personen aus ihrer Sicht Stellung zu je einem Leitsatz, und die Anwesenden sprachen in kleinen Gruppen über die 12 Leitsätze. Anregungen zur Katechese in Zukunft vermittelten kreative Werkstattarbeiten.2 Zum Abschluss betonte Diözesanbischof Felix Gmür, dass wir "in unseren Lebensräumen mit den Menschen unterwegs sind und Freude und Leid teilen. Hier sind wir alle berufen, Zeuginnen und Zeugen des Glaubens zu sein."

 

 

1 Zum "Leitbild Katechese im Kulturwandel" äusserte sich Dr. Eva Ebel, Professorin für Religionspädagogik am Institut Unterstrass an der Pädagogischen Hochschule Zürich. Ihre eindrücklichen Statements aus evangelisch-reformierter Sicht zum derzeitigen Grundlagenpapier für die katechetische Arbeit in den deutschsprachigen Bistümern der Schweiz werden voraussichtlich im Frühjahr 2017 in der SKZ abgedruckt.

2 Weitere Berichte finden sich auf www.reli.ch von M. Wakefield zu Katechese im Miteinander der Generationen, von Kuno Schmid zum RU in der Schule, von Nicola Neider Amman zum sozialen Engagement für MigrantInnen, von Moni Egger mit Denkanregungen für eine zukunftsgerichtete Katechese, Christoph Gellners Beitrag zur Gemeindekatechese in dieser SKZ-Nummer und Joachim Köhn zu den Veränderungen katechetischer Handlungsfelder in (neuen) pastoralen Räumen.

Joachim Köhn-Bamert

Dr. Joachim Köhn-Bamert ist Pastoralverantwortlicher im Bistum Basel und Verantwortlicher des Ordinariats in der Diözesanen Katechetischen Kommission.