Zur Pariser UN-Klimakonferenz

Nimmt man die Enzyklika "Laudato si’" (= LS) ernst, dann kann die Diskussion über eine ganzheitliche Ökologie und damit über die Ziele der UN-Klimakonferenz, die vom 30. November bis 11. Dezember 2015 in Paris stattfindet, nicht mehr gleich geführt werden wie früher. Am 26. Oktober 2015 fassten Kardinäle, Patriarchen und Bischöfe Forderungen aus Sicht der katholischen Kirche zusammen und richten folgende zehn Appelle an die Klimakonferenz in Paris, eingedenk der Tatsache, dass das Klima "ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle" ist (vgl. LS 23).

Die zehn Appelle

1. nicht nur die technische, sondern besonders auch die ethische und moralische Dimension des Klimawandels zu berücksichtigen (...).

2. zu akzeptieren, dass das Klima und die Atmosphäre globale Gemeingüter sind, die allen gemeinsam gehören und auch für alle geschaffen sind.

3. ein gerechtes, transformierendes und verbindliches globales Abkommen zu verabschieden, welches auf unserer Vorstellung einer Welt basiert, die die Notwendigkeit erkennt, im Einklang mit der Natur zu leben und die Durchsetzung der Menschenrechte für alle zu garantieren (…).

4. die Erderwärmung nachhaltig einzugrenzen und das Ziel einer kompletten Entkarbonisierung bis zur Mitte des Jahrhunderts zu fixieren, um höchst klimasensible Völker wie die auf den pazifischen Inseln und in Küstenregionen zu schützen.

  • sicherzustellen, dass die Temperaturschwelle in einem gesetzlich verbindlichen Abkommen verankert ist (…).
  • zu gewährleisten, dass das Emissionsverhalten mit dem Ziel der Entkarbonisierung in Übereinstimmung steht (…).

5. neue Entwicklungs- und Lebensstilmodelle zu entwickeln, die klimafreundlich sind, Ungerechtigkeit überwinden können und es schaffen, Menschen vor Armut zu bewahren (…).

6. den Zugang der Menschen zu Wasser und Land zu sichern, um Klima-widerstandsfähige, nachhaltige Nahrungssysteme aufzubauen, die solche Lösungen bevorzugen, die sich an den Menschen statt an Profiten orientieren.

7. die Einbeziehung und Teilhabe der Ärmsten, Gefährdetsten und Betroffensten auf allen Ebenen des Entscheidungsprozesses sicherzustellen (…).

[Die Appelle 8–10 beinhalten Prozesse, die der Umsetzung der genannten Punkte dienen.]

All diese Punkte erfordern ein aufrichtiges ökologisches Bewusstsein und eine ihm entsprechende Umweltbildung (LS 202–215).

Ein adventliches Fasten ist angesagt

Früher waren der Advent und die Fastenzeit mitdem Bestreben zu Enthaltsamkeit, Besinnung und Verzicht verbunden. Solche Aspekte gehen heute, wo das Weihnachtsgeschäft bereits im Herbst einsetzt, schnell vergessen. Was scheinbar überholt ist, wird heute angesichts unserer westlichen Lebensweise, welche nur auf Kosten ärmerer Menschen und Gegenden möglich ist, wieder aktuell. Papst Franziskus betonte dabei im September 2015 vor der UNO in New York, dass Raubbau an der Umwelt mit der Ausgrenzung zahlreicher Menschen einhergehe. Sollte uns das nicht ein bisschen auf den Magen schlagen? 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.