Zukunft braucht Nahrung

Die Ökumenische Kampagne von Fastenaktion und HEKS beginnt ihren neuen Dreijahreszyklus mit dem Thema «Hunger frisst Zukunft». Im Fokus der ersten Kampagne steht die gute Ernährung für Kinder.

Zugang zu Ressourcen: Kleinbäuerliche Betriebe müssen Zugang zu Land, Wasser und Saatgut erhalten, um den Anbau von Produkten betreiben zu können, die sie selber konsumieren können. (Bild: zvg)

 

Laut der UNO soll bis 2030 kein Mensch mehr hungern. Doch die neuesten Zahlen ihrer Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) sind alarmierend. Jährlich sterben rund zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren an Unterernährung. Über drei Milliarden Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten, und etwa zehn Prozent der Weltbevölkerung hungert.

Im Globalen Süden verschärfen Konflikte, Klimawandel und Profitgier die Hungerkrise, die ganze Generationen ihrer Zukunft beraubt. Gleichzeitig verschwenden wir Lebensmittel in enormem Umfang und stellen immer höhere Ansprüche. Unsere diesjährige Kampagne «Hunger frisst Zukunft» zeigt, dass Hunger und Mangelernährung Millionen Menschen daran hindern, ihr Potenzial auszuschöpfen. Damit bleiben auch kommenden Generationen die Chancen auf ein würdiges Leben verwehrt.

Fasten als Chance zur Reflexion

Fasten wird oft mit dem Verzicht auf Genussmittel gleichgesetzt. Wir geben uns regelmässig der Völlerei hin und sind bereit, kurzzeitig mal auf Alkohol, Fleisch oder Süsses zu verzichten. Das hilft aber nur uns selbst. Die christliche Fastentradition hingegen geht über dieses individuelle Entsagen hinaus. Die geistige Dimension des Verzichts soll uns öffnen für die Not anderer, für das, was uns im Alltag übersteigt und uns dem Göttlichen näherbringt. Die Gründer vieler Weltreligionen fasteten vor grossen Entscheidungen. Auch wenn wir nicht den Anspruch haben, eigenhändig die Welt neu zu ordnen, so können wir doch einiges dazu beitragen, Krisen zu entschärfen – sowohl während als auch nach der Fastenzeit.

Genug für alle – aber ungerecht verteilt

Weltweit wird genügend Nahrung produziert, um alle Menschen zu ernähren. Der Hunger auf der Welt liegt nicht am Mangel an Nahrung, sondern an der ungleichen Verteilung.
Die Ursache liegt oft in einem Wirtschaftssystem, das auf Gier ausgerichtet ist. Agrarkonzerne lassen im Globalen Süden billig für den Weltmarkt anbauen, während der lokalen Bevölkerung nur einseitige Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais oder Maniok bleiben, die keine essenziellen Nährstoffe liefern. Derweil betrachten wir hierzulande Erdbeeren im Dezember als selbstverständlich.

Warum akzeptieren wir ein System, das solch eklatantes Unrecht zulässt? Wir tragen eine Verantwortung, dem entgegenzutreten. Die christliche Tradition ist eindeutig: Ob Manna in der Wüste, die Speisung der Fünftausend oder das Brotbrechen beim letzten Abendmahl – das alles unterstreicht die Bedeutung von Nahrung als Symbol für soziale Wertschätzung, das Menschen über Kulturen und Generationen hinweg verbindet.

Eine Welt ohne Hunger ist möglich

Um dem Hunger entgegenzuwirken, ist ein Wandel des Landwirtschaftssystems erforderlich. Statt auf den Export für den Weltmarkt zu setzen, sollte die lokale Produktion gestärkt werden. Nachhaltige Anbaumethoden auf kleinbäuerlichen Betrieben müssen gefördert werden. Dies erfordert sowohl finanzielle Investitionen wie auch politische und soziale Reformen.

Die Fastenzeit bietet uns die Gelegenheit, über unser Konsumverhalten nachzudenken. Regionaler und saisonaler Einkauf, Fairtrade-Produkte und weniger Verschwendung sind konkrete Schritte, die wir umsetzen können. Diese Gewohnheiten, in der Besinnlichkeit der Fastenzeit eingeübt, tragen dazu bei, langfristig eine gerechtere Welt zu schaffen.
Eine Welt ohne Hunger ist erreichbar, wenn wir solidarisch handeln – heute, morgen und über die Fastenzeit hinaus.
 

Fanny Bucheli

 

Mehr über die Ökumenische Kampagne 2025 und wie sie unterstützt werden kann unter www.sehen-und-handeln.ch


Fanny Bucheli

Fanny Bucheli betreut bei Fastenaktion die Kommunikation der Ökumenischen Kampagne. Als freie Journalistin hat sie in Asien gelebt und zu Wirtschaft, Gesellschaft, Touristik und Frauenthemen geschrieben.