Werke und Briefe der Kirchenlehrerin Teresa von Ávila – ein neues Standardwerk

Werke und Briefe der Kirchenlehrerin Teresa von Ávila – ein neues Standardwerk

Teresa von Ávila: Werke und Briefe. Gesamtausgabe. Band I: Werke; Band II: Briefe. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Ulrich Dobhan OCD und Elisabeth Peeters OCD. Geleitwort von Mariano Delgado. (Verlag Herder) Freiburg-Basel-Wien 2015, 1915 + 1344 S.

Rechtzeitig zum grossen 500-Jahr-Jubiläum der Kirchenlehrerin Teresa von Ávila veröffentlichte der Herder-Verlag eine wissenschaftliche Gesamtausgabe der Werke und Briefe der Heiligen in deutscher Übersetzung gemäss der neuen deutschen Rechtschreibung und auf Dünndruckpapier, mit einem soliden Schuber, einem hilfreichen Glossar sowie einem Personen- und Ortsregister und Karten. Die zahlreichen Fussnoten geben Einblicke in verschiedene Textversionen, weisen auf von Teresa von Ávila benützte Quellen oder auf andere Texte der Autorin hin und geben auch für das Verständnis des jeweiligen Inhalts wertvolle Hinweise. Jedem der Werk Teresas ist eine ausführliche Einführung vorangestellt, eine umfangreiche Bibliografie ergänzt das nach neuesten Methoden erarbeitete Werk, so dass dieses international eine einzigartige Quellenveröffentlichung ist. Erstmals werden die beide Fassungen des "Weges der Vollkommenheit" im Vergleich gegenübergestellt. Warum lohnt sich die Beschäftigung mit dem Werk von Teresa von Ávila – und das gerade heute? Teresa gilt, wie Mariano Delgado im Geleitwort betont, zu jenen Gestalten der Kirchengeschichte, die als "geistiges Kulturerbe" oder als "eine Ehre für das Menschengeschlecht" zu betrachten sind. Sie verwendete eine neue Sprache mit kräftigen Bildern aus dem Alltag, genährt von gesundem Menschenverstand. Was braucht die Kirche mehr? Sie zeigt das "zarte Liebeswerben eines Gottes, der, weil er die immer sprudelnde Quelle der Liebe und der Gnade ist, die Initiative ergriffen hat, als guter Hirt bei uns zu wohnen und mit unendlicher Geduld und Barmherzigkeit auf die freiwillige Hingabe unserer Liebe zu warten. Denn als sein Ebenbild sind wir zur Freiheit und zur ‹Liebesheirat› mit ihm berufen!" (M. Delgado). Als Lehrmeisterin des "inneren Betens" lud sie gegen viele Widerstände zum Verweilen bei Gott ein. Diese Einladung hinterlässt sie uns auch heute. Sie war aber nicht nur eine Frau der Kontemplation, sondern auch der Tat, wie etwa ihr Ordenseintritt und ihre Klosterreform zeigt. Ein Vorbild für Hartnäckigkeit, Geduld und Bescheidenheit auch heute!

 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.