Von Hans Wüst zu Luc Humbel – die RKZ wählt einen neuen Präsidenten

An ihrer letzten Plenarversammlung der Amtsperiode wählte die RKZ Luc Humbel (AG) zum Präsidenten für die nächsten zwei Jahre. Erstmals erhält die RKZ zudem zwei Vizepräsidentinnen. Wichtigstes Sachgeschäft waren die Beschlüsse über die Verteilung der Mitfinanzierungsbeiträge von 8,5 Millionen Franken für gesamtschweizerisch finanzierte pastorale Aufgaben.

Alle zwei Jahre führt die RKZ Erneuerungswahlen für ihre Gremien durch. Dieses Mal stand die Wahl eines neuen Präsidenten im Zentrum. Hans Wüst (SG), der dieses Amt während vier Jahren ausgeübt hat, beendet gleichzeitig mit seinem Amt als Präsident der kantonalkirchlichen Exekutive in St. Gallen auch sein Amt als Präsident der RKZ. Zum Nachfolger wurde Luc Humbel gewählt. Der als Anwalt tätige Jurist ist seit 2010 Präsident des Aargauer Kirchenrates und war in der letzten Amtsperiode Vizepräsident der RKZ.

Zwei Vizepräsidentinnen

In ihrem Amt bestätigt wurde Susana Garcia (VD) als welsche Vizepräsidentin. Ihr deutschschweizerisches Pendant ist neu Renata Asal-Steger (LU), sodass erstmals in der Geschichte der RKZ zwei Frauen die Vizepräsi-dien innehaben. Neu ins fünfköpfige Präsidium aufgenommen wurde Thomas Franck (SG). Er ist seit einigen Jahren Mitglied der Paritätischen Planungs- und Finanzierungskommission (PPFK), welche für die Mitfinanzierung der pastoralen Aufgaben auf schweizerischer Ebene zuständig ist. Mit seiner Wahl ist diese sehr wichtige Kommission wieder im Präsidium vertreten. Im Amt bestätigt wurde Benno Schnüriger (ZH), der zugleich die Kommission für Staatskirchenrecht und Religionsrecht der RKZ präsidiert.

Zahlreiche Kommissionssitze und Delegationen

Für die übrigen Kommissionen und Delegationen stellten sich insgesamt rund 30 RKZ-Delegierte zur Wahl bzw. Wiederwahl. Bedenkt man, dass die Zentralkonferenz nur rund fünfzig Delegier-te umfasst (je zwei pro Kanton bzw. Halbkanton), heisst das, dass 60 Prozent aller RKZ-Delegierten ein zusätzliches Amt bekleiden. Aus RKZ-Sicht ist dies sehr erfreulich, zumal jedes dieser Ämter einen vertieften Einblick in einen Sachbereich gibt und die Identifikation mit dem Auftrag der RKZ verstärkt.

Mitfinanzierung: Bündelung der Kräfte schreitet voran

Die jährliche Genehmigung von Leistungsvereinbarungen, Betriebs- und Projektbeiträgen für pastorale Institutionen auf gesamtschweizerischer oder sprachregionaler Ebene ist mehr als ein reines Finanzgeschäft. Sie gibt Gelegenheit, sich mit Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen zu befassen. Erfreulicherweise konnte dabei zur Kenntnis genommen werden, dass Projekte, die eine Konzentration der Kräfte zur Erhöhung der Wirksamkeit und der Effizienz zum Ziel haben, sich positiv entwickeln: Die drei sprachregionalen Medienzentren haben 2015 ihre Arbeit aufgenommen und sind daran, auch ihre Zusammenarbeit zu intensivieren. Für die Jugendpastoral in der Deutschschweiz wurde ein Kompetenzzentrum eröffnet, das vier Institutionen zusammenfasst. Im Bildungsbereich gibt es mit dem Centre catholique-romand de formations en Eglise (CCRFE) und dem Theologisch-Pastoralen Bildungsinstitut (TBI) in Freiburg und in Zürich neu je einen sprachregionalen Bildungsanbieter, und durch die Anbindung des Fachzentrums Katechese an das Religionspädagogische Institut an der Universität Luzern wird dort ein Schwerpunkt im Bereich Katechese und schulischer Religionsunterricht gesetzt.

Auch bei der Empfängerin des grössten Mitfinanzierungsbeitrags, der Schweizer Bischofskonferenz mit ihrem Generalsekretariat und ihren Gremien, ist die Reorganisation des Generalsekretariates weiter vorangeschritten. Mit einem umfassenden Strategie-und Strukturentwicklungsprozess wird zudem eine Ausrichtung der Arbeit auf eine überschaubare Zahl von Zielen und Tätigkeitsfeldern angestrebt.

Diese Bündelung wirkt sich auch finanziell aus: Von den 8,5 Millionen Franken, welche die RKZ (7,5 Mio.) und Fastenopfer (1 Mio.) zur Verfügung stellen, gehen mehr als 6,5 Millionen an die genannten Kompetenzzentren und an die Schweizer Bischofskonferenz. Gleichzeitig wird der Verteilung der Mittel auf die Regionen Rechnung getragen. So befinden sich diese Zentren an unterschiedlichen Orten: St. Gallen, Zürich, Luzern, Lugano, Freiburg und Lausanne.

Urheberrechtsentschädigungen: Erhebungen im Bereich Kirchenmusik

Auf der Tagesordnung der Plenarversammlung stand ferner das Thema Urheberrechtsentschädigungen. Die RKZ ist im Auftrag der ganzen katholischen Kirche in der Schweiz seit vielen Jahren Vertragspartnerin unterschiedlicher Urheberrechtsverwertungsgesellschaften, wofür sie jährlich 530 000 Franken aufwendet. Es geht um Bereiche wie Kirchenmusik, Fotokopien (z. B. im Bereich Katechese/Religionsunterricht), audiovisuelle Medien oder Erstellung von digitalen Pressespiegeln.

Zusätzlich zur Entschädigungspflicht haben die Urheberrechtsnutzer auch die effektive Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke zu erheben und zu dokumentieren. Dafür ist die RKZ im Bereich Kirchenmusik auf die Pfarreien und Kirchgemeinden, insbesondere auf Kirchenmusikerinnen und Mitarbeitende in den Sekretariaten, angewiesen. Um deren Arbeit zu erleichtern und die Qualität der erhobenen Daten sicherzustellen, hat die RKZ gemeinsam mit dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund eine neue Webapplikation programmieren lassen, die am 15. Dezember 2015 aufgeschaltet wurde: musica-sacra.net

In diesem Zusammenhang gibt es auch eine Informationskampagne, welche auf die neue Webseite aufmerksam macht und all jenen, die sich an den Erhebungen beteiligen, für die damit verbundene Arbeit dankt (vgl. www.rkz.ch/was-wir-finanzieren/urheberrechte/).

Bauland und Immobilien in kirchlichem Besitz – wie nutzen wir sie?

Im thematischen Teil der Versammlung befasste sich die RKZ mit dem Thema Bauen und Immobiliennutzung, welches für die katholischen Körperschaften in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Drei Fallbeispiele aus den Kantonen Genf, Aargau und St. Gallen zeigten, wie vielfältig und unterschiedlich die Herausforderungen sind: Geht es im Kanton Genf darum, mit Hilfe der Erträge aus Immobilien die Pastoral mitzufinanzieren, engagiert sich die katholische Kirche im Aargau für faires Wohnen. Eine Wohnbaugenossenschaft soll Voraussetzungen für Wohnformen schaffen, die der Familienvielfalt und der Generationensoldarität Rechnung tragen. Der katholische Konfessionsteil des Kantons St. Gallen hingegen hat insbesondere die Aufgabe, im Stiftsbezirk das grosse Erbe einer 1400-jährigen Geschichte zu erhalten. Dabei soll gewährleistet bleiben, dass dieses historische Erbe auch in Zukunft mit kirchlichem, kulturellem, wissenschaftlichem, schu-lischem, gesellschaftlichem, politischem und touristischem Leben erfüllt bleibt. Im letzten Kurzreferat zum Thema stellte Kurt Aufdereggen, Mitarbeiter von oeku – Kirche und Umwelt, das Umwelthandbuch für Kirchgemeinden «Es werde grün» / «Paroisses vertes» vor. Es hat durch die Umweltenzyklika von Papst Franziskus noch an Bedeutung gewonnen, gibt diese doch der Ökologie einen hohen Stellenwert im wLeben und im Engagement der Kirche.

Stabsübergabe von Hans Wüst an Luc Humbel

Amtsübergaben am Ende einer Legislaturperiode sind immer auch Gelegenheit für Standortbestimmung, Dank und Ausblick in die Zukunft.

Hans Wüst: gemeinsam Kirche sein

In der Eröffungsansprache zur letzten von ihm präsidierten Plenarversammlung nahm Hans Wüst Bezug auf das neue Dokument der deutschen Bischöfe zum Thema «Gemeinsam Kirche sein» und die Rede des Papstes zum 50-jährigen Bestehen der Bischofssynode. Darin sagte Franziskus, die heutige Welt verlange von der Kirche eine «Steigerung ihres Zusammenwirkens in allen Bereichen». Genau dieser Weg der Synodalität, des gemeinsamen Vorangehens, sei das, «was Gott von der Kirche des dritten Jahrtausends erwartet». Für den Anteil der RKZ am künftigen gemeinsamen Weg in der Schweizer Kirche verwies Hans Wüst auf das Statut der RKZ, das zum «Dialog mit der Schweizer Bischofskonferenz verpflichtet» und auf das Strategiepapier 2012–2015, welches das «Eintreten für Zusammenarbeit und Solidarität im Dienst einer glaubwürdigen und zeitgemässen Kirche» ins Zentrum stellt.

Luc Humbel: das Engagement nicht verstecken

Nach seiner Wahl verband Luc Humbel seinen Dank mit der Überzeugung, dass die «Arbeit von engagierten Christen in den Pfarreien, in den Spitälern, im Gefängnis, in Asylunterkünften oder etwa in kirchlichen Sozialdiensten eine immense Bedeutung für unsere Zivilgesellschaft hat. Gerade in der heutigen Zeit ist es unabdingbar, dieses Engagement beim Namen zu nennen. Wir müssen und dürfen uns mit unserem Engagement nicht verstecken. Mehr noch sind wir es den Steuerzahlenden schuldig, über die effektive Mittelverwendung Rechenschaft abzulegen. Weiter verlangen etwa die Not der Menschen auf der Flucht, aber auch die Verunsicherung der hier schon beheimateten Menschen danach, dass eine Gesellschaft mit ihren Werten Halt bieten kann. In der Schweiz sind dies vorab christliche Werte. Es darf und muss für alle Teile der Gesellschaft spürbar sein, dass in diesem Land Christen leben.» Als Präsident wolle er sich «dafür und für eine in diesem Sinne gut aufgestellte Kirche Schweiz unter Mitwirkung und Verantwortung der Laien einsetzen».

Susana Garcia: pilgernd unterwegs in bewegter Zeit

Als Vizepräsidentin hatte Susana Garcia die Aufgabe, die vierjährige Präsidentschaft von Hans Wüst zu würdigen. Sie zeigte auf, wie viele wichtige Projekte unter seiner Leitung vorangebracht wurden: Die RKZ musste sich mit dem «Vademecum» und der damit ausgelösten Kontroverse befassen. Sie führte einen neuen Beitragsschlüssel ein, erneuerte ihr Erscheinungsbild und verstärkte die Kommunikation. Zudem engagierte sie sich beim Aufbau der sprachregionalen Medienzentren, der Kompetenzzentren für kirchliche Bildung sowie für das Kompetenzzentrum Jugendpastoral. Vor allem aber wurde die Ablösung des Inland-Engagements des Fastenopfers durch höhere RKZ-Beiträge beschlossen und eingeleitet. Das wichtigste Thema aber war die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit der SBK. Dazu hielt Susana Garcia fest: «Mit viel Einsatz und Umsicht hast Du zur Suche nach konsensfähigen Lösungen beigetragen – zwischen SBK und RKZ, aber auch innerhalb unserer Konferenz.»

Dass es Hans Wüst gelang, die Arbeit der RKZ «trotz der Fülle der Geschäfte mit Ruhe und Umsicht zu leiten, zügig, aber nie hastig», habe vielleicht etwas damit zu tun, dass er parallel zum Weg der RKZ auch einem anderen Weg gefolgt sei: dem Weg der Pilger nach Santiago di Compostela. Jährlich hat er zusammen mit seiner Frau und Grosskindern eine Etappe zurückgelegt, teils zu Fuss, teils mit dem Velo. Dieser Pilgerweg sei ihm wichtig – auch als Erfahrung des Miteinander- Unterwegsseins, als Familie und als Kirche. Ihren Rückblick beendete Susana Garcia mit einem Wunsch: «Nimm auch unseren Dank auf diesen Weg mit, und wenn Du ab und zu Zeit für ein kleines Pilgergebet für unsere Kirche und unsere RKZ hast, kann das sicher nicht schaden. Denn auch wir bleiben miteinander unterwegs!»

Zürich, 4. Dezember 2015
Daniel Kosch

Daniel Kosch

Daniel Kosch

Dr. theol. Daniel Kosch (1958) ist seit 2001 Generalsekretär der Römisch- Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz. Zuvor leitete er während rund 10 Jahren die Bibelpastorale Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kirchenfinanzierung, Kirchenmanagement und Staatskirchenrecht.