Die Schweizerische Kirchenzeitung erschien erstmals am 30. Juni 1832, privat herausgegeben von einem 1831 von Luzerner Geistlichen gegründeten katholischen Verein. Er fand seine Mitglieder im Deutschschweizer Klerus, aber auch bei Politikern des katholisch-konservativen Spektrums wie etwa Joseph Leu, inspiriert durch den Gebetsverein des 1832 verstorbenen Niklaus Wolf von Rippertschwand. Die Gründung einer dezidiert katholischen Zeitung als «Gegengift zum irreligiösen Gift» fand rege Beachtung, stiess im beginnenden Kulturkampf der 1830er-Jahre aber auch schnell auf Widerstand. So setzte sich Augustin Keller, der 1831 bis 1834 Lehrer am Gymnasium in Luzern war und später als Aargauer Bildungsdirektor der Anführer der Kulturkämpfer gegen die katholische Kirche sein sollte, dafür ein, dass der erste Hauptredaktor der SKZ, Melchior Schlumpf, 1835 inhaftiert und aus dem Kanton Luzern ausgewiesen wurde. Schlumpfs Nachfolger, Kaplan Maximilian Zürcher, konnte davon profitieren, dass die Luzerner Bevölkerung anlässlich der Verfassungsrevision von 1841 den Katholisch-Konservativen zum Sieg verhalf. Die Schonfrist für die SKZ war aber nur kurz. Im Sonderbundskrieg musste die SKZ 1847 ihr Erscheinen einstellen, und nach der Gründung des liberalen Bundesstaats hatte die SKZ im wieder liberal gewordenen Luzern 1848 keinen Platz mehr.
Weiterführung in Solothurn
1848 erschien die SKZ deshalb in Solothurn, betreut vom geistlichen Stadtbibliothekar Peter Hänggi und begleitet vom späteren Basler Bischof Friedrich Fiala. Die klare Linie der SKZ wurde weitergeführt, aber weit moderater als in Luzern. Als Hänggi 1854 aus Altersgründen zurücktrat, konnten der Basler Bischof Karl Arnold-Obrist und der päpstliche Geschäftsträger in Luzern, Giuseppe Maria Bovieri, den Solothurner Theodor Scherer-Boccard dazu bewegen, 1855 die SKZ-Redaktion zu übernehmen. Als Gründer und erster Präsident des Piusvereins und der Inländischen Mission war er wohl der wichtigste Laie im 19. Jahrhundert, der auch bereit war, aus eigenen Mitteln den Weiterbestand der SKZ zu sichern. Nach seinem Rücktritt trugen 1881 bis 1899 fünf geistliche Redaktoren die Verantwortung für die SKZ, und zwar immer noch unter prekären finanziellen Verhältnissen.
Bindung an die Theologische Lehranstalt
Schon ab 1890 veröffentlichte der Basler Bischof Leonhard Hasler seine amtlichen Mitteilungen in der SKZ und schrieb den Pfarrämtern den Bezug der SKZ vor. Ab 1900 übernahm er die ganze Verantwortung und übertrug die Leitung der SKZ der Theologischen Lehranstalt Luzern. Dadurch erhielt die SKZ einen mehr wissenschaftlichen Charakter, eine Ausrichtung, die so bis Ende 2017 weitergeführt wurde. Die Theologische Lehranstalt garantierte Kontinuität. Albert Meyenberg versah die Redaktion von 1900 bis 1923, ab 1912 von Viktor von Ernst unterstützt, der ab 1924 bis 1951 seinerseits die Hauptverantwortung für die SKZ trug. Meyenberg, der die SKZ als kirchenpolitische, wissenschaftliche und pastorale Rundschau gestalten wollte, machte mit seinen zahlreichen Beiträgen, besonders mit seinen Kommentaren zum Ersten Weltkrieg, die SKZ zum Medium der kirchlichen und weltlichen Tagespolitik, so dass die SKZ über die Schweizer Grenzen hinaus wahrgenommen wurde.
Umbrüche vor und nach dem Konzil
Die SKZ-Redaktion widmete Ende 1932 eine ganze Nummer ihrem 100-Jahr-Jubiläum. Geleitworte der Bischöfe von Basel, Chur, St. Gallen und Sitten zeigten auf, dass die vom Bistum Basel getragene SKZ eine Ausstrahlung in die ganze Deutschschweiz hatte. Dabei waren die Redaktoren nicht immer unumstritten. So musste Alois Schenker 1953 die Hauptredaktion nach einem Angriff auf die katholische Studentenverbindung «Renaissance» und auf den damals als progressiv geltenden Hans Urs von Balthasar abgeben. 1967, in der bewegten Nachkonzilszeit, forderte ein Theologiestudent den eher konservativen Alleinredaktor Johann Baptist Villiger auf, sein Amt als SKZ-Redaktor aufzugeben.
Deutschschweizer Fach- und Amtsblatt
Das Zweite Vatikanischen Konzil wertete die Bischofskonferenzen auf, was auch die Schweizer Bischöfe bewog, enger zusammenzuarbeiten. Eine Frucht davon war die Erweiterung der Trägerschaft der SKZ auf Anfang 1968. Herausgeber wurden die drei Ordinariate der Bistümer Basel, Chur und St. Gallen. Sie schrieben den Bezug der grafisch umgestalteten SKZ für alle Pfarrämter, Pfarrrektorate und -vikariate sowie für die selbständigen Kaplaneien als obligatorisch vor. 1970 schlossen sich die Diözesen Sitten und Lausanne-Genf-Freiburg für ihre deutschsprachigen Teile ebenfalls der SKZ an. Mit der Umwandlung der SKZ zu einer Deutschschweizer Zeitschrift wurden Johann Baptist Villiger ab 1968 die beiden Mitredaktoren Karl Schuler und Ivo Fürer zur Seite gestellt – beides Promotoren von Konzil und Synode 72. Die Zusammenarbeit spielte sich gut ein, auch wenn die Mitredaktoren der SKZ einen offeneren Zweck anpeilten: «dem Seelsorger das tägliche Brot für seinen geistigen Tisch [zu] reichen» und Anregungen auf allen Gebieten des kirchlichen und vor allem priesterlichen Lebens anzubieten.
Das Jahr 1975 war ein wichtiger Einschnitt, weil die Herausgeberschaft erstmals einen vollamtlichen Redaktionsleiter einstellte. Der promovierte Laientheologe Rolf Weibel sah die Aufgabe vor allem als Vermittler, um die kirchliche Wirklichkeit zur Sprache bringen zu können. Diese neue und offene Kommunikationsauffassung bestimmt die SKZ bis heute, wurde aber vor allem vom Bistum Chur in der Zeit zwischen dem Amtsantritt von Bischof Wolfgang Haas 1988 und der Emeritierung von Bischof Vitus Huonder 2018 nicht mitgetragen. Neben den drei Redaktoren wurde 1968 bis 1984 auch eine zehnköpfige Redaktionskommission mit Vertretern aus den drei Herausgeberbistümern geführt. Dieses durch viele Wechsel eher schwerfällige Gremium wurde 1984 aufgelöst. Seit 2001 bilden die drei ehrenamtlichen Mitredaktoren die Redaktionskommission.
Umbrüche
Seit 1995 gab es einige Verlagswechsel. Die grossen Veränderungen bewogen die Herausgeberkommission, 2001 den Titel SKZ zugunsten des Vereins Schweizer Bischofskonferenz ins schweizerische Markenregister einzutragen. 2005 verzichtete der LZ Fachverlag als Nachfolger des Räber-Verlags endgültig auf die Titelrechte. Die seit längerem mögliche digitale Informationsbeschaffung führte dazu, dass die SKZ als Dokumentationsorgan auf den ersten Blick überflüssig wurde. In den letzten 50 Jahren halbierte sich die Abonnentenzahl parallel zum Rückgang der früher noch zahlreichen Priester. Diese Aboverluste konnten nicht durch Neubestellungen von Laientheologinnen und -theologen und weiteren Interessierten wettgemacht werden. Die Einbrüche im Inseratemarkt verschärften die finanzielle Situation.
Neuaufbruch
Die Veränderungen im Medienverhalten und der Kostendruck führten dazu, dass die Redaktion und die Herausgeberkommission sich ab 2014 grundsätzliche Gedanken zur Zukunft der SKZ machten. Die Arbeiten einer Spezialkommission unter Beizug von externen Fachleuten und eine 2016 lancierte Umfrage führten schliesslich zu einer Neupositionierung der SKZ. Seit 2018 erscheint die SKZ im Brunner Verlag in Kriens. Seither bilden eine Geschäftsführerin und zwei Fachredaktorinnen die Redaktion, wie gewohnt begleitet durch eine Redaktionskommission. Über die bisherigen Zielgruppen hinaus will man neu auch Religionspädagoginnen und Katecheten im Sinne einer Mitarbeiterzeitschrift ansprechen, dazu auch vermehrt Ordensleute, Mitglieder von kirchlichen Vereinen und Verbänden und Mitglieder staatskirchenrechtlicher Gremien. Die personelle Aufstockung sollte inhaltlich die Bandbreite der Themen und das Spektrum der Meinungen in den Zielgruppen besser abbilden. Die SKZ will mit dem neuen Konzept und einem neuen Kleid multimedialer und praxisorientierter daherkommen.1 Die auffälligsten Neuerungen sind im Vergleich zur «alten» SKZ vor 2018 die nun durchgehend vierzehntägliche anstatt wöchentliche Erscheinungsweise, die im Vergleich zu früher wesentlich kürzeren Artikel und die vermehrt deutsche Herkunft von Autorinnen und Autoren. Das Geschäftsmodell von 2018 basiert auf der Gewinnung von mehr Abonnentinnen und Abonnenten. Das war und ist offensichtlich alles andere als einfach. Umso nötiger ist die Solidarität unter kirchlich Engagierten und die Weiterführung der bisherigen Unterstützung durch die herausgebenden Bistümer, damit die SKZ auch gute weitere 190 Jahre vor sich haben darf.
Urban Fink