Ad multos annos!

Jubiläen, Geburtstage, Fest- und Gedenktage: Warum feiern wir sie? Warum gedenken wir besonderer Daten oder Ereignisse? Edith Rey Kühntopf hat sich auf Spurensuche begeben.

Die Queen feiert ihr 70-jähriges Thronjubiläum, die Römisch-Katholische Landeskirche Bern 40 Jahre ihres Bestehens. Vor 50 Jahren tagte die Synode 72 und gab der Kirche Schweiz bedeutende Impulse für die Zukunft. Pauline Jaricot hat vor 200 Jahren mit der Gründung ihres Werkes zur Glaubensverbreitung den Grundstein zu Missio weltweit gelegt. Die SKZ publiziert seit 190 Jahren amtliche Nachrichten der Bistümer, wissenschaftliche Artikel zur Kirche Schweiz, Buchrezensionen und Stelleninserate für offene Pfarrstellen.

Jene, deren Jubiläum der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen ist, sind fantasievoll und feiern 20+2 Jahre oder demnächst 30 + 3 Jahre. Die RKZ begeht ihren Festakt zu ihrem 50-jährigen Bestehen ebenso ein Jahr danach.

Auch im privaten Bereich sind wir durchaus erpicht, runde Geburtstage festlich zu begehen und ginge der 25. Hochzeitstag vergessen, wäre Feuer im Dach! Der Festgottesdienst im Bistum Basel zum Goldenen Ehejubiläum ist weitherum geschätzt.

Was bringt uns dazu, Jubiläen zu begehen, Festakte zu organisieren, wenn eine runde oder halbwegs runde Zahl die Dauer einer Institution oder eines Lebens anzeigt? Die Freude darüber, die ehrliche Würdigung, dass in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viel geleistet wurde und manches gelungen ist, darf durchaus Platz haben. Würden wir es in Institutionen und Vereinen aber beim gegenseitigen Schulterklopfen und beim Wunsch «Weiter so!» bewenden lassen, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es kein nächstes Jubiläum mehr gibt.

Jubiläen sind so etwas wie ein Wendepunkt im Leben einer Institution. Auch im Privatbereich wird gerne Rückblick und Ausblick gehalten.

Rückblick halten macht aber nur Sinn, wenn dieser nicht zu einer Selbstbeweihräucherung verkommt. Dienlicher scheint mir, den Blick auf Krisenmomente, auf Umbruchsituationen, auf Neuanfänge zu richten. Wie haben die Verantwortlichen, die Menschen in den Institutionen auf Krisen reagiert? Wie haben sie Neuanfänge gestaltet? Welche Ideen haben gegriffen, wenn Veränderung angesagt war? Wie sind sie in eine gute Zukunft gekommen? Die Institutionen und die Menschen darin mussten agieren und reagieren, sonst wären sie heute nicht mehr da. Manchmal sind sie in anspruchsvollen, fast ausweglosen Situationen mutig und unkonventionell ans Werk gegangen. Es wurde gesucht und gerungen, um den richtigen Weg zu finden. Zu guter Letzt – die Ideen konnten überzeugen und wurden implementiert. Der Mut und das Risiko haben sich also gelohnt, sonst würde das entsprechende Jubiläum nicht mehr gefeiert. Nun denn, was früheren Generationen gelang, werden wir bestimmt auch schaffen.

Allen Vereinen, Institutionen, Privatpersonen, die heuer ein Jubiläum feiern, wünsche ich Gottes reichen Segen und insbesondere die bewegende Kraft Gottes, die uns mutig macht, aus der Starre löst und uns vorwärts treibt hin zu einem gelungenen, erfüllten Leben.
Ad multos annos!

Edith Rey Kühntopf


Edith Rey

Edith Rey Kühntopf (Jg. 1962) ist verheiratet und hat eine Tochter. Sie absolvierte ihr Studium der Theologie in Luzern und Paris und war Assistentin an der Theologischen Fakultät Luzern in den Fachbereichen Dogmatik und Liturgiewissenschaft/Sakramententheologie sowie Pastoralassistentin in der Pfarrei Bruder Klaus in Emmenbrücke. Danach war sie zuerst Gemeindeleiterin der Pfarrei Zeihen und dann Gemeindeleiterin der Pfarrei Eggenwil-Widen. Bis 2012 war sie Pastoralraumleiterin des Pastoralraumes am Mutschellen. 2014 wurde sie von Bischof Felix Gmür zur Regionalverantwortlichen im Bischofsvikariat St. Verena ernannt.