«Unsere Einnahmen reichen nicht aus»

Sonia Wyss ist seit dem 1. Januar Verwalterin der römisch-katholischen Föderation von Neuenburg (FCRN). Zwischen der Kirche und dem Kanton besteht ein Konkordat, die Kirchensteuer ist freiwillig.

Sonja Wyss

 

SKZ: Worin genau besteht Ihre Aufgabe als Verwalterin?
Sonia Wyss: Meine Hauptaufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass die vom Vorstand, vom Ausschuss und von der Delegiertenversammlung getroffenen Entscheidungen umgesetzt werden. Ich arbeite auch mit der Finanzkommission bei der Erstellung des Budgets zusammen. Zu meinen Aufgaben gehören zudem die Personalverwaltung, die Buchhaltung, die Lohnverwaltung, die Überwachung der Vermögensverwaltung, die Beziehungen zur kantonalen Verwaltung und die Sozialversicherungen. Eine meiner Aufgaben ist auch die Koordinierungsarbeit zwischen der Verwaltung und dem Bischofsvikariat sowie den Seelsorgenden.

Was motiviert Sie, in der Kirche zu arbeiten?
Als ich 2013 meine Arbeit für die Kirche aufnahm, gab es in der FCRN keine Personalverwaltung. Der Aufbau dieses Dienstes war eine echte Chance. Natürlich wurde die Arbeit bereits sehr gut gemacht, aber es fehlte an internen Prozess- abläufen und Vorschriften.

Die Kirchensteuer ist im Kanton Neuenburg freiwillig.
Aufgrund des freiwilligen Charakters ist der Prozentsatz der Steuerzahler gering. Im Allgemeinen sind es die über 50-Jährigen und die Rentner, die ihre Steuern bezahlen. Unter den jungen Menschen gibt es eine Zunahme der Konfessionslosen, die keine Kirchensteuern zahlen. Zudem ist die wirtschaftliche Situation im Kanton Neuenburg alles andere als günstig, da die Steuersätze zu den höchsten der Schweiz gehören. Es ist daher verständlich, dass die Bürgerinnen und Bürger, wenn die obligatorischen Steuern einmal bezahlt sind, die Kirchensteuer lieber ignorieren.

Die Kirchensteuern und Spenden stellen etwa drei Viertel der Einnahmen dar. Woher kommen die anderen Einkünfte?
Sie stammen aus staatlichen Subventionen (Konkordat) und aus den Erträgen unserer Liegenschaften. Wir haben ein paar Gebäude, die uns Mieteinnahmen verschaffen. Diese sind für uns absolut unerlässlich, wir kämen ohne sie nicht aus.

Reichen diese Einnahmen aus, um neben den Gehältern auch pastorale Veranstaltungen und Projekte zu unterstützen?
Nein, unsere Einnahmen reichen nicht aus, um alle pastoralen Projekte zu unterstützen. Wir müssen an die Inländische Mission oder an andere Verbände appellieren, damit wir pastorale Projekte unterstützen können. Die Gruppe «Rencontres de Fontaine-André» beispielsweise bietet finanzielle Unterstützung durch konkrete Projekte in den Bereichen Bildung, Kommunikation und Jugend.

Würden Sie wünschen, dass die Kirchensteuer obligatorisch wäre?
Eine vom Staat getrennte Kirche ist in der Tat ständig mit finanziellen Problemen konfrontiert. Die Situation in den anderen Kantonen ist komfortabler und beneidenswert. Für die kommenden Jahre besteht das Hauptziel des FCRN-Ausschusses darin, mithilfe der Verantwortlichen in der Pastoral alternative Finanzierungsquellen zu finden, um diesen Mangel an Kirchensteuern auszugleichen.

Interview und Übersetzung: Rosmarie Schärer

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