«Spotlight» – ein Film über die Vertuschung sexuellen Missbrauchs in der Kirche

«Spotlight» ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2015, der im Februar dieses Jahres in deutsch­sprachiger Synchronisierung in die Deutschschweizer Kinos kam und bis heute gezeigt wird. Der Film ba­siert auf wahren Ereignissen und handelt von einem Team von Journalisten der Tageszeitung «The Boston Globe», das den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche im Erzbistum Boston aufgedeckt hat. Der Haupthandlung voraus geht ein Prolog aus dem Jahre 1976, der aufzeigt, wie ein Geistlicher, der Kindsmissbrauch betrieben hat, vom Bischof selbst aus dem Gefängnis herausgeholt wird, nachdem mit der Familie des missbrauchten Kindes eine Entschädi­gung vereinbart worden ist – ein Vorgang, der in dieser Art früher nicht selten war. Die Haupthandlung spielt dann in den Jahren 2001 und 2002, in denen es dem kleinen «Spotlight»-Team der Zeitung «The Boston Globe» gelingt, nachzuweisen, dass an die 90 Priester in der Diözese Kinder missbraucht hatten und durch Versetzungen in andere Pfarreien durch das Erzbistum gedeckt wurden. Der Film zeichnet dabei ein sehr dif­ferenziertes Bild, denn indirekt war das Zeitungsteam auch an der Verschleppung des Themas beteiligt, weil wichtigen Hinweisen nicht nachgegangen wurde oder man befürchtete, katholische Abonnenten zu verlie­ren; Anwälte bereicherten sich an der verschleiern­den Praxis der Kirche. Die vernichtende Reportage über Kindsmissbrauch brachte dem «Spotlight»-Team den Pulitzer-Preis 2003 ein. Der Film selbst gewann 2016 den Oscar in der Kategorie Bester Film und Bes­tes Drehbuch.

Urban Fink-Wagner

Ein Kommentar von Medienbischof Alain de Raemy

Wenn Sie sich als katholisch bezeichnen und die­sen Film, der 2016 den Oscar für den besten Film und das beste Original-Drehbuch erhielt, noch nicht gesehen haben, sollten Sie dies unbedingt noch tun! Denn Sie werden in Ihrem Glauben und für Ihren Glauben auf die Probe gestellt.

Es handelt sich um eine wahre Geschichte, schreck­lich wahr. Und Sie werden Gott, auf Kosten Ihrer eigenen Schande, danken für das Werk der Wahr­heit eines hartnäckigen Journalismus. Das Werk von Journalisten, die so wahrhaftig sind, dass sie mit ihrem persönlichen Glauben ihre Berufsehre bezahlen. Ein verlorener Glaube nicht durch die Schuld der Welt, sondern durch die Schuld der Kirche, von 250 Priestern, die Vergewaltigungen begingen, und mindestens eines «schützenden» Bi­schofs. Und das im katholischen Boston vor kaum 15 Jahren. Wie auch anderswo, wie auch bei uns.

Einer der Journalisten, der die Untersuchungen führt, der die Opfer und «ihre Priester» anhört, vertraut seiner Kollegin an: Ich bin im Glauben aufgewachsen. Im Erwachsenenalter habe ich mich davon entfernt. Ich dachte, dass ich ihn mit dem Alter wiederfinden würde …, aber jetzt habe ich ihn verloren, definitiv. Und seine Kollegin, die bis­her noch jeden Sonntag ihre Grossmutter zur Kir­che begleitete, antwortet: Ja, in mir ist auch etwas zerbrochen, vernichtet, beendet.

Ihre Untersuchung triumphiert, ohne jegliche Freude, aber mit dem guten Gewissen, die Aufga­be gemäss dem Evangelium erfüllt zu haben, über ein institutionelles Schweigen, das alles und jeden geschützt hat, ausser die Opfer. Die Scheinheilig­keit der Pharisäer war seit der Zeit Jesu wohl nie wieder so offensichtlich.

Was sollen wir denken, was sagen, was tun? Zu­erst der Wirklichkeit ins Gesicht schauen. Mit den Opfern weinen. Mit denjenigen sprechen, die re­den. Anzeigen. Verbessern. In aller Wahrheit. Und sich immer wieder dem Evangelium stellen. Und nicht nur in Fragen der Sexualmoral. Denn jedes Abweichen von Christus ist eine Schande, ist Ver­letzung des Nächsten. Bleiben wir in der Fasten­zeit. In einer wahren Fastenzeit. Einer Fastenzeit der Umkehr.

Damit das Evangelium nicht nur durch die anderen gelebt wird …

Ich wünsche uns allen, dass Ostern und die Oster­zeit uns zur Auferstehung wird!

+ Alain de Raemy