Sommerferien im Monat Juli

Bischof Markus Büchels erlebte in seinen Ferien das Thema «Priester» in drei Akten. Gut erholt hat er sich aber trotzdem ...

Die erste Ferienwoche wurde mit einem sehr freudigen Ereignis eröffnet: Ich durfte einen Pallottinerpater aus Indien für die Schweizer Provinz zum Priester weihen. Eine Priesterweihe ist neben der Freude für den Bischof auch eine Herausforderung. Welche Zukunftsperspektive kann ich im Wandel von Kirche und Gesellschaft einem jungen Menschen heute geben? Kiran, so der Name des Neupriesters, arbeitet bei uns in einer Seelsorgeeinheit, eingebunden in ein Pastoralteam. Dafür bin ich der Gemeinschaft dankbar. Wir profitieren in hohem Mass von Ordensgemeinschaften, die bei uns Priester- und Pfarrerdienste leisten: den Steylern, den Salettinern, den Kapuzinern, den Schönstättern, den Benediktinern, um nur jene zu erwähnen, die bei uns eine Niederlassung haben. Für ihre Dienste bin ich als Bischof tief dankbar.
Für die Weihepredigt von Kiran wählte ich ein Zitat des hl. Vinzenz Pallotti, das in kurzen Worten Wesen und Sendung des Priesters zusammenfasst:

Priester, wer bist du?
Du bist nicht aus dir, sondern aus Gott,
du bist nicht für dich, sondern für die Menschen,
du bist nicht dein Herr, sondern der Knecht aller.
Wer bist du also?
Nichts und alles!

Dem lebensfrohen Kiran wünsche ich, dass er ein glücklicher Priester wird. Möge er sich bei Herausforderungen im pastoralen Alltag auf die Kraft des Weihesakraments für den priesterlichen Dienst und auf die dafür geschenkte Gnade besinnen. Dasselbe wünsche ich aber auch uns Priestern, die wir schon lange im pastoralen Dienst stehen. Begegnungen mit glücklichen Priestern sind die beste Werbung in der Berufungspastoral. Es ist eine dringende Aufgabe in der Umbruchzeit der Kirche, ein Priesterbild zu finden, das im Miteinander der verschiedenen Seelsorgeberufe auch für junge Menschen attraktiv ist. Es bleibt aber vor allem auch die Aufgabe der Kirchenleitungen, die Zeichen der Zeit in den jeweiligen Kulturen zu erkennen und neue Zugangswege zum Priesterdienst zu erschliessen.

In der zweiten Ferienwoche erreichte mich wie aus heiterem Himmel eine Instruktion der Kleruskongregation zu Fragen der Organisation und Leitung der Gemeinden unter der Führung eines Pfarrers. Fragen, die zu bedenken sind, die sich bei uns aber in den letzten Jahren in die Richtung einer kooperativen Pastoral auch in geteilter Leitung in Pastoralteams entwickelt haben. Ich sagte meinen pastoralen Mitarbeitenden zu, dass wir uns weiter für diesen Weg in unseren Seelsorgeeinheiten einsetzen und das Zusammenspiel von Priestern, Diakonen und Laienseelsorgern und Laienseelsorgerinnen begleiten würden. «Synodal» sind wir auf dem Weg, nicht am Ziel.

Ein geschätzter, verdienstvoller und hochbetagter Priester starb während meiner dritten Ferienwoche. Minutiös hatte er zu Handen des Dekans seinen Abschiedsgottesdienst selber vorbereitet. Den Lebenslauf ohne grosses Aufheben um seine Person und seine Leistungen hatte er selber verfasst mit der Auflage, das Thema «Weihepriestertum» einfliessen zu lassen. Ein Thema, das ihn in den letzten Jahren tief beschäftigte, weil sich viele Priester in einer Identitätskrise befinden. Auch in der dritten Ferienwoche also ein Impuls, die Priesterthematik für die Planung der pastoralen Zukunft aufzunehmen und sie spirituell, theologisch und für den Einsatz im Alltag zu vertiefen. Ich danke allen, die dieses Anliegen mittragen.

Im Übrigen habe ich mich aber in den Sommerferien auch gut erholt – vom «streaming zum dreaming». Das Staunen in den Abendhimmel und das Geniessen der Schönheit der Schöpfung in der Natur haben das Vertrauen gestärkt, dass unsere täglichen Sorgen und Pläne aufgehoben sind in einem viel grösseren Plan und dass Jesus sagte: «Ich bin bei euch. Fürchtet euch nicht.» Verlassen wir uns gläubig darauf – auch im Planen der Kirche …

+Markus Büchel

 

Markus Büchel

Bischof Markus Büchel

Bischof Markus Büchel (Jg. 1949) empfing am 3. April 1976 die Priesterweihe in Rüthi. Nach zwei Vikarstellen in der Stadt St. Gallen übernahm er 1988 das Amt des Pfarrers in Flawil. 1995 wurde er in St. Gallen zum Bischofsvikar und Kanonikus ernannt, wo er u.a. ab 1999 als Domdekan (Vorsteher des Domkapitels) wirkte. Am 4. Juli 2006 wurde er zum Bischof von St. Gallen gewählt. Zudem ist er Apostolischer Administrator der beiden Appenzell.