SKZ: vertrauenswürdig - aber angegraut

Im April 2016 erfolgte eine durch die Herausgeberkommission in Auftrag gegebene Leser-/ Nicht-Leserbefragung der wöchentlich erscheinenden Schweizerischen Kirchenzeitung (SKZ). Über die Kanzleien der bischöflichen Ordinariate wurde der Link zur Umfrage an Priester, Diakone, Laientheolog/innen, Religionspädagog/ innen im aktiven Dienst im Gebiet der Deutschschweizerischen Ordinarienkonferenz zugestellt. Die röm.-kath. Pfarrämter erhielten den Link zur Weitergabe an Interessierte. Über die Verwaltungen der kantonalen staatskirchenrechtlichen Körperschaften wurde der Link ebenfalls verteilt. Das in Hergiswil ansässige Marktforschungsinstitut GfK erhielt 735 Rückmeldungen, wobei rund je ein Drittel von Laientheolog/innen und Priestern stammten, 10% von Diakonen, 9% von staatskirchenrechtlichen Behörden und 6% von Religionspädagog/innen. Der Frauenanteil macht 26% aus. Die Mehrheit der retournierten Fragebogen ging erwartungsgemäss aus den Bistümern Basel (47%), Chur (31%) und St. Gallen (15%) ein; Sitten und Lausanne-Genf-Freiburg erreichen gemeinsam 5%. Rund die Hälfte der Antwortenden gab an, die SKZ fast immer zu lesen, ein Fünftel widmet sich etwa jeder zweiten Ausgabe. Von den 120 Nicht-Leser/innen, die geantwortet haben, kennen vier die SKZ nicht. 18% der Antwortenden haben kein kirchliches Anstellungsverhältnis. Die Altersschichtung stellt sich so dar: unter 30 Jahre 1%, 30 bis 50 Jahre 34%, 51 bis 70 Jahre 52% und über 70 Jahre 13%.

Erklärtes Ziel dieser Umfrage ist es, auch auf Grundlage der Marktforschungsstudie ein neues verlegerisch-publizistisches Konzept zu erarbeiten, das bisherige Leser/innen anspricht und neue Leser/innen gewinnen kann. Nach der Lesehäufigkeit der Inhalte gefragt, ergeben sich folgende Schwerpunkte: Amtlicher Teil (Bistümer/ SBK), kath.ch 7 Tage und Leitartikel sowie Stelleninserate und Themenartikel. Auffällig weniger Beachtung wird den Rezensionen, den Predigtimpulsen als auch den kommerziellen Inseraten geschenkt.

Resultate zum Leseverhalten

Rund die Hälfte der Leser nimmt die SKZ mehrmals in die Hand; ein Drittel legt die Fachzeitschrift als Nachschlagewerk beiseite (ob damit auch die Pflichtarchivierung in den Pfarrämtern inkludiert ist, bleibt offen). Im Durchschnitt investieren die Leser der SKZ etwa eine halbe Stunde für die Lektüre einer Ausgabe. Dabei geben 55% an, dass sie die Hälfte oder mehr einer Nummer (quer) lesen. Erfreulich ist, dass ein Grossteil der Leserschaft die SKZ als «vertrauenswürdig, kompetent und inhaltlich hochwertig» beurteilt. Ebenso viele würden es bedauern, wenn es diese Fachzeitschrift nicht mehr gäbe. Auch die Gliederung und der Themenmix werden von einem überwiegenden Teil der Leserschaft positiv bewertet. Fast 60 Prozent der Leser sind der Meinung, dass Themen in ausreichendem Mass aus unterschiedlichen Perspektiven aufgegriffen werden. Interessanterweise befürwortet die Hälfte der Leser/innen regelmässige Leserbeiträge; ein Drittel lehnt dies hingegen ab.

Was sucht die Leserschaft inhaltlich in der SKZ?

Am meisten interessieren Informationen zu Ereignissen in der Kirche, praktische Anregungen für die Pastoral, Beiträge zur theologischen Weiterbildung und kontroverse Diskussionen. Nach der Wichtigkeit der Inhalte gefragt, ergibt sich ein ähnliches Bild: kirchliche und gesellschaftliche Entwicklungen nah und fern, gefolgt von pastoralen Anregungen und ethischen Erwägungen. Schliesslich sind es theologisch(-philosophische) Debatten und die Deutung von Ereignissen. Dies bestätigen die Antworten auf die präferierten Themenschwerpunkte: Theologie, Pfarreipastoral, Kirche, Bibel, Liturgie, Gesellschaft und Ethik. Gut einem Fünftel der Leser/innen fehlen anderseits Bereiche in der SKZ wie zum Beispiel «pastorale Themen», «kritische Artikel», «Anregungen der Bischöfe» oder «Berichte aus den Pfarreien». Allgemein ist bei der Themenvielfalt einiges an Verbesserungswünschen vorhanden. Obwohl die meistgelesenen Teile vor allem Informationen vermitteln, erhalten «wissenschaftliche Beiträge», «Pro-und-Contra- Debatten», «Leitartikel» und «Interview» hohe Zustimmungen bei der präferierten Beitragsart. Das grösste Optimierungspotenzial wird aber eindeutig bei der grafischen Gestaltung ausgemacht, insbesondere das Verhältnis von Text und Bild sowie das Layout wird kritisch beurteilt. Mehr Kreativität und ein «frisches» Auftreten sind gefragt. Die grosse Mehrheit der Leser/innen befürwortet ebenfalls Themendossiers, d. h. mehrere Beiträge zu einem Thema in einer Nummer.

Print oder elektronisch?

Rund 70 Prozent der Leser wünschen sich, dass die SKZ auch weiterhin als Printausgabe erscheint, wobei gerade bei dieser Frage der Generationenunterschied deutlich bemerkbar ist. Je älter und je treuer die Leserschaft ist, desto mehr wünscht sie sich eine Printausgabe. Am meisten Zuspruch erhält ein 14-tägiger Erscheinungsrhythmus der Printausgabe (49%); der wöchentliche (18%), der monatliche (29%). Bei der Textlänge bevorzugen über 70% einen Umfang von einer (46%) bis zwei (27%) Seiten. Unterscheidet man verschiedene Rubriken, dann möchte man weiterhin in der Printausgabe die Themenartikel (42%), den Leitartikel (38%) und die amtlichen Teile (34%). Nur online verfügbar kann man sich vorstellen Veranstaltungsberichte (41%), Stelleninserate (41%), Rezensionen (40%) und Predigtimpulse zum Lesejahr (37%). Zwischen 21 und 28% der Leserschaft wünscht sich alles print und online.

Welche Titel nehmen die SKZ-Leser auch in die Hand (oder auf den Bildschirm)? Es überrascht nicht mehr, dass «kath.ch» als Informationsplattform obenauf schwingt (71%, Begründung: aktuelle Informationen; «kath.net» 18%). Stellt man den Zeitschriftenmix der SKZ-Leserschaft zusammen, ergibt sich: «Aufbruch» (42%, Begründung: kontrovers/kritisch), «Der Sonntag» (33%, Begründung: Informationen, vielseitig), «Christ in der Gegenwart» (30%) und «Herder Korrespondenz» (26%). «Feinschwarz» (24%) bestätigt schliesslich, dass reine Online-Publikationen schnell Anteile gewinnen können. Wie hat die Nicht-Leserschaft der SKZ geantwortet? Hier nehmen die Online-Informationskanäle die ersten Plätze ein: «kath.ch» (42%) und «kath.net» (18%). Es folgen dann die Printmedien «Aufbruch» (13%), «Der Sonntag» (8%), «Herder Korrespondenz» (8%). Hier hat «Feinschwarz» noch kaum Fuss gefasst (7%). Eine Beobachtung ist nennenswert: «kath.net» bzw. die «Katholische Wochenzeitung» erhalten in der Gruppe der SKZ-Leserschaft wie Nicht-Leserschaft identische Werte, nämlich 18% bzw. 6%.

Fazit

Alles in allem sind die antwortenden Leser/innen generell mit dem Inhalt der «Schweizerischen Kirchenzeitung» zufrieden. Das Image der im 184. Jahrgang erscheinenden Publikation ist durchaus positiv. Ein paar Farbtupfer, ein einladendes Auftreten und sinnvolle inhaltliche Ergänzungen werden der SKZ gut tun – auch dann bleiben die Herausforderungen: Leserbindung, Gewinnung neuer Leser/innen und ökonomisch schwieriges Umfeld.

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Liebe Leserinnen und Leser der SKZ

An einem Workshop im Oktober 2015 hat uns ein Berater im Verlagswesen auf die Werthaftigkeit der SKZ aufmerksam gemacht. Die Befragung im Frühling 2016, deren Resultate Sie hier zur Kenntnis nehmen können, bestätigen die damalige externe Einschätzung. Das freut mich für Sie und mich als Leser/innen der SKZ. Das freut mich für die Redaktoren und für die Autor/innen.

Ich danke Ihnen für die Teilnahme an der Befragung. Sie gibt uns dank der zahlreichen Rückmeldungen eine repräsentative Einschätzung. Die Steuerungsgruppe arbeitet am zukünftigen verlegerisch-publizistischen Konzept. Unterstützen Sie uns dann und wann mit einem Stossgebet.

Unsere Befragung war auch Rückblick. Darum ist es mir ein Anliegen, an dieser Stelle dem langjährigen Redaktionsleiter, Dr. Urban Fink, und seinen Autor/innen nochmals herzlich zu danken.

Generalvikar Markus Thürig, Präsident der Herausgeberkommission

 

Reto Stampfli | © Kirchenblatt Solothurn

Reto Stampfli

Reto Stampfli ist Kantilehrer und Autor. Nebst vielen Tätigkeiten diente Reto Stampfli für die Schweizergarde und ist heute noch Chefredaktor des Kirchenblattes der römisch-katholischen Pfarreien im Kanton Solothurn.