SKZ 1900 – 1976, Fach- und Amtsblatt der Diözese Basel (II)

1900 bis 1967 waren die Bischöfe von Basel die Träger der SKZ, und zwar mit Professoren der theologischen Lehranstalt in Luzern als verantwortlichen Redaktoren.

Bischof Leonhard Haas übernahm ab 1900 die Verantwortung für die SKZ, weil er der kirchenfeindlichen Presse mit einem Fachblatt entgegentreten wollte. "Die Herren Professoren der Theologie" sah er dafür als "Ex professo Berufene[n]" an, "unterstützt von anderen hervorragenden Geistlichen ". Deshalb übertrug er die Leitung der SKZ der theologischen Lehranstalt in Luzern. Als Chefredaktor ernannte er Albert Meyenberg, Professor für Moral und Pastoral, der seine Mitarbeiter unter seinen Professorenkollegen in Luzern, Freiburg, Chur und St. Gallen finden soll. Leonhard Haas’ Ziel: "Die Zeitung bekommt so einen mehr wissenschaftlichen Charakter, ohne indessen den praktischen aufzugeben."1 Die SKZ behielt diese Ausrichtung im Wesentlichen bis heute bei. Die Bischöfe von Chur und St. Gallen unterstützten diese Neuausrichtung, und der Basler Bischof hoffte, dass zu den 600 Abonnenten der Diözese Basel noch einige hundert aus anderen Bistümern dazukämen, wodurch die finanzielle Lage der SKZ gesichert wäre. Die SKZ würde so auch wieder das, was ihr Titel besagt.

Die SKZ als Stimme über die Schweiz hinaus

Die Stossrichtung von Bischof Haas erwies sich in mehrfacher Hinsicht als richtig. Mit den Luzerner Professoren hielt bei den Redaktoren eine eindrückliche Kontinuität Einzug. Albert Meyenberg versah die Redaktion von 1900 bis 1923, ab 1912 von Viktor von Ernst unterstützt, der ab 1924 bis 1951 die Hauptverantwortung für die SKZ trug. Meyenberg, der die SKZ als kirchenpolitische, wissenschaftliche und pastorale Rundschau gestalten wollte, machte mit seinen zahlreichen Beiträgen, besonders mit seinen Kommentaren zum Ersten Weltkrieg, die SKZ zum eigentlichen Medium der kirchlichen und weltlichen Tagespolitik, so dass die SKZ über die Schweizer Grenzen hinaus wahrgenommen wurde.2 Viktor von Ernst, erster Primiziant in Bern nach der Reformation, in Luzern Professor für Kirchenrecht und Fundamentaltheologie mit den Spezialgebieten Eherecht und staatskirchenrechtliche Fragen, war einerseits an der Theologischen Fakultät Luzern, der er 1938 zur päpstlichen Anerkennung verhalf, beliebt, andererseits als scharfsinniger theologischer Wächter in der SKZ auch gefürchtet.3

Das 100-Jahr-Jubiläum

Die SKZ-Redaktion widmete Ende 1932 eine ganze Nummer ihrem 100-Jahr-Jubiläum. Geleitworte der Bischöfe von Basel, Chur, St. Gallen und Sitten zeigten auf, dass die vom Bistum Basel getragene SKZ eine Ausstrahlung in die ganze Deutschschweiz hatte. Mehrere Artikel warfen einen historischen Blick zurück. Ein Beitrag des bekannten Freiburger Rechtsprofessors Ulrich Lampert verdeutlichte die Bedeutung der SKZ für das (Staats-)Kirchenrecht.4

Absetzung zweier SKZ-Redaktoren

Alois Schenker stand von Ernst seit seiner Ernennung als Moralprofessor – er wäre lieber Dogmatikprofessor geworden – seit 1939 zur Seite und übernahm 1952 die Hauptverantwortung für die SKZ. Scharfe Angriffe Schenkers in der SKZ gegen die katholische Studentenverbindung "Renaissance" und gegen Hans Urs von Balthasar waren 1953 Grund dafür, dass Bischof Franziskus von Streng Schenker als SKZ-Redaktor entliess.5 1954 übernahmen drei Mitredaktoren die Verantwortung, nämlich Kirchengeschichtsprofessor Johann Baptist Villiger, 1954 bis 1958 unterstützt vom Alttestamentler Herbert Haag und 1954 bis 1963 zusätzlich durch Joseph Stirnimann. Dem Letztgenannten entzog Bischof Franziskus von Streng im Rahmen des grossen Seminarstreits von 1959 die Lehrerlaubnis an der Theologischen Fakultät, liess ihn aber noch bei der SKZ weiterarbeiten.6

Der letzte priesterliche Alleinredaktor

Ab 1964 bis 1974 trug Johann Baptist Villiger die redaktionelle Alleinverantwortung. Es gelang Villiger nicht, einen Zweitredaktor zu finden, und er empfand die Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965), in denen unter anderem die zölibatäre priesterliche Lebensform stark angegriffen wurde, als kritisch. Ehrlich erzählt er in seinen Lebenserinnerungen, dass ein Theologiestudent ihn 1967 aufgefordert habe, sein Amt als SKZ-Redaktor zur Verfügung zu stellen.7

Das Zweite Vatikanischen Konzil wertete die Bischofskonferenzen auf, was auch die Schweizer Bischöfe bewog, enger zusammenzuarbeiten. Eine Frucht davon waren die Erweiterungen der Trägerschaft der SKZ auf Anfang 1968. Damit konnte das Bistum Basel Ende 1967 die Alleinverantwortung für die SKZ abgeben.

 

1 † Leonhard, Bischof von Basel: An die Geistlichkeit des Bistums Basel, in: SKZ 1899, Nr. 51, 401.

2 Peter Schmid: Albert Meyenberg (1861–1934). Kirchentreuer Pragmatiker als Vermittler zwischen Althergebrachtem und Neuem, in: Stephan Leimgruber / Max Schoch (Hrsg.): Gegen die Gottvergessenheit. Schweizer Theologen im 19. und 20. Jahrhundert. Basel-Freiburg- Wien 1990, 143–153, hier 144.

3 Joseph Stirnimann: † Prälat Viktor von Ernst (Schluss) in: SKZ 120 (1952), Nr. 6, 63 f.

4 Die Jubiläumsnummer erschien am 29. Dezember 1932: SKZ 1932, Nr. 52, 461–475.

5 Urban Fink: "Ihr stets im Herrn ergebener Hans Balthasar ". Hans Urs von Balthasar und der Basler Bischof Franziskus von Streng, in: Peter Henrici (Hrsg.): Hans Urs von Balthasar – ein grosser Churer Diözesan. Fribourg 2006, 93–129, hier 122 f.

6 Alois Steiner: Seminar St. Beat. 125 Jahre Priesterseminar des Bistums Basel. Luzern 2003, 67–70.

7 Johann Baptist Villiger: Lebenserinnerungen, in: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 82 (1987), 95–121, hier 114–117.

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.