Die drei Landeskirchen betonen die problematischen Seiten von Grenzziehung, Ablehnung und Zurückweisung

"Völkerrecht und Menschenrechte verhindern, dass Rechtsstaaten ihre Grenzen beliebig abschotten können", betonen Bischof Charles Morerod, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Pfarrer Gottfried Locher, Präsident des Rates des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, und Bischof Harald Rein der Christkatholischen Kirche der Schweiz. Doch Völkerrecht und Menschenrechte allein garantieren weder umfassende Humanität noch geschwisterliche Solidarität.

Grenzen sichern nicht nur einen Raum von Zugehörigkeit, sie definieren auch, wer dazugehört und wer nicht, wer eintreten darf und wer draussen bleiben muss. Die Selbstverständlichkeit von Grenzen täuscht leicht über ihr meist willkürliches Zustandekommen und die Unmenschlichkeit der damit aufgerissenen menschlichen Gräben hinweg. Denn die vorhandenen Grenzen in unserer vermeintlich globalisierten Welt sind für die einen durchlässiger als für die anderen.

Die drei Landeskirchen fragen sich deshalb, ob es ausreicht, die Humanität allein dem Völkerrecht und den Menschenrechten zu überlassen. Müssen diese Rechtsinstitutionen nicht durch Zugänge gestärkt werden, die das Recht selbst nicht bieten kann? Angesichts der hässlichen Realitäten von ethnischer Diskriminierung, religiöser Verfolgung, willkürlicher Gewalt, politischer Unterdrückung, wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit und ökologischer Fluchtgründe darf der Gedanke der Geschwisterlichkeit und der einen Menschheitsfamilie für Christinnen und Christen nicht dort enden, wo das Recht an seine Grenzen stösst. Ergänzt wird diese ökumenische Aktion zum Tag der Menschenrechte durch ein Dossier "Folter und Migration" von ACAT Schweiz und eine Petition zum besseren Schutz der Opfer von Folter und anderen unmenschlichen Behandlungen.

Flüchtlinge brauchen mehr Schutz – Resettlement notwendig!

Vor dem Hintergrund unhaltbarer humanitärer Zustände im zentralen Mittelmeerraum sprach sich Bundesrätin Simonetta Sommaruga für einen besseren Schutz von Flüchtlingen aus. Sie unterstrich dabei, dass der Schutz von Menschenleben und die Wahrung der Menschenrechte von Migrantinnen und Migranten höchste Priorität für die Schweiz hätten.

Durch die Schliessung der klassischen Fluchtrouten und die Abschaffung des Botschaftsasyls sind legale Fluchtwege nach Europa nahezu unmöglich geworden. Tausende von Menschen, die ihre Heimat verloren haben, werden nun unter menschenunwürdigen Bedingungen in libyschen Lagern festgehalten – finanziert und unterstützt durch Europa. Für die bischöfliche Kommission Justitia et Pax, den Jesuiten- Flüchtlingsdienst JRS Schweiz und die Gemeinschaft Sant’ Egidio steht deshalb Europa in der Verantwortung, entschieden gegen die Missstände vorzugehen und den Menschen in ihrer Not zu helfen. Sie begrüssen ausdrücklich den Vorschlag von Frau Bundesrätin Sommaruga, besonders verletzliche Personen mit einem Resettlement-Programm aus Lagern in Libyen zu retten und in der Schweiz Schutz zu bieten. Diese Massnahme kann aber keine hinreichende Antwort auf die weltweiten Flüchtlingsdramen sein. Eine schweizerische Flüchtlings- und Migrationspolitik, für die der Schutz von Menschenleben und die Wahrung der Menschenrechte höchste Priorität hat, muss – neben einem entschlossenen Einsatz zur Überwindung der Fluchtursachen – alles daran setzen, in Europa eine Strategie zu fördern, die den in Ländern wie Libyen, Türkei und im Balkan festgehaltenen oder gar misshandelten Flüchtlingen Überleben und eine Zukunft in Würde ermöglicht.

Einsatz von "Kirche in Not" im Irak

Weihbischof Marian Eleganti unterstreicht die Bedeutung der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen im Irak: "Nur dank dem beherzten Einsatz von ‹Kirche in Not› beim Bau von Schulen für Christen im irakischen Kurdengebiet im Jahr 2014 blieben viele Familien vor Ort. Da die Kinder und Jugendlichen auch im kurdischen Exil die Schule besuchen konnten, glaubten die Familien an eine Zukunft im Irak. Heute wird an dieser Zukunft wieder tatkräftig gebaut!"

Der Jugendbischof spricht am Sonntag, 21. Januar 2018, 10 Uhr in der Jesuitenkirche Luzern im Anschluss an den Gottesdienst.