Kirchen und Kapellen erfordern ständigen Unterhalt und alle paar Jahrzehnte eine Renovation. Pfarreien ohne Kirchensteuer oder Kirchgemeinden mit mehreren Kirchen stehen hier vor finanziellen Herausforderungen, die sie oftmals nicht mehr aus eigener Kraft bewältigen können. Seit über 50 Jahren setzt sich die Inländische Mission mit der Epiphaniekollekte anlässlich des ersten Wochenendes im neuen Jahr für den Erhalt von solch gefährdeten Kirchen ein, um diese als Orte der lebendigen Seelsorge und der Gemeinschaft bewahren zu können.
Pfarrkirche Maria-Lourdes in Dussnang TG
Die Kirchgemeinde Fischingen mit nur knapp 1300 Gläubigen ist die flächenmässig grösste im Kanton Thurgau. Die neugotische Pfarrkirche Maria-Lourdes in Dussnang ist die erste Betonkirche der Schweiz. Die 1892 eingeweihte Kirche mit einer abenteuerlichen Entstehungsgeschichte steht unter eidgenössischem Denkmalschutz. Die inzwischen 130-jährige Marienkirche ist dringend sanierungsbedürftig, was die Kirchgemeinde trotz eines hohen Steuerfusses und Ausgleichszahlungen bei Renovationskosten von 4,5 Mio. Franken finanziell überfordert. Deshalb wird ein Teil der Epiphaniekollekte 2022 auf Wunsch des Bistums Basel für die aufwendige, aber nötige Kirchenrestaurierung eingesetzt.
Pfarrkirche Marie-Madeleine in Troistorrents VS
Die Maria Magdalena gewidmete Kirche in Troistorrents in der Nähe von Monthey wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet und 1722 eingeweiht. 1959 fand eine Gesamtrestaurierung statt, bei der die eckigen Pfeiler durch runde Tuffsteine ersetzt und neue Kirchenfenster eingesetzt wurden. 1971 wurde eine neue Orgel eingebaut, 2009 der Chorraum und der Eingangsbereich neu gestaltet, 2010 der Kirchturm renoviert und 2013 die Kirche an ein Fernwärmesystem angeschlossen. Nun müssen die Mauern und das Gewölbe saniert, die Bemalung und die Altarbilder gereinigt und aufgefrischt, die Beleuchtung erneuert und ein Sprechzimmer eingebaut werden. Gleichzeitig steht die Sanierung der Kapelle in der Ortschaft Morgins an, die ebenfalls zur Gemeinde und Pfarrei Troistorrents gehört. Deshalb bittet das Bistum Sitten um Hilfe.
Pfarrkirche San Martino in Sornico TI
Die Pfarrkirche San Martino in Prato-Sornico ist eine im romanischen Stil erbaute Kirche mit barocker Innenausstattung von historischer Bedeutung. Sornico war der politische und religiöse Hauptort des Lavizzaratals (eine Region im oberen Maggiatal nördlich von Cavergno bis nach Fusio), wo 1523 bis 1798 zeitweise die eidgenössischen Landvögte residierten. Trotz des sehr kleinen Ortskerns von Sornico ist die Kirche San Martino gross konzipiert und bietet Platz für 200 Personen. Die Kirche wurde erstmals 1372 erwähnt und später neu gebaut, nach Süden ausgerichtet und 1597 eingeweiht. Sie war wohl die Mutterkirche des Val Lavizzara und beherbergt ein spätgotisches Kreuz aus dem 15. Jahrhundert sowie wertvolle Stuckaturen und Fresken aus dem 16. und 17. Jahrhundert und einen bedeutsamen Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert. Die äusserst renovationsbedürftige Kirche hat mit einer Höhe von 35 Metern einen der höchsten Glockentürme im Kanton Tessin. Die nötigen 1,5 Mio. Franken überfordern die kleine Pfarrei.
Alle drei Pfarrkirchen sind nicht nur historisch wichtig und aus denkmalpflegerischer Sicht sehr schützenswert, sondern noch weit mehr als Orte des Glaubens und der Gemeinschaft bedeutsam.
Urban Fink-Wagner