Rare Ware Wasser

Bottled Life

In der Schweiz im Überfluss vorhanden, ist Wasser in vielen Gegenden der Welt ein rares Gut. Es ist – obwohl für alle Menschen lebensnotwendig – nicht für alle Menschen leicht zugänglich. Das Allgemeingut Wasser wird in Ländern mit rechtlich schwachen Regelungen zunehmend privatisiert, um die ökonomische Ausbeutung zu ermöglichen und zu verstärken – mit glänzenden Gewinnaussichten.

Der Zürcher TV-Journalist Res Gehriger und der Berner Filmregisseur Urs Schnell arbeiteten das Thema Wasser mit einem Dokumentarfilm auf: «Bottled Life: The truth about Nestlé’s Business with Water». Filmproduktionsfirma DokLab GmbH, Bern; Dauer: 90 Minuten; EAN : 761996502317; die DVD-Video (dt., fr., engl.) mit Bonusmaterial und Untertiteln ist z. B. über www.exlibris.ch bereits erhältlich. Gehriger stiess schnell auf den Schweizer Nestlé-Konzern, der weltweit über 70 verschiedene Wassermarken besitzt und allein mit abgepacktem Wasser pro Jahr 10 Milliarden Franken umsetzt, Tendenz stark zunehmend. In den USA und in Europa verkauft Nestlé vor allem Quellwasser mit Herkunftsbezeichnung, in den Schwellen- und Entwicklungsländern «Nestlé Pure Life», gereinigtes Grundwasser, das mit einem Nestlé-Mineralienmix angereichert ist. «Pure life», eine Idee des heutigen Nestlé-Konzernchefs Peter Brabeck, die 1998 lanciert wurde, ist heute das meist verkaufte Flaschenwasser der Welt. Um das Geschäft längerfristig absichern zu können, kauft Nestlé möglichst viele Wasserrechte, womit der freie Zugang zu Wasser vor allem in den Ländern, wo die öffentliche Wasserversorgung häufig versagt und dieses Allgemeingut rechtlich kaum geschützt ist, immer schwieriger wird. Der Kauf von «Pure life» aber ist ärmeren Schichten nicht möglich. Der Film schildert das Vorgehen von Nestlé an Beispielen im Nordosten der USA, in Pakistan und in Nigeria. In den US-amerikanischen Bürgerbewegungen entwickelte sich Widerstand gegen das Vorgehen Nestlés, der aber noch nicht nach Europa übergesprungen ist. Die Filmemacher suchten natürlich auch das Gespräch mit der Firma Nestlé, stiessen dort aber auf verschlossene Türen.

Nestlé fährt dabei eine Doppelstrategie: Peter Brabeck betont einerseits die unternehmerische Sozialverantwortung und das Schaffen von gemeinsamen Werten, will aber andererseits das Wassergeschäft massiv vorantreiben («Wasser braucht einen Preis»), was in Entwicklungs- und Schwellenländern immer mehr Leute von gesundem Wasser ausschliesst (Maude Barlow, UN -Chefberaterin für Wasserfragen 2008/09, dazu: «Nestlé ist ein Wasserjäger, ein Raubtier auf der Suche nach dem letzten sauberen Wasser dieser Erde.»). Über den in der Schweiz bereits gezeigten, mehrfach ausgezeichneten und von namhaften Institutionen unterstützten Film, der nächstens in Deutschland Kinostart hat, entwickelte sich eine intensive Diskussion.

Die Film-Homepage http://www.bottledlifefilm.com/ liefert auch für den Unterricht hilfreiche Unterlagen, während Nestlé seine Position auf http://ww1.nestle-waters.com/bottledlife darstellt.

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.