People - Planet - Profit

Ob in Schanghai, Paris oder Goldau SZ geschreinert wird, überall sind Vertrauen und Ehrlichkeit die Basis einer sozial fairen, ökologisch nachhaltigen und wirtschaftlich soliden Unternehmensführung.

Hier wird furniert, im Hintergrund die verschiedenen Hölzer (Bild: bb)

«Hier befindet sich die unserer Firma angegliederte Antikschreinerei. Im letzten Jahr übernahm sie Severin Blum, ein ehemaliger Lehrling unserer Firma. Das freut mich besonders.» Karl Bucher, Inhaber und Geschäftsführer der Firma Karl Bucher AG in Goldau, öffnet die Tür in den Werkraum. Mitten im Raum auf der Werkbank steht ein frisch lackierter, schwarzer Salontisch. Es riecht nach Holz und Farbe. Sein Büro hat der junge Schreiner erst kürzlich selbst eingerichtet und dabei herkömmliche Möbelstile gelungen mit neuem Holzdesign kombiniert.
Und die Firmenführung geht weiter durch grosse Werkräume der Karl Bucher AG und anschliessend über die Treppe, deren Geländer den Bergsturz von Goldau symbolisiert, hoch in den mit vielen Holzmustern ausgestatteten Showroom und das Sitzungszimmer.

International tätiger Familienbetrieb

Den einzelnen Menschen in den Blick nehmen, Wertschätzung von Wissen und Können und (jungen) Menschen Zukunft und Erfahrungen ermöglichen sind Haltungen, die Bucher auszeichnen. «Diese 3-D-Karte haben wir heute von zwei unserer Mitarbeiter aus New York bekommen. Sie sind vor Weihnachten in diese Weltmetropole geflogen, um vor Ort eine Inneneinrichtung zu montieren.» Ein Privatkunde beauftragte die Firma, die Wohnung im 42. Stock mit herrlichem Blick auf den Central Park nach seinen Vorstellungen auszubauen.
Nachdem die Container mit den in Goldau angefertigten Einzelteilen per Schiff in Amerika angekommen sind, sind die Mitarbeiter hinübergeflogen, um den Wohnungsausbau fertigzustellen. «Die Auslandseinsätze bieten v. a. jungen Mitarbeitern die Möglichkeit, eine andere Kultur kennen zu lernen und ihre Sprachkenntnisse aufzufrischen und anzuwenden. Es ist für sie eine einmalige Chance! Und Auslandseinsätze wählen jene Mitarbeiter, die von ihrer Familiensituation her eine längere Zeit abwesend sein können», betont der Geschäftsführer und vierfache Familienvater. Ob in den USA, in China, in Australien oder Frankreich, überall gilt es, die rechtlichen Bestimmungen hinsichtlich Arbeitszeiten, ökologischer Standards usw. des jeweiligen Landes zu berücksichtigen.

Ökologisch und sozial nachhaltig

Auch beim Holzeinkauf sind ökologische Standards für Bucher massgeblich. Eingekauft wird FSC-zertifiziertes Holz, das in ökologisch nachhaltig bewirtschafteten Wäldern geschlagen wird. Die Zertifizierung kann er jedoch nur bis zum Händler zurückverfolgen: Er muss darauf vertrauen, dass das zertifizierte Holz weder illegal geschlagen noch das soziale und ökonomische Wohlergehen der Forstarbeiter und der lokalen Bevölkerung durch Ausbeutung geschwächt wird. Der Betrieb selbst wird ressourcenschonend und energieeffizient geführt.

Vertrauen und Ehrlichkeit

Vertrauen und Ehrlichkeit sind Haltungen, die handlungsleitend sind gegenüber den Kunden. Seien dies nun Bauherren, Architekten, Designer, die 80% der Auftragsleistung ausmachen, oder direkt bediente Privatkunden. Sowohl der Auftraggeber als auch die Firma bauen auf gegenseitiges Vertrauen und ehrliche Kalkulationsberechnungen. Das gehört zum A und O der Beziehungspflege mit den Kunden, dem Kapital der Firma schlechthin. Die Auftragsleistung darf weder zu hoch noch zu tief kalkuliert sein. Ziel ist, den Auftrag zu erhalten, um den Familienbetrieb auch in Zukunft weiter betreiben zu können und die Mitarbeiter nicht aufgrund (vorübergehend) geringerer Aufträge entlassen zu müssen. Bucher denkt nicht in Quartals- oder Jahresabschlüssen, sondern in Generationenabschlüssen. Langfristige Gewinne werden angestrebt. Das erfordert einen hohen Handlungsspielraum, der Spitzenzeiten erfolgreich bewältigen und Flautenzeiten ohne Entlassungen wirtschaftlich gut überbrücken kann. Rechtliche Regelungen in der Schweiz legen diesbezüglich ein enges Korsett an. Wünschenswert wäre ein Denken in grösseren Zeiträumen, um als KMU unternehmerisch mehr Handlungsspielraum zu haben. So sind aus Sicht des Unternehmers beispielsweise die maximalen Überstunden im Jahresrhythmus gemäss Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zu eng geschnürt. Ein Denken in grösseren Zeiträumen biete der Firma nicht nur mehr Spielraum, um auf die quantitativ variablen Kundenaufträge adäquat und zukunftssichernd zu reagieren, sondern junge Mitarbeiter können z. B. ihre geplante Weltreise im Voraus mit zusätzlichen Stunden erarbeiten; sie generieren auf diese Weise während ihrer Abwesenheit bei den Sozialleistungen keine Einbussen. Auch im Blick auf die Mitarbeiter sind Ehrlichkeit und Vertrauen die Basis einer gelungenen, zukunftsorientierten Unternehmensführung.

People – Planet – Profit

Aus Sicht von Bucher bedarf es eines gesunden Gleichgewichts zwischen «People», «Planet» und «Profit», zwischen Sozialleistungen, Ökologie und Ökonomie. Die hohen sozialen Standards der Schweiz sind bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. Mehr Dankbarkeit den sozialen Errungenschaften gegenüber, das wäre wünschenswert. «Wir Schweizer haben das Gefühl, dass wir nichts dafür machen müssen, dass es uns so gut geht.» Das hohe soziale Niveau in der Schweiz ist nur dank einer gut florierenden Wirtschaft haltbar.  Dasselbe gilt für die ökologischen Bemühungen. In Staaten mit einer schwachen Wirtschaftsleistung sind ökologische Verbesserungen kein oder ein marginales Thema. Es braucht eine gut laufende Wirtschaft, die mit ihren Abgaben dem Staat die finanzielle Möglichkeit gibt, beispielsweise ein Abwassersystem aufzubauen oder Solar- und Windanlagen zur Stromerzeugung zu subventionieren. Bucher weiss, wovon er spricht. Seine Frau ist aus Simbabwe. Um auf sozialer und ökologischer Ebene Fortschritte zu erzielen, braucht es Gewinn. «Aus diesem Grund habe ich Mühe, wenn Profit durchwegs als schlecht angesehen wird.»
Neuerdings sind wachsende Bemühungen zu erkennen, mehr ökonomische und damit soziale Wertschöpfung in den Herkunftsländern des geschlagenen Holzes zu generieren. So wird Furnierholz vermehrt vor Ort hergestellt. «Überhaupt macht furniertes Holz ökologisch Sinn, da vom wertvollen Holz nur wenig geschlagen werden muss und das Furnier auf verleimten Holzplatten aufgetragen wird, für die qualitativ minderes Holz mit hohem Vorkommen verwendet wird.»

Individualität und Einzigartigkeit

Bucher ist als Schreinermeister von Furnierholz begeistert. Dieses sei besonders geeignet, kreativ zu sein. Jeder Baum besitzt seine Einzigartigkeit und weist eine individuelle Holzmaserung auf. Mit dem einmaligen Muster der Holzmaserung zu arbeiten und dieses kreativ in ein Möbel oder eine Wohnungs- oder Ladeneinrichtung umzusetzen, macht das Schreinern zu einem staunenswerten Kunsthandwerk.
Individualität ist das Credo der Schreinerei Karl Bucher AG. Für den Firmeninhaber und seine Mitarbeiter ist jeder Auftrag einmalig. Ihre Herausforderung liegt darin, die individuellen Vorstellungen der Kunden mit Fachwissen und -können in die Realität umzusetzen. Es gibt keine Standardprodukte. Jede Arbeit ist ein Unikat. In der Zentralschweiz ist ihre Arbeit beispielsweise in der Pfarrkirche Goldau, in der Imlig Kapelle «Maria zum guten Rat» in Ober-Schönenbuch bei Schwyz, bei Max Chocolatier in Luzern oder zukünftig im «Dragon» der SNG (St. Niklausen Schiffsgesellschaft Genossenschaft) zu entdecken. Die Einzigartigkeit und Individualität des nachwachsenden Rohstoffes Holz lässt Bucher vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Holz kann gegenwärtig im Vergleich zu Gips oder Metall noch von keinem 3-D-Drucker hergestellt werden.

Maria Hässig

Informationen zur Firma:

Die Karl Bucher AG steht am Fuss der Rigi am Rand von Goldau. Der jetzige Geschäftsinhaber Karl Bucher hat die Schreinerei, die als Familienbetrieb geführt wird, im Jahr 1988 in der zweiten Generation von seinem Vater übernommen. Was vor knapp 60 Jahren als Zweimannbetrieb begonnen hat, vergrösserte sich Schritt um Schritt und entwickelte sich von einer lokalen zu einer national und international tätigen Schreinerei. Zurzeit beschäftigt die Firma rund 60 Mitarbeitende, davon vier Frauen und sieben Lehrlinge.

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

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