Papst Franziskus – eine spirituelle Sicht auf den 13. März

Frau Monika Renz: Wie war Ihre erste Reaktion bei der Papstwahl?

Ich war gerührt. Und zwar bin ich froh, dass ich den Papst «gesehen» habe. Wie er gebetet hat. Wie er gestanden hat. Wie er lange Zeit gebraucht hat, um überhaupt nach draussen zu kommen. Für mich ist das alles Ausdruck einer grossen Spiritualität. Das Gebet – oder vielleicht auch die Frömmigkeit – ist an erster Stelle. Die Bescheidenheit umgibt sie. Da kann man sagen über ihn, was man möchte, das lässt Spuren in mir zurück. Positive.

Was meinen Sie – wird sich in unserer Kirche jetzt viel verändern?

Nein. Sozusagen nichts.

Warum meinen Sie, es ändert sich nichts? Äusserlich ändert sich doch einiges. Der erste Jesuit zum Beispiel, der Erste aus Südamerika …

Die Frage ist falsch gestellt. Es ändert sich nicht in der Welt, sondern es hat, würde ich sagen, in der Mitte von Kirche sich etwas gewendet von einem Verhaltensmuster der Macht weg zu einem Verhaltensmuster der Liebe. Macht und Liebe, das ist ja Gegenteil. Solange ich jemanden hasse, bin ich immer noch auf ihn bezogen. Aber wenn ich Macht ausübe, dann wird der andere zum Objekt. Und wir haben in dieser Sendung – für mich – eine Mini-Spur von dieser Wendung gesehen. In diesem Menschen war das Bedürfnis zur Einfachheit. Also das Gegenteil von Macht. Und auch der Name Franziskus ist ein Ausdruck davon. Trotzdem – Sie fragen: Ändert sich etwas in der Welt? Solange die Welt gleichermassen im Reaktionsmuster Macht weiter fordert, ändert sich nichts.

Was ich aus Ihrer Antwort heraushöre, ist auch ein Appell an uns: Hier vor Ort sollen wir unseren Umgang mit Macht verändern …

… verändern lassen – ja. Wenn ich jetzt zum Beispiel an die Pfarreiinitiative denke, wäre es eine Möglichkeit, wenn die Initianten (ihre Haltung des Forderns loslassen und) sagen: Wir möchten einfach Seelsorger sein! Wie bis anhin möchten wir weiterfahren. Das gäbe eine ganz andere Atmosphäre auch von unserer Seite hinein.

Das Video-Interview vom 15. März 2013 (siehe oben) führte der Journalist Christoph Klein.

Zu Monika Renz siehe: www.monikarenz.ch

 

Christoph Klein

Christoph Klein

Christoph Klein (1974-2022) studierte in München, Jerusalem und Luzern katholische Theologie und war durch seine kleine Filmfirma kleinfilm bekannt. Er war auch Autor der Ausstellung über Christenverfolgung des Hilfswerks Kirche in Not (ACN).