Neue Wege in der Firmkatechese

Bischof Markus Büchel bei der Firmung 2017 in der katholischen Kirche Teufen. (Bild: «Tüüfner Poscht», Brigitta Schmid)

 

«Ich diskutiere viel mit meinen Kollegen, jedoch nicht
über Glaubensfragen. Deshalb schätze ich es, dass ich
auf dem Firmweg angeregt werde, mich mit meinem
Leben und Glauben, mit Gott und Spiritualität zu
befassen und auszutauschen.»

Jährlich begegne ich über 1000 jungen Menschen in den Vortreffen und im Firmgottesdienst. Wenn ich Aussagen höre wie die von Elias (18) aus Degersheim, bestärkt mich das immer wieder neu im Entscheid für die Firmung 18+. Seit 2003 ist im Bistum St. Gallen die Erhöhung des Firm- alters schrittweise umgesetzt worden. Junge Menschen erleben seither auf dem Firmweg eine Gemeinschaft, in der Glaubensfragen selbstverständlich Platz haben.

Die Sakramente der Kirche sind keine Einzelereignisse, sondern aufeinander bezogen. Speziell gilt das für Taufe, Firmung und Eucharistie, die Grundlagen der christlichen Initiation. Alle drei sind Zeichen dafür, dass Gott uns bedingungslos liebt. Am Pfingstfest feiern wir, dass der Geist Gottes auf alle Versammelten herabkam und unter ihnen Gemeinschaft stiftete – es war die Geburtsstunde der Kirche.

Viele Firmanden berichten mir, dass der Firmweg für sie zu einer neuen, persönlichen Kirchenerfahrung wurde und dies in einer Lebensphase, in der der Kontakt zur Kirche bereits abgerissen war. Sie erfahren das Sakrament und die Vorbereitung darauf als Stärkung für ihren Lebens- und Glaubensweg. Es ist ein zündender Funke, der jungen Menschen hilft, ihrem ganz persönlichen Lebensweg auf die Spur zu kommen.

Die Erwartung, dass Gefirmte fortan wöchentlich im Gottesdienst anzutreffen sind, erfüllt sich nicht. Aber ich spüre teils Jahre nach der Feier, dass ein starkes Band geflochten ist. Die Gefirmten erinnern sich an die tragende Gemeinschaft auf dem Firmweg und an Anstösse für ein gelingendes Leben auf dem Fundament des christlichen Glaubens. Sie nehmen Gottvertrauen mit auf den Lebensweg.

Begleitet werden die Firmanden von Seelsorgenden und von freiwilligen Firmbegleitern, die bei der Konzeption der Firmung 18+ von Anfang an eine tragende Rolle hatten. Meist sind sie den Firmweg selbst gegangen und bringen eigene Erfahrungen mit. In der Zeit des Übergangs von der Jugend- ins Erwachsenenalter ist viel im Umbruch und die gegenseitige Unterstützung besonders willkommen. Der Firmweg führt Jugendliche hin zu mündigen, «erwachsenen» Christen, er fordert sie heraus, den Glauben in ihrem eigenen Leben zu integrieren und sich aktiv in die Kirche wie in die Gesellschaft einzubringen.

Es ist ein pfingstliches Geschehen, Pfingsten wird im Leben der jungen Menschen wie auch im Leben derer, die sie begleiten, konkret erfahrbar.

Ich wünsche Ihnen ein frohes, geisterfülltes Pfingstfest.
 
+Markus Büchel, Bischof von St. Gallen