"Messianische Juden – eine Provokation"

In SKZ Nr. 45/2016 versuchten verschiedene Beiträge für die "Messianische Bewegung" zu sensibilisieren, d. h. für das Phänomen, dass besonders seit den 1960er-Jahren Juden in grösserer Zahl auf der Basis des Neuen Testamentes Jesus als Messias Israels und Heiland der Völker annehmen und sich mit uns "Heidenchristen" im einen Leib Christi verbunden wissen, aber nicht in einer alten "heidenchristlichen" Kirche aufgehen wollen, sondern im Sinn der jüdischen Muttergemeinde als Zeichen der Treue Gottes ihre jüdische Identität bewahren wollen und gemäss Röm 11/ Eph 2 (Nostra Aetate 4) bezeugen, dass die jüdische Wurzel der Kern der Kirche Jesu bleibt. Das bedeutet, dass die Kirche Jesu, in der alle Völker "eingepfropft" bzw. "eingebürgert" werden sollen, erst vollständig ist, wenn die Zweigliederung der Kirche "aus Juden und Heiden" wieder zur Geltung kommt. Mit diesem drängenden Anliegen befasst sich kompetent der von Ulrich Laepple herausgegebene Sammelband "Messianische Juden – eine Provokation" (2016 im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht). Die Beiträge sind das Ergebnis von Gesprächen, die im Jahr 2013 mit einem Symposion in Berlin zur Haltung der evangelischen Kirchen zur messianisch-jüdischen Bewegung begonnen haben, angestossen von der GGE (Geistliche Gemeindeerneuerung in der Evangelischen Kirche Deutschlands). Am Rande mit diesen Gesprächen verbunden waren auch katholische Theologen wie Kardinal Schönborn und der neulich verstorbene Theologe Peter Hocken. Die Zeit ruft, sich dieser Provokation zu stellen.

Br. Tilbert Moser, Kapuziner, Olten