Korrigenda Bevölkerungszusammensetzung in konfessioneller Hinsicht

Korrigenda zum Artikel «Roger Husistein: Religionslandschaft 2010 – Erste Ergebnisse der neuen Volkszählung, in: SKZ 180 (2012), Nr. 36, 587–590.»

Erstmals seit zehn Jahren hat das Bundesamt für Statistik (BFS) im Frühsommer 2012 im Rahmen der ersten so genannten Strukturerhebung der neuen Volkszählung wieder Daten zur Religionszugehörigkeit der Schweizer Bevölkerung veröffentlicht (vgl. dazu die erwähnte SKZ -Ausgabe). Dabei sind dem BFS zwei Fehler unterlaufen, welche es nun korrigiert hat. So wurden die Christkatholiken fälschlicherweise zur römisch-katholischen Kirche gezählt und die evangelischen Freikirchen zur evangelisch-reformierten Kirche. Für die römisch-katholische Kirche haben die Anpassungen des BFS nur geringfügige Auswirkungen. Sie bleibt mit einem Anteil von 38,8% (statt 38,6%) die grösste Konfession. Bedeutend stärker wirken sich die Korrekturen hingegen für die evangelischreformierte Kirche aus (28% statt 30,9%). Der Anteil der «anderen christlichen Gemeinschaften» liegt damit deutlich höher als ursprünglich angegeben (5,5% statt 2,4%). Die römisch-katholische Kirche hat demnach in den letzten zehn Jahren Anteile von etwa 3.7 Prozentpunkten verloren, die evangelisch-reformierte Kirche sogar 5,9 Prozentpunkte. Die anderen christlichen Gemeinschaften haben hingegen etwas mehr als 1 Prozentpunkt hinzugewonnen. Aufgrund der Zuwanderung blieb die Mitgliederzahl der römisch-katholischen Kirche in den letzten zehn Jahren relativ stabil. Die evangelischreformierte Kirche hat hingegen aufgrund der korrigierten Zahlen nun effektiv etwas Mitglieder verloren. Für die nichtchristlichen Religionsgemeinschaften und die Konfessionslosen hat sich mit diesen Korrekturen nichts geändert.

Roger Husistein, SPI St. Gallen


Ein historischer Blick auf die Volkszählungen

Die von Roger Husistein die Volkszählung 2010 betreffend geschilderten Fehler regen zu einem kritischen Blick auf die Volkszählungen in der Schweiz an. Die erste eidgenössische Volkszählung erfolgte 1850, zwischen 1860 und 2010 fanden 16 weitere statt. Die Ergebnisse dokumentieren als «kollektives Gedächtnis» der Schweiz die Entwicklung von verschiedenen wichtigen Grunddaten. Dabei gab es schon früher bedauerliche Ungenauigkeiten. So wurden von 1880 bis 1920 die Christkatholiken den Römisch-Katholischen zugerechnet. Seit der Volkszählung 2010 werden keine umfassenden Direktbefragungen durchgeführt. Damit sind die Konfessionszahlen nicht mehr genau eruierbar; in den Kantonen Neuenburg und Genf kann der Staat zu den Katholiken keine oder nur ungenaue Zahlen liefern, was für die nicht öffentlich-rechtlich anerkannten Religionsgemeinschaften für die ganze Schweiz gilt – bedauerlich!

Urban Fink-Wagner