Kirchliche Sozialarbeit

Kirchliche Sozialarbeit ist vielseitig. Beratung und Begleitung sowie Gestalten von Anlässen zu sozialen Themen. Davon berichtet die Sozialarbeiterin Jessica Andrews.

Frau L. sitzt am Tisch und beginnt zu erzählen. Ihr Mann arbeitet als Hilfsarbeiter in einer Hotelküche im Stundenlohn. Das Einkommen ist tief. Die Rechnungen wachsen ihr über den Kopf, die Ratenzahlungen sind nicht mehr zu bewältigen. Jetzt ist eine Wohnungsmiete ausstehend und die Wohnungskündigung angedroht. Zudem zeigt ihre Tochter ein auffälliges Verhalten in der Schule und Frau L. weiss weder ein noch aus.

Auf solche Situationen treffe ich im Arbeitsalltag als Sozialarbeiterin. Für immer mehr Menschen werden die gesellschaftlichen Herausforderungen zu gross – sei dies in finanziellen Angelegenheiten, im Umgang mit Behörden, in der persönlichen, partnerschaftlichen oder familiären Situation, im Arbeitsumfeld und vielem mehr.

Die kirchliche Sozialarbeit bietet Menschen wie Frau L. in schwierigen Lebenssituationen individuelle Hilfe an. Sie ist eine Kernaufgabe der Dia konie. Meine Tätigkeit ermöglicht mir, nahe an den Menschen zu sein, Lebenszusammenhänge von Einzelnen, Familien und der Gesellschaft zu verstehen. Die vielseitige Arbeit erlaubt ein vernetztes und kreatives Arbeiten. Ich kann Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Parallel zum ständigen Wandel in der Gesellschaft verändert sich das Aufgabenfeld der sozialen Arbeit. Ich muss wach bleiben und die Integration von Menschen am Rande aktiv mitgestalten.

Kirchliche Sozialberatung

Das Leben und Wirken Jesu, wie es sich in der Botschaft des Evangeliums widerspiegelt, verstehe ich als Aufforderung für ein im christlichen Sinne ethisches Handeln. Soziale Arbeit ist für mich ein Dienst an der Gemeinschaft, unabhängig von Herkunft, Alter und Religion.

An der kirchlichen Sozialberatung gefällt mir besonders, dass mich diese mit Menschen in Kontakt bringt, die freiwillig zur Beratung kommen. Wenn sie dies nicht mehr wünschen, gehen sie wieder. Ich nehme mir Zeit für die Ratsuchenden. Das Aufgabenfeld endet aber nicht bei der Beratung und Begleitung. Auch die Arbeit in den Pfarreien ist ein Bestandteil. So zum Beispiel beim Gestalten von Anlässen zu sozialen Themen. Dies ermöglicht eine grosse Breite und Interdisziplinarität.

Neue Sichtweisen wagen

In meiner Arbeit stehen Problemsituationen immer wieder im Vordergrund. Dies ist nicht immer einfach. Ich muss mich einerseits gut einfühlen, andererseits aber auch gut abgrenzen können, um nicht selbst mit der Schwere der Situationen belastet zu werden. Der Austausch mit anderen Sozialarbeitenden ist mir hier sehr wichtig. Eine gute Portion «Geerdet-Sein» und Humor hilft dabei. Ich bin zudem dankbar, dass ich meine Tätigkeit im Pastoralraum Emmen-Rothenburg mit meiner Tätigkeit als Familienfrau ergänzen kann. Mein Partner und meine Kinder sind mir eine wichtige Stütze.

Für die Zukunft der Diakonie im Pastoralraum Emmen-Rothenburg wünsche ich mir mutiges Handeln. Das heisst für mich Mut für kritisches Hinschauen und Mut für eine sozialpolitische Lobby für Benachteiligte. Ich wünsche mir eine Diakonie, die die Integration von Einsamen und Hilfsbedürftigen aktiv angeht und neue Sichtweisen und Wege nicht scheut.

 

Jessica Andrews

Jessica Andrews ist als Sozialarbeiterin FH tätig in der Sozialberatung des Pastoralraums Emmen-Rothenburg.