Kirchenmusik als Tor und Brücke

Sandra Rupp, Cantars-Gesamtleiterin, beim Dirigieren, links von ihr die Rednerin und die Redner am Festakt in Basel. © cantars 2015, Foto: André Albrecht.

Cantars 2015, das bisher grösste Festival der Kirchenmusik und Kirchenkultur in der Schweiz, ist ökumenisch und interreligiös von eminenter Bedeutung, weil Musik eine ökumenische Brücke ersten Ranges ist und mit den damit verbundenen Emotionen Transzendenz vermittelt werden kann. Cantars will vielfältig sein, verschiedene Musikstile zur Geltung bringen, Menschen jeden Alters, unterschiedlichster Herkunft und Kultur verbinden und Grenzen überschreiten (vgl. www.cantars.org).

Die Bedeutung der Kirchenmusik war deshalb auch Thema der Ansprachen anlässlich der feierlichen Cantars-Eröffnung vom 14. März 2015 in Basel. Im Festakt in der christkatholischen Predigerkirche betonte Bischof Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, dass die erste Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils, dessen Abschluss vor 50 Jahren gefeiert werden konnte, der Erneuerung der Liturgie und damit auch der Kirchenmusik gewidmet war. Prägnant fasst die Konstitution "Sacrosanctum concilium" zusammen: "Die überlieferte Musik der Gesamtkirche stellt einen Reichtum von unschätzbarem Wert dar, ausgezeichnet unter allen übrigen künstlerischen Ausdrucksformen vor allem deshalb, weil sie als der mit dem Wort verbundene gottesdienstliche Gesang einen notwendigen und integrierenden Bestandteil der feierlichen Liturgie ausmacht" (SC Nr. 112).

Bischof Markus freut sich deshalb besonders über Cantars: "Es ist (…) für unsere Kirche ein grossartiges Ereignis, mit dem Kirchenklangfest diesen unschätzbaren Schatz zu heben und mit der Musik, der ‹himmlischsten aller Künste›, Früchte jahrzehntelanger Arbeit zu ernten und sie nicht nur im Gottesdienst, sondern in vielfältigen Konzerten und Darbietungen (…) den Menschen zur Freude und Gott zum Lob anzubieten. Dabei macht sie nicht an Konfessions- oder Religionsgrenzen Halt, Musik verbindet Menschen und Kulturen über alle Verschiedenheiten hinweg. Mir wird dies immer wieder bewusst, wenn Menschen aus der ganzen Welt im Gottesdienst über alle Sprachen und Kulturen hinweg – ‹auswendig, oder besser inwendig›, in eine gregorianische Choralmesse (…) einstimmen können; es ist immer wieder eine Freude, wie die konfessionsverbindenden Gesänge von Taizé Jung und Alt verbinden oder wie die wortlose Musik anderer Kulturen Herz und Seele aller Menschen berührt."

Gottfried Locher, Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, betonte nicht nur, dass man nicht Katholik sein müsse, um ein Te Deum zu singen, sondern dankte den Cantars-Macherinnen und -Machern besonders, weil sie Ökumene so machen, "dass Sie uns Theologen gar nicht brauchen" – Ökumene vielleicht also viel wirkungsvoller, als Amtsträger dies können. Darüber können wir Theologen uns nur freuen.

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.