Wer würde in dieser herausfordernden Zeit nicht gerne in eine Kristallkugel schauen, um mehr über die Zukunft zu erfahren und um Sicherheit und Orientierung für anstehende Entscheidungen zu erhalten? Aber der Blick in eine nebelverhangene Glaskugel ist mehr als unzuverlässig, wie wir spätestens seit der Lektüre von Harry Potters Erfahrungen mit der für Wahrsagerei zuständigen Professorin Sibyll Trelawney wissen.
Zuverlässigere Orientierung und Halt bietet dagegen der Stern, den die Sterndeuter im zweiten Kapitel des Matthäusevangeliums aufgehen sahen.1 Für sie war klar, dass der Stern eine besondere Bedeutung hatte und die Geburt eines neuen Königs verkündete. Diesem Stern folgten sie und er führte sie auf ihrer Suche nach dem neugeborenen König der Juden zuverlässig zum Kind nach Bethlehem: «Wo das Kind war, blieb er stehen.» Im Kind erkannten sie Gott und huldigten ihm.
Was verloren geht
Aus den Sterndeutern des Matthäus schuf die kirchliche Tradition drei heilige Könige. Die Sternsingerinnen und Sternsinger greifen diese Tradition der Heiligen Drei Könige auf und erzählen, was die Sterndeuter erfahren haben und was die Geburt dieses aussergewöhnlichen Königs für die ganze Menschheit bedeutet. Der Stern, der vom Himmel herabstieg, um das göttliche Kind anzuzeigen, zeigt den «Gott mit uns» an. Mit dieser guten Botschaft ziehen die Sternsingerinnen und Sternsinger seit über 30 Jahren bei der Aktion Sternsingen von Missio von Tür zu Tür. Aber dieses Jahr scheinen die Massnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie all dem einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Was geht verloren, wenn die Sternsingergruppen nicht von Haus zu Haus und von Wohnung zu Wohnung gehen können? Nichts weniger als die Verkündigung der Frohen Botschaft, dass Gott mit uns ist, und der Segen, der Segen für die Bewohnerinnen und Bewohner, und der Segen für die Kinder in vielen Ländern der Erde. Denn dank der Spenden bei der Aktion Sternsingen erhalten Kinder und Jugendliche jährlich in über 200 Projekten in aller Welt eine Unterstützung für Bildung, Gesundheit, Ernährung, soziale Integration und vieles mehr.
Unter dem Motto «Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit» rückt die Aktion Sternsingen 2021 Kinder in den Mittelpunkt, die getrennt von ihren Eltern aufwachsen, weil diese in einer anderen Region oder im Ausland arbeiten. Am Beispiel der Ukraine wird deutlich, wie Armut, Arbeitslosigkeit oder zu geringe Verdienstmöglichkeiten dazu führen, dass viele Eltern sich von ihren Kindern trennen. Elf Caritas-Tagesstätten in verschiedenen Städten der Westukraine, die den von Arbeitsmigration betroffenen Kindern zur Seite zu stehen, werden unterstützt. Die Kinder erfahren dort Gemeinschaft, werden psychologisch betreut, erhalten Hilfe für die Schule und ein abwechslungsreiches Freizeitangebot.
Das «Haus der Barmherzigkeit» für Mädchen aus schwierigen familiären Verhältnissen ist ein weiteres Projekt, das unterstützt wird. Das Projekt wird von einer Schwesterngemeinschaft getragen, die den Mädchen ein vorübergehendes Zuhause bietet, emotionalen Halt gibt und ihre Talente fördert.
Seien wir erfinderisch und kreativ wie die biblischen Sterndeuter, um Segen zu bringen, Segen zu sein und den Kindern Halt zu geben. Wie bei den biblischen Sterndeutern geht es nicht darum, das eigene Leben oder das anderer zu riskieren, sondern «auf einem anderen Weg» von dem zu berichten, was sie erfahren haben. Der Leitfaden von Missio für eine sichere Aktion Sternsingen hilft, nicht die Orientierung zu verlieren.
Siegfried Ostermann
