Keine genauen Rezepte für die Kirche von morgen

Gesellschaftliche und kirchliche Veränderungen sind so komplex und unvorhersehbar, dass in der Pastoral von langfristigen Zielen abgesehen wird. Und doch ist es eine notwendige und spannende Aufgabe, heute an der zukünftigen Kirche zu bauen.

Das World Café zum zukünftigen Pastoralraum Solothurn (SO 16). (Bild: zvg)

 

Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz sind in einzelnen Bistümern grössere Umstrukturierungsprozesse in Gang. Seelsorgeeinheiten und Pastoralräume sind entstanden oder entstehen. Da stellt sich die Frage: Welche Bilder von Kirche stehen hinter diesen Umstrukturierungen, aber auch hinter Entwicklungen in der Pastoral? Welche Vision einer zukünftigen Kirche leitet heute pastorales Handeln? Woraus nährt sich diese Vision? Welche Ressourcen und Kräfte setzt sie frei? Die SKZ fragte in einigen Pfarreien in den Bistümern Basel, Chur und St. Gallen nach ihrer Vision.

Warum ist Loslassen so schwierig?
Katholische Kirche im Lebensraum St. Gallen

Die Seelsorgenden der katholischen Kirche im Lebensraum St. Gallen haben im Jahr 2010 ihre gemeinsame Vision beschrieben, in der sie sich zur lebensraumorientierten Seelsorge verpflichteten: «Lebensraumorientierte Seelsorge bedeutet, dass wir Seelsorgenden uns gleichzeitig und gleichwertig auf die verschiedenen Lebensräume und gesellschaftlichen Milieus, in denen sich Menschen bei uns bewegen, einlassen und die notwendenden Schritte tun. Solche Lebensräume sind die territorial zuzuordnenden Pfarreien, die kategorialen Bereiche wie Schule, Jugendarbeit und Diakonie sowie die Stadt als City, in der sich noch viel mehr Menschen als die darin wohnenden aufhalten […] Das Wohl und das Heil der Menschen im Sinne des Evangeliums ist Ziel jeder Seelsorgearbeit. Die Leiden und Freuden der Menschen sind dabei zentral […] Wir erkennen die Zeichen der Zeit, greifen gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen auf und haben den Mut, Kontrapunkte im Sinne des Evangeliums zu setzen.» (Charta 2010).

Mit Überzeugung und Elan gingen die Seelsorgenden daran, die Kirche in St. Gallen auf diese Vision hin zu entwickeln. In ökumenischer Zusammenarbeit entstanden unter dem Dach des Vereins Wirkraumkirche Projekte wie «safranblau» für junge Erwachsene, das «Stattkloster», welches Menschen zusammenführt, die nach einem neuen Lebensstil suchen, die «Offene Kirche St. Gallen» oder die jährliche «Weihnachtsreise», ein Freilichtspiel, das die Geburtsgeschichte Jesu in der Altstadt von St. Gallen erlebbar macht. Nach einem sechsjährigen Entscheidungsprozess wurde ein katholisches Cityseelsorge-Team eingerichtet, das seit 2017 in den Ressorts «Kultur und Bildung», «Flüchtlings- und Migrationspastoral», «Spiritualität und neue Gottesdienstformen» und in der «mobilen Cityseelsorge» tätig ist. Theatergottesdienste unter dem Namen «theatrum sacrum», «Das Gallus Experiment», Velokurse für Flüchtlinge und viele andere Projekte und Aktionen wurden lanciert. Was in diesem Text in aller Kürze aufgezählt ist, brauchte langjährige Entwicklungsarbeit und Durchhaltevermögen auch über Durststrecken hinweg. Ein zentraler Vorgang bei all diesen Entwicklungen war das Loslassen. Ich bin überzeugt, dass das Loslassen die Voraussetzung jedes pastoralen Entwicklungsprozesses ist. Bei stagnierenden Finanzen und fehlendem Seelsorgepersonal ist es unmöglich, Neues zu entwickeln und gleichzeitig alles Bestehende weiterzuführen. Die Kirche visionär weiterzuentwickeln erfordert Entscheidungen, die zu sicht- und spürbaren Veränderungen auch für die treuen und engagierten Kirchenmitglieder führen.

Doch warum ist Loslassen so schwierig? Wenn wir das Gelernte und Gewohnte, unser tägliches Handwerkzeug der Pastoral aus der Hand geben, dann stehen wir zuerst einmal mit nichts da. Denn niemand kennt heute ein allgemeingültiges, funktionierendes Rezept, wie eine pastorale Vision verfolgt werden kann. Wurden früher aus Visionen Ziele abgeleitet und Strategien entwickelt, die es umzusetzen galt, so lässt die hochkomplexe gesellschaftliche und kirchliche Situation dieses Vorgehen heute nicht mehr zu. Der Weg führt über innovative, entstehende Praxis, was so viel bedeutet wie ausprobieren, wahrnehmen, was wächst, reagieren und anpassen, wieder ausprobieren, usw. Ich wünsche mir für die Kirche in St. Gallen und für die Kirche in der ganzen Schweiz, dass wir noch mutiger loslassen und uns aufs scheinbare Glatteis begeben im Glauben daran, dass uns der heilige Geist führen wird, wohin er will.

Roman Rieger1

Eine geistliche Herausforderung:
Solothurner Stadtpfarreien

In den drei Solothurner Stadtpfarreien ist der vom Bistum umschriebene Pastoralraum noch nicht errichtet. Das Projekt ist zusammen mit zwei weiteren Landpfarreien erst gestartet. Die siebenköpfige Projektgruppe ist beauftragt, das Pastoralraumkonzept im Austausch mit den Gläubigen sowie im Kontakt mit den Verantwortlichen der Kirchgemeinden zu entfalten. Eine abrupte Personalveränderung in der Pfarrei St. Ursen führte zu beträchtlicher Verzögerung.

Ich finde es bezeichnend, dass gesellschaftliche und kirchliche Veränderungen komplex und unvorhersehbar sind, selbst wenn sie durch eine Projektbeschreibung vorgezeichnet sind und beherzt begonnen werden. Es ist eine Aufgabe, die nicht mathematisch präzise gelöst werden kann. Darin erkenne ich ein erstes Merkmal für die Zukunftsgestalt der Kirche. Sie kann nicht allgemein vorhergesagt und programmiert werden. Es gibt verschiedene Unbekannte in der Gleichung, die als Aufgabe gestellt ist, z. B. die demografische Entwicklung der po- litischen Gemeinden, die allgemeine Dynamik der Kirchendistanzierung, die Personalentwicklung der Diözese, die finanzielle Situation der Kirchgemeinden und vor allem die Bereitschaft der Gläubigen, sich auf neue Formen der Zusammenarbeit einzulassen.

Ein plausibles Erklärungsmodell für die nur schwer planbare Zukunft von Gesellschaft und Kirche ist für mich jenes der «VUKA-Welt». Sie beschreibt die Situation unserer Gesellschaft durch die vier dynamischen Kerneigenschaften Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambivalenz. Volatilität bedeutet, dass grosse Veränderungen und Schwankungen innerhalb einer kurzen Zeitspanne möglich sind und eine verbindliche Vorhersage verunmöglichen. Das löst Unsicherheit aus, da es keine langfristige Prognose gibt, was als nächstes passiert. Da in der Gesellschaft wie auch in der Kirche verschiedene Akteure interagieren und keiner das Geschehen alleine steuert, ist die Realität nicht bloss kompliziert, sondern komplex. Daraus erwächst die Ambivalenz, dass mehrere Entwicklungen und Deutungen von Ereignissen möglich sind. «Genauso erlebe ich es!», war meine Reaktion auf diese Beschreibung. So nüchtern die Feststellung ist, dass es keine exakten Rezepte zur Kirchenentwicklung gibt, so entlastend ist es auch, sich als Teil einer gesamtgesellschaftlichen Realität zu erkennen. Wir sehen nicht weiter als bis zur nächsten Kurve – so hat jemand diese Ausgangslage einmal ins Bild gefasst. Während früher Zehnjahrespläne geschmiedet wurden, können heute schon binnen dreier Jahre andere Voraussetzungen gelten. Das lädt ein, die Pastoralplanung ohne zu hohe Erwartungen anzugehen. Daraus möchte ich weiter festhalten: Planung und Führung kirchlichen Lebens rufen situationsbedingt nach einer agilen Ausrichtung, die bereit ist, sich verändernde Rahmenbedingungen wahrzunehmen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns in der Projektgruppe zweierlei gefragt:

  1. Welche Kirchenrealität treffen wir in unserer konkreten Situation an? Daraus ist eine Situationsanalyse entstanden, die ein differenziertes Bild des sozialen Umfeldes, der pastoralen Situation und der personellen und finanziellen Mittel zeigt.
  2. Welche Visionen, Haltungen und Werte leiten unsere pastorale Arbeit?

Der pastorale Entwicklungsplan (PEP) des Bistums beabsichtigt, «den Glauben ins Spiel zu bringen». Daher war für uns klar, dass der Auftrag für die Seelsorge wesentlich eine geistliche Herausforderung darstellt, die uns anhält, selber als glaubwürdige Menschen zu leben und zu vertiefen, was wir dann verkünden. Aus dieser Einsicht sind konkrete Anliegen hervorgegangen, wie z. B. der Wunsch, Menschen über Generationen miteinander in Verbindung zu bringen, Begegnungen zu ermöglichen durch offenes Dasein, den Menschen ins Zentrum zu stellen und Heimat zu ermöglichen, mit den Restbeständen der Volkskirche sorgfältig umzugehen, die Qualität zu sichern und nicht nachzulassen, Vereine und Gruppen zu Ende zu begleiten, bzw. ihnen auf die Beine zu helfen, auf Menschen zuzugehen und Grenzen nicht hart zu ziehen.

Wie geht es weiter? Auf der Grundlage der Situationsanalyse und der beschriebenen Grundhaltungen steht nun der entscheidende Schritt an: die Schwerpunkte zu definieren, die unseren Pastoralraum prägen sollen und dazu konkrete Projekte zu erarbeiten. Bis im August 2020 hat die Projektgruppe Zeit dafür. Dann wird der Pastoralraum errichtet und das Konzept in die Phase der Umsetzung übergehen. Ich bin selber gespannt, was kommt.

Thomas Ruckstuhl2

Wirkliche Begegnung unter Menschen:
Katholische Kirche in Rapperswil-Jona

Ich setze ein Erlebnis an den Anfang: Ich hatte drei elternlose Kinder, die als Flüchtlinge in meiner Pfarrei waren, mitbegleitet; der Kontakt zu den Eltern war auf der Flucht abgebrochen. Jahre später, ich war anderswo tätig, kam bei einem Pfarreigottesdienstbesuch eine Frau auf mich zu: Sie sei die Mutter und hätte die Kinder wiedergefunden. Sie erkannte mich aus der Schilderung der Kinder und bedankte sich. Ich meine und bin fest davon überzeugt: Seelsorge ist persönlicher Kontakt. Und das gilt für mich als Maxime für alles. Wir Seelsorgenden sind Teil der Gesamtkirche und haben die interessante Aufgabe, in dieser Zeit tätig zu sein, aber auch zu überlegen, wie unser Wirken so zu entwickeln ist, dass es am besten dem Verkündigungsauftrag (z. B. Mt 28,19) unseres Herrn entspricht.

Ich möchte ein paar Feststellungen machen und dann einige mitunter visionäre Gedanken anfügen. Wir Menschen sind in der Lage, grossartige Organisationen aufzubauen und zu betreiben, in denen ganz vieles produziert und angeboten werden kann; und das zur Zu- friedenheit der meisten. Dabei ermöglichen wir ein gewisses Wohlbefinden und gar Glücksmomente. Wir wären auch in der Lage, eine weltweite Versorgung zu ermöglichen, die für alle Menschen die Grundbedürfnisse decken würde. Und wir Katholiken sind kirchlich in einem System, das sich zwar wandelt, aber sich über all die Jahre so entwickelte, dass es eine tragende Struktur hat. Gleichzeitig haben wir manchmal das Gefühl, so gehe es nicht mehr weiter, es sei etwas anderes gefordert. Bei alledem müssen wir fragen: Wie will es Gott? Und wie meinen wir, dass er uns im irdischen Dasein von Jesus gezeigt hat, wie er es will? Jesus war, der Zeit entsprechend, auch als Wanderprediger unterwegs. Dabei suchte und lebte er den direkten Kontakt zu den Menschen (Zöllner, Pharisäer, Mütter, Kranke usw.). Auch damals gab es Priester und Organisationen, Machtgefüge und ganz gewöhnliche Menschen.

Was könnte das alles in unserer Zeit bedeuten? Einmal, dass es nicht etwas zu errichten gilt, das nicht dynamisch und nicht davon geprägt ist, die Frohbotschaft zu leben und zu verbreiten. Es braucht auch keine Institution, die etwas betreibt und Leute beschäftigt, sondern höchstens, um unterstützend zu wirken. Das erfordert Demut. Die Kirche – als weltweite Gemeinschaft – muss und soll durchaus organisiert sein, aber es sollte ihr immer bewusst sein, dass der Geist Gottes wirkt (Joh 3,8), wo er will und er sich nicht an ihre Regelungen halten muss. Das erfordert Offenheit. Die Kirche als Institution hat eine Aufgabe, sie soll eine Stimme haben und Position beziehen. Das fördert Zusammenhalt. Gottesdienste mit Tausenden von Menschen zu feiern ist für mich ein tiefgehendes Erlebnis, aber das Wort des Herrn, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind (Mt 18, 20), bleibt wichtig. Aber: Alles lebt nur, wenn es die wirkliche Begegnung von Menschen gibt, die miteinander verbunden sind (z. B. Mk 3,35). Und das durchaus auch mitverantwortlich für Menschen auf diesem Planeten, die man nicht kennt.

So komme ich zu meiner Vorstellung eines künftigen Pfarreigebildes. Ein regionales Team, das miteinander und gleichwertig eine Aufgabe wahrnimmt – durchaus unter Beachtung der je eigenen Fähigkeiten –, aber dem einzelnen ermöglicht, mit den Menschen zu leben. Im Team wird er oder sie getragen und gestärkt und auch herausgefordert. Konkret heisst das: Zwei Personen (Lk 10,1) sind mit einer Gruppe Menschen (territorial oder personal) mitverantwortlich verbunden und leben unter ihnen. So ein Gebilde erbringt weder Dienstleistungen – ausser ein paar administrativen Aufgaben –, noch macht es Angebote, sondern alle Christen in diesem Traum, die dazu gehören wollen, tragen mit und lassen sich nicht vertreten. Es wird vorläufig noch Sozialinstitutionen brauchen, die aber der Verkündigung entsprechen müssen und nicht selbsterhaltend sind. Zudem wird es Einsiedeleien, Bewegungen und Wallfahrtsorte geben, die durchaus als spirituelle Zentren gelten können, und es braucht weiterhin universitäre Forschung und spirituelle Bildung.

Ich bin fest überzeugt: Ich muss wirklich als Christ leben und damit Zeugnis geben von dem, was mich nährt und so gemeindebildend wirken.

Felix Büchi3

Den reichen Schatz des Glaubens teilen:
Katholische Kirche Glarus Süd

Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens ist ohne Zweifel die Eucharistie. Doch was tun, wenn diese Quelle zu versiegen droht oder einfach weder Zeit noch Energie vorhanden sind, die Höhepunkte des Lebens zu geniessen? Was bietet Kirche heute für das Leben zwischen den Highlights? Viele Klassiker des Pfarreilebens sind ähnlich. Die Gläubigen versammeln sich, beten und empfangen die Sakramente; Aktive bemühen sich, etwas auf die Beine zu stellen; hinzu kommen stets mehr werdende Sitzungen, Diskussionen über den nächsten Apéro ... – dabei soll nicht das Gefühl hochsteigen, Religion könne keine Freude bereiten.

Das Gespür, dass es einfach mehr als alles im Glaubensleben geben muss, macht sich breit. Etliche Pfarreien, die auch in Zukunft zu den lebendigen Global Playern gehören wollen, stecken ihre kreativen und hoffentlich noch begeisterten Köpfe zusammen und entwickeln Strategien, wohin das Kirchenschiff steuern kann. Ein Patentrezept gibt es wohl nicht, sonst wären unsere Gottesdienste und Herzen längstens am Überquellen. Doch am Start braucht es nicht immer schon eine Lösung, es ist bereits ein Anfang, wenn das Problem erkannt wird.

Welche Probleme sind heute auszumachen? Meiner Ansicht nach sind es gleich drei: Entwurzelung, Entkirchlichung und Entfremdung. Entwurzelung: Es ist längst nicht mehr Brauch und Tradition, sich für Kirche zu begeistern. Irgendwann hat man es wohl verpasst, dass Glaube etwas «Cooles» ist und es Freude bereiten kann, auf gemeinsame Wurzeln zu schauen. Letztlich soll es auch nicht heissen: Gut Ding braucht Weile und kirchlich Ding braucht Langeweile. Entkirchlichung: Da alles immer schneller wird, bleibt kaum Zeit für Verstehen und Verständnis im religiösen Leben. Die Folge ist oftmals eine Verflachung unserer Religion, und dass Kirche zur Plattform für schöne Feiern verkommt. Entfremdung: Die Lebensrelevanz des Glaubens schwindet schleichend. Der Sinn hinter dem Ganzen wird nicht mehr erkannt. Nicht wenige beklagen sich über leere Rituale, langweilige Gottesdienste und hohle Predigten. Wenn dann noch der berühmte Moralapostel auftritt, ist definitiv Feierabend.

Damit das Morgen werden kann, sind im Heute gute Entscheidungen zu treffen. Ich skizziere eine Vision in drei Ansätzen:

  • Empathie: Für alle, welche ein Amt in der Kirche haben, ist es unerlässlich, mit anderen Christen zu denken und zu fühlen sowie einander zu helfen, anstatt zu verurteilen, ganz gleich ob es «Stammkunden» oder «Fernstehende» sind. Wenn man es dann noch schafft, eine Sprache zu sprechen, die lebendig und faszinierend ist: Klasse! Christen sollten sich «gut» in ihrer Kirche fühlen.
  • Engagement: Wenn ich möchte, dass andere Freude am Glauben haben, habe ich zuerst bei mir selbst anzufangen und diese Freude erlebbar zu machen. Gemeinschaftsstiftende Angebote sind das A und O! Gerade grössere Pfarreien leben von ihren Festen (und wenn der Pfarrer auch anpackt, umso besser). Eine Willkommenskultur muss stärker gefördert werden und deren Ausgestaltung von kleinen Dingen (gut eingerichtete Räumlichkeiten) bis hin zu grossen Ereignissen (ästhetische Gottesdienste) spürbar sein. Ebenso wichtig ist es, Charismen zu erkennen, zu verknüpfen und diese auch zur Anwendung kommen zu lassen. Christsein muss gemeinsam Spass machen.
  • Evangelium: Um zukunftsfähig zu bleiben, ist definitiv das Frohe an der frohen Botschaft zu zeigen. Es wird immer wieder gemunkelt, Christen wären zwar erlöst, aber schauen definitiv nicht so aus. Wie wäre es, wenn sich Menschen begeistert einbringen, indem sie aus dem reichen Schatz des Glaubens austeilen und seine Lebensrelevanz neu aufzeigen. Die Sehnsucht nach Sinn ist in unserem Roboteralltag mehr als nur vorhanden. Spirituelle Angebote oder ganz einfach mit Gleichgesinnten essen, trinken und über Gott reden, bringen zusammen. Kirche muss zu den Menschen und nicht nur abwarten, bis diese kommen.

Sicherlich hat jede Pfarrei ihre ganz eigene Vision für Kirche. Für meine Arbeit in der Pastoral gilt ganz einfach das Wort des Apostels Paulus: «Allen bin ich alles geworden …»

Christopher Zintel4

 

1 Roman Rieger (Jg. 1978) ist Leiter der Pastoralen Arbeitsstelle und der Cityseelsorge der Katholischen Kirche im Lebensraum St. Gallen sowie Präsident des ökumenischen Vereins Wirkraumkirche.

2 Dr. theol. Thomas Ruckstuhl (Jg. 1968) ist seit November 2017 Pfarradministrator der Pfarreien St. Ursen und St. Marien in Solothurn, sowie Projektleiter des künftigen Pastoralraumes Solothurn-Unterer Leberberg. Als Kathedralpfarrer ist er residierender Domherr des Bistums Basel.

3 Felix Büchi (Jg. 1956) ist seit 2009 Pfarrer in Rapperswil-Jona, davor in Sargans-Vilters-Wangs, Levanger (NOR) und Anamulenge (NAM).

4 Christopher Zintel (Jg. 1984) arbeitet seit 2018 als Seelsorgeraumassistent in der römisch-katholischen Kirche Glarus Süd.