Jesus als Mystiker – gegen eine Beliebigkeitsreligion

Gegen eine Beliebigkeitsreligion, gegen eine blutleere Religion, gegen eine Religion, die der «just4fun»-Gesellschaft zudient, dagegen will Monika Renz in: Der Mystiker aus Nazaret. Jesus neu begegnen. (Herder Verlag) Freiburg i. B. 2013, anschreiben.

Und das tut sie auf knappen 200 Seiten stark von ihren beruflichen Erfahrungen als Seelsorgerin auf der Palliativstation geprägt am wohl gewichtigsten Thema christlich-theologischer Literatur überhaupt: mit einer Jesus-Biografie. Sie versteht Jesus vor dem Hintergrund der johanneischen Theologie als einen der grossen Mystiker der Menschheitsgeschichte, der immer mit dem Geheimnis des/der Ewigen verbunden war und der so unmittelbar heilend-helfend war. Jesus ist «Insel im Meer», «Funke im Dunkel», Bewusstheit des Ewigen in der «Masse des Unbewussten» (so deutet sie den Prolog in Joh 1). In Jesus begegnen wir einem Gott, den wir uns nicht erkaufen, erbitten und definieren können, sondern der uns unmittelbar entgegen kommt. «Reich Gottes» ist überall dort, wo Menschen ihre «Erdenrealität» übersteigen und direkt mit ihm verbunden sind («to be connectet with»). Jesus ist so wirklich der immer Existente, vor, während und nach der Existenz individuellen Seins. Und die von Monika Renz schon bekannte eigenwillige Deutung der Erbsünde als «gesondert von dieser Direktheit leben müssen» macht deutlich, warum Pierre Teilhard de Chardin in seinem Werk davon spricht, dass die Christogenese, die Christus-Werdung, Ziel der Evolution sein muss. Wenn der Mensch als Spezies «Mystiker» ist, ist er angekommen.