«Ich wünsche mir eine offene, flexible Kirche»

Vanessa Furrer ist eine der zehn Theologinnen und Theologen, die im August mit der Berufseinführung im Bistum Basel begonnen haben. Im Gespräch erläutert sie ihre Ziele, Erwartungen und Hoffnungen.

SKZ: Wie haben Sie den Einstieg in den Beruf erlebt?
Vanessa Furrer: Im ersten Moment war ich fast ein wenig erschlagen von allen neuen Eindrücken und Informationen. Das hat sich aber schon nach wenigen Tagen gelegt und inzwischen bin ich ganz gut angekommen und kann mehr oder weniger einordnen, wer wo für was zuständig ist. Es ist für mich eine neue Erfahrung, in einem so grossen Team integriert zu sein und von dessen Potenzial zu profitieren. In meine Aufgaben kann ich zum Glück Schritt für Schritt einsteigen und mir dafür die nötige Zeit nehmen. Ich bin froh, wieder vermehrt mit Menschen in Kontakt zu sein. Das hat mir jetzt am Schluss meiner Studienzeit schon etwas gefehlt.

Mit welchen Erwartungen sind Sie gestartet?
Ehrlich gesagt mit nicht sehr vielen. Ich habe mich vor allem überraschen lassen von dem, was alles auf mich zukommen wird. Was mir sehr wichtig ist, ist in der Pfarrei eine gute Begleitung durch die Zeit der Berufseinführung zu haben, und diese Erwartung hat sich bis jetzt voll und ganz erfüllt.

Was erhoffen Sie sich von den nächsten zwei Jahren?
Ich möchte in möglichst viele Felder hineinschnuppern und unterschiedliche Arten von «Kirchesein» kennenlernen. Dafür habe ich in den Pfarreien Brugg und Windisch mit ihren fünf unterschiedlichen Kirchenzentren die ideale Voraussetzung gefunden. Ich sehe die Zeit der Berufseinführung allgemein als eine Zeit des Lernens, des Scheiterns und der Reflexion über das tägliche Handwerk an und bin froh, dass dies auch für meine Bezugsperson im Pastoralraum ein wichtiges Anliegen ist und somit immer wieder thematisiert wird.

Gibt es Arbeitsfelder, vor denen Sie Respekt haben?
Vor dem Religionsunterricht und vor der eigenen Gestaltung der Liturgie, obwohl ich beides bisher eigentlich sehr gerne gemacht habe. Beim Religionsunterricht fehlt mir die Erfahrung. Theoretisch und inhaltlich fühle ich mich zwar von der Uni her gut vorbereitet, aber gerade die pädagogischen Hintergründe fehlen mir total. Was die Liturgie betrifft, habe ich zwar den Vorteil von 17 Jahren Erfahrung als Ministrantin, aber einer Liturgie dann vorzustehen, steht dann doch auf einem anderen Blatt. Dieser Diversität von Menschen, die einen Gottesdienst besuchen, gerecht zu werden und ihnen einen Raum zur Begegnung mit Gott zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die mir im Moment noch fast unmöglich erscheint.

Was sind Ihre persönlichen Ziele für Ihre Aufgabe als Pastoralassistentin?
Vor allem für die Menschen in der Pfarrei da zu sein und mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren zu können. In der heutigen Zeit ist es wichtig, authentisch zu sein und auch über Fragen und Zweifel offen sprechen zu können. Ich möchte das Bild einer Kirche vermitteln, die sich für die Menschen interessiert und auf ihre Anliegen eingeht. Dabei soll es aber nicht um mich oder sonst jemanden als Person gehen, sondern um die Begegnung mit Gott. Ich denke, es wird eine lebenslange Herausforderung.

Was wünschen Sie der Kirche Schweiz?
Ich wünsche mir eine Kirche, die für die Menschen da ist. Sie soll offen und flexibel sein für die Anliegen der Zeit und dafür allenfalls auch neue Formen und Strukturen finden. Wenn wir Menschen in Kontakt mit Gott bringen möchten, dann müssen wir uns in sie hineinversetzen und nicht sie sich in uns.

Interview: Rosmarie Schärer


Vanessa Furrer

Vanessa Furrer (Jg. 1991) stammt aus Unterentfelden AG. Sie absolviert die Berufseinführung im Pastoralraum Region Brugg-Windisch.