Heilige Woche

Front

Die letzte Strophe eines bekannten Mani-Matter-Lieds zeigt meisterhaft ironisch und mehrdeutig die Grenzen des Festspiels auf: «si hei der willhelm täll ufgfüehrt im löie z’nottiswil / und gwüss no niene in naturalistischerem schtyl, / d’versicherig het zahlt – hingäge eis weiss ig sithär, / sy würde d’freiheit gwinne, wenn sy dä wäg z’gwinne wär.» Voraus ging eine sich immer wilder gebärdende Schlägerei ob Neid und Intrigen. Die vordergründige «Moral» ist so eindeutig wie banal: Mit rohem Draufhauen ist keine Freiheit zu gewinnen. Der Subtext könnte auch meinen: Das Nachspiel einer Heldensaga erwirkt ebenso wenig Befreiung.

Heilshandeln – nicht Festspiel

Die Heilige Woche ist die dichteste, wichtigste und zugleich anspruchsvollste liturgische Zeit im Jahr. Sie verleitet da und dort zum historisierenden Nachspiel. Das II. Vaticanum hingegen verankert die Rede vom Gottesdienst im Paschamysterium, dem Leitmotiv der heilsgeschichtlichen Theologie des Konzils überhaupt.

Der Glaube an die Auferstehung gründet im Bezeugen der Erfahrung mit dem Auferstandenen. Die Passion ist zwar historisches Datum. Selbst dies wird aber in den Evangelien zurückhaltend berichtet, sie verstehen sich als theologische Narration. Sensationsgeile Bedürfnisse werden nicht bedient. Den Verfassern geht es um die Frohe Botschaft des Sieges des Lebens über den Tod. Dieser Sieg bricht sich nachts Bahn, unter keines Menschen Auge. Bezeugt hingegen sind die Erfahrungen mit dem Auferstandenen. Diese konstituieren unseren Glauben. Das Sicherste was wir haben, ist der überlieferte Glaube an die Treue Gottes, bekräftigt in der Auferstehung Jesu. Einen historischen Zugriff darauf haben wir nicht. Die Bezeugungen dieser Erfahrung konstituieren unsere Liturgie. Sie lädt uns dazu ein, den jetzt heilend an uns Handelnden zu erfahren.

Heilige Woche als Befreiung begehen

Die Liturgie braucht weder Kartonschwert noch Theaterblut. Sie lässt uns zwar die historischen Heilstaten Gottes an den Menschen gedanklich besuchen, täuscht aber nie darüber hinweg, dass es um uns hier und heute geht. Und um all jene, die uns anderswo gleichzeitig sind und leiden. Im gedenkenden Feiern des Oster-Mysteriums ist gestern, heute und morgen eins. Der Himmel steht offen. Wir wissen im Glauben um das Heute Gottes. Theologisch gesehen ist Befreiung nicht durch das Nachspiel von Heldenmythen zu gewinnen. Sie ist Geschenk: Gnade. Die Haltung, diese zu empfangen ist jene des demütigen Gastes, dem der Hausherr die Füsse waschen will. Etwas peinlich berührt, aber dankbar lässt er es an sich geschehen. Es wird ein Festmahl.