Gnadengaben konkret umgesetzt

Anderswo gibt es sie schon lange: Laien, die freiwillig einen Dienst in der Kirche übernehmen, z. B. als Beerdigungsleiter.

Marianne Pohl-Henzen ist verheiratet, dreifache Mutter
und Grossmutter.

In Frankreich und in Deutschland gibt es Frauen und Männer ohne theologische Ausbildung, die Beerdigungsfeiern leiten und die Trauerfamilien begleiten. In der Schweiz sind Beerdigungsleiter bisher nur in der Diözese Lausanne, Genf, Freiburg tätig.

Marianne Pohl-Henzen, Adjunktin des Bischofsvikariats Deutschfreiburg, kennt diesen Dienst aus eigener Erfahrung. Sie arbeitet seit mehreren Jahren ehrenamtlich als Beerdigungsleiterin in der Stadt Freiburg. «Der Dienst entstand aus 
einem Bedürfnis, aber auch, weil man gemerkt hat, dass es Menschen gibt, die die entsprechenden Fähigkeiten haben.» Die Personen, die sich für diesen Dienst ausbilden lassen, sind Menschen, die das Gefühl haben, dass in einem Trauerfall die Angehörigen gut begleitet werden müssen.

Eine gute Ausbildung als Grundlage

Den Verantwortlichen der Diözese war es wichtig, dass die Beerdigungsleiter gut ausgebildet und begleitet werden. Der Kurs umfasst fünf Samstage in einem Zeitraum von drei bis vier Monaten. Die Inhalte umfassen verschiedene Themen: Trauerarbeit, das Hören auf sich selber und auf die anderen, theologische Inhalte, Umgang mit dem Beerdigungsritual1 sowie pastorale und praktische Fragen. Im Anschluss an den Kurs wird ein Praktikum absolviert. Der Kurs wird von theologisch wie auch nicht theologisch gebildeten Frauen und Männern besucht.

Beauftragung und Begleitung

Ein Jahr nach dem Kurs erhalten die Männer und Frauen die Missio für ihren speziellen Dienst. Diese wird ihnen vom Bischofsvikar im Allerseelen-Gottesdienst vom 2. November überreicht. Das Datum wurde mit Bedacht gewählt: «In diesem Gottesdienst sind natürlich viele Betroffene anwesend», erklärt Marianne Pohl. «Und so wollte man den Anwesenden auch zeigen: Unter Umständen wird ein Laie mit euch Kontakt aufnehmen.» Dieses Vorgehen hat sich bewährt.

Für die Begleitung der Beerdigungsleiter gibt es eine Verantwortliche, die drei Mal im Jahr alle Beerdigungsleiter zu einem Austausch einlädt. Dabei werden schwierige und schöne Situationen besprochen. Im Sinne einer Weiterbildung werden regelmässig Referate angeboten, z. B. über Suizid oder Exit.
In der Pfarreiseelsorge integriert
Im französischsprachigen Teil des Kantons Freiburg gibt es ca. 35 Beerdigungsleiter, davon ist etwa die Hälfte ohne theologische Bildung. Die Akzeptanz der Beerdigungsleiter durch die Trauerfamilien ist normalerweise sehr gut. Oft gehen die Beerdigungsleiter zu zweit zu den Trauergesprächen. «In der Stadt Freiburg ist die Zusammenarbeit der ‹Équipe funérailles› mit dem Seelsorgeteam dadurch gewährleistet, dass sowohl die Verantwortliche wie auch ein Pastoralassistent Mitglieder des Seelsorgeteams sind», führt Marianne Pohl aus. Der Pfarrer nimmt an den Zusammenkünften der Beerdigungsleiter teil, so gehören diese ganz selbstverständlich zur Pfarrei-
seelsorge dazu.
Die Beerdigungsleiter erhalten in der Regel keine Entschädigung. Wenn eine Trauerfamilie Geld geben möchte, dann überweise sie es einem Hilfswerk, sagt Marianne Pohl.

Zukunftsfähiges Modell

Marianne Pohl hält das Modell der Beerdigungsleiter für absolut zukunftsfähig: «Ich denke, Be-
erdigungsleiter werden immer öfter zum Einsatz kommen. Heute werden viele Menschen nicht mehr kirchlich beerdigt. Wir dürfen dieses Gebiet nicht den Ritualbegleitern überlassen. Dies ist mein grosses Anliegen. Wir haben als Kirche eine hoffnungsvolle Botschaft, und wir müssen bei den Leuten sein und sie begleiten, wenn sie an diesen Lebensübergängen stehen.»

Rosmarie Schärer

 

Marianne Pohl-Henzen (Jg. 1960)

studierte zunächst Philologie, engagierte sich später als Katechetin und studierte Theologie im Fernkurs. Nach langjähriger Tätigkeit als Laienseelsorgerin begleitete sie als Coach während zweier Jahre Seelsorgeteams in der Waadt. 2012 wurde sie zur Adjunktin im Bischofsvikariat Deutschfreiburg ernannt. Daneben engagiert sie sich als Ehrenamtliche in der «Équipe funérailles» für die Französischsprachigen der Stadt Freiburg. 

1 Im Kurs wird vor allem mit dem Ritual der französischen Bischofskonferenz «Dans l'espérance chrétienne – Célébrations pour les défunts» gearbeitet, 2008.

BONUS

Folgende Bonusbeiträge stehen zur Verfügung:

Dokumente