Gewaltgeschichte der Französischen Revolution

Horst Gebhard: Liberté, Egalité, Brutalité. Gewaltgeschichte der Französischen Revolution. (Sankt Ulrich Verlag) Augsburg 2011, 304.

Der Autor, Pfarrer im Ruhestand und promovierter Theologe in Kirchengeschichte, ist von Frankreich fasziniert, aber auch erschüttert über die historischen Ereignisse, die vielen Menschen das Leben gekostet hat. 1989 haben sich mutige Historiker zur Aufgabe gemacht, zur 200-Jahr-Feier der Französischen Revolution auch die Schattenseiten dieses Weltereignisses aufzuarbeiten. Diese Forschungen wurden aber im deutschsprachigen Raum nicht rezipiert, einzig eine Sondernummer des "Spiegel" im Jahre 2010 bildet hier eine Ausnahme. Das vorliegende Buch nun entstand auf Anregung des 2010 verstorbenen Kirchengeschichtlers und Dominikaners Isnard Frank mit dem Gedanken, den Glaubenskampf und das Martyrium von Christen, Priestern und Laien, Männern und Frauen, im Zusammenhang mit der Französischen Revolution aufzuarbeiten. Damit wird der "Jubelgeschichte" zurecht auch die mit Terror und vielen Opfern belastete Negativseite gegenübergestellt. Dieses notwendige "Schreiben gegen den Strich", das im vorliegenden Sachbuch (mit genauen Literaturangaben direkt im Text) in sehr lesenswerter Form vorgelegt wird, sei am Beispiel des Aufstandes in der Vendée näher dargestellt: Die "Guerre de Vendée " war ein Bürgerkrieg, der von 1789 bis 1792 mit gewaltlosen Protesten und Manifestationen der Bauern – unterstützt von der katholischen Kirche – begann, und 1793 wegen der Einführung der Wehrpflicht zur bewaffneten Rebellion wurde, mit zunehmender Brutalisierung des Konflikts von beiden Seiten. Die bisherige Geschichtsschreibung sah darin einen Krieg der Gegenrevolution. Horst Gebhard zeigt nun auf, dass der Vendéekrieg kein Royalistenaufstand oder ein Adelskomplott war und es nicht darum ging, das Ancien Régime wiederherzustellen. Der Adel wurde geradezu zum Aufstand gedrängt, weil man militärisch erfahrene Führer benötigte. Eine Gegnerschaft zwischen Adel und Landbevölkerung bestand nicht, wohl aber gegen die reiche Stadtbevölkerung. Die engen Bindungen zwischen den Gemeinden und ihren Pfarrern waren ein Grund für den Widerstand gegen die Revolution, denn man fürchtete zurecht die Gottlosigkeit der Revolution und die Vertreibung des wohlgelittenen kirchentreuen Klerus und verabscheute die eidleistenden und von aussen aufgezwungenen fremden Geistlichen. 

 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.