Freude machen, Freude haben!

Vom 12. bis zum 17. November findet die Aktionswoche «angelforce» statt. Dabei treten Jugendliche in der Öffentlichkeit mit positiven Aktionen auf.

Firmanden verteilen in Kappel SO nach dem Gottesdienst Kuchen. (Bild: Christina Schenker)

 

Vor über zehn Jahren wurde die Aktion «angelforce» von der juse-so, der kirchlichen Fachstelle Jugend im Kanton Solothurn, gegründet. Die Idee zur Aktion entstand damals, weil sich in dieser Zeit sehr viele negative Schlagzeilen über Jugendliche in den Medien fanden: Massenbesäufnisse und Vandalismus von Jugendlichen, vermehrte und brutalere Jugendgewalt und ähnliche Nachrichten. Zu dieser Zeit fanden tatsächlich sogenannte Botellones statt, über Facebook organisierte Trinkgelage. Es stellte sich aber (vor allem in der Rückschau) als viel Lärm um nicht viel heraus. Aufgrund dieser negativen Schlagzeilen ging die Mehrheit der Jugendlichen vergessen, die eben nicht durch besonders viel Gewalt oder Alkoholkonsum auffiel – die vielen netten Jugendlichen von nebenan, die sich recht ordentlich in der Gesellschaft zu benehmen wissen oder sich sogar besonders darin engagieren.

Diesen Jugendlichen sollte mit «angelforce» eine Plattform gegeben werden. Die grosse Mehrheit sollte mit diesem Projekt vermehrt sichtbar gemacht werden!

Die Jugend in ein positives Licht rücken

Die Aktion bestand und besteht noch heute darin, dass Jugendliche ein Projekt entwickeln, das sie in der Öffentlichkeit durchführen möchten, eine gute Tat, eine liebe Geste, eine kleine Hilfeleistung usw. Dabei geht es nicht darum, eine möglichst grosse Aktion durchzuführen – es reichen auch kleine Überraschungen und Freundlichkeiten. Die Ideen sollen von den Jugendlichen selbst entwickelt werden.

Alle, die sich dafür bei «angelforce» anmelden, erhalten als Erkennungszeichen eine Mütze. Diese tragen sie während ihrer Aktion und treten somit als Teil einer grösseren «Engelskraft» auf. Zudem werden die Teilnehmenden von den Veranstaltern mit Werbematerial ausgestattet. Damit können sie im Voraus auf ihre Aktion vor Ort aufmerksam machen. Ziel war es, vor allem zu Beginn, mit den Aktionen möglichst auch in den Medien zu erscheinen, um die schlechten Schlagzeilen mit positiven zu überbieten. Dabei war es die Aufgabe der Gruppen, für das örtliche Pfarrblatt oder die Regionalzeitung Texte zu schreiben.

Die Aktion wird grösser

Die Aktion, im Solothurnischen gestartet, zog bald weitere Kreise. Zuerst konnte eine Zusammenarbeit mit der katholischen Fachstelle Jugend und junge Erwachsene des Kantons Aargau geschaffen werden. Seit einigen Jahren sind die ebenfalls katholischen Fachstellen von Deutschfreiburg, Baselland und Basel-Stadt, Thurgau, Luzern und Zürich mit ins Organisationskomitee eingestiegen. Zwischendurch konnten auch Vertreter von reformierten Fachstellen für die Mitarbeit gewonnen werden. Obwohl zurzeit leider niemand von reformierter oder christkatholischer Seite bei den Veranstaltern mitwirkt, ist die Aktion doch weiterhin ökumenisch offen und die drei Landeskirchen unterstützen die Aktion seit Jahren immer wieder finanziell. Es können Jugendliche aller Konfessionen bei «angelforce» mitmachen, ebenso Konfessionslose oder Mitglieder anderer Religionen.

Über die Jahre hat sich die Aktion «angelforce» ein wenig verändert. Noch immer geht es um von Jugendlichen selbst gestaltete und durchgeführte Aktionen. Noch immer sollen sie mit ihrem Tun in der Öffentlichkeit Freude verbreiten. Verändert haben sich aber der Fokus auf die Medien und der Auftritt. Die Veranstalter legen nicht mehr so viel Wert darauf, dass sich die Jugendlichen selber mit ihren Aktionen an die Medien wenden. Das Hauptanliegen ist heute vielmehr, dass die Jugendlichen in den persönlichen Begegnungen Freude verschenken, aber auch erfahren können.

Über die Jahre hat sich immer wieder gezeigt, dass die Jugendlichen mit ihrem Tun zuerst oft auf Ablehnung stossen. Man kennt das wohl von sich selbst: Wird man auf der Strasse angesprochen, so sagt man reflexartig «Nein, danke». Wenn die Jugendlichen mit den Passanten aber ins Gespräch kommen, so gelingt immer wieder ein spannender Austausch.

Jugendliche sind kreativ unterwegs

Die durchgeführten Aktionen sind zahlreich und vielfältig. Gerne verschenken die Jugendlichen etwas, seien das selbst gemachte Guetzli, handbemalte Teelichter, gebastelte «Engeli», Schokoladentafeladventskalender oder auch Rosen. Viele Gruppen helfen Menschen, ihre Einkäufe nach Hause zu tragen, oder machen Touren mit Material zum Rezyklieren. Einige Gruppen stellen sich auch einen Samstag lang für verschiedenste Anfragen zur Mithilfe im Dorf zur Verfügung: Laubwischen, Fensterputzen und ähnliche Aufgaben. Andere Gruppen wiederum sammeln im Wald Abfall ein oder reinigen einen Spielplatz. Sie besuchen Menschen im Altersheim oder im Asylheim und spielen oder reden mit den Menschen dort. Wieder andere veranstalten Dinners, deren Erlös für einen guten Zweck ist, oder streichen Sandwiches für Bedürftige und verteilen diese dann in der Stadt. Die Ideen sind vielfältig und sorgen immer wieder für viel Freude. Gruppen, die schon seit einigen Jahren mitmachen, haben inzwischen eine regelrechte «Fangemeinde», die sich jedes Jahr auf die Engel im November freut.

Ein neuer Look

Der äussere Auftritt hat sich über die Jahre mehrmals verändert, in diesem Jahr besonders stark. Mit dem neuen, frischeren Logo und einer neuen Website möchten die Veranstalter die Jugendlichen wieder vermehrt auch auf ästhetischer Ebene ansprechen.
Zudem wurde in diesem Jahr besonderes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit der verteilten Mützen gelegt. Diese sind nun nicht mehr nur aus fairer, sondern auch aus nachhaltiger Produktion. Sie werden auch nicht mehr im Voraus auf gut Glück in grossen, sondern gezielter und in kleineren Mengen bestellt. So können Restposten verhindert werden. Ein kleiner Wermutstropfen: Es kann sein, dass später Angemeldete keine Mütze mehr erhalten.

Auf der Website finden sich unter www.angelforce.ch nebst Informationen zur Aktion und einem Anmeldeformular auch Vorschläge für mögliche Aktionen und Methoden für Jugendarbeiter, um Jugendliche in ihrer Projektfindungsphase zu unterstützen. Zudem liefern die Veranstalter in diesem Jahr erstmals einen Jahresimpuls. Dieser soll nicht die Möglichkeiten einschränken, sondern Inspiration sein für neue Ideen. In diesem Jahr lautet der Impuls «federleicht». Vielleicht regt dieser zu Ideen an wie: eine öffentliche Kissenschlacht mit viel federleichtem Spass veranstalten, kleine Traumfänger basteln und diese mit guten Wünschen für die Nacht verschenken, einen Fahrradreifenpumpservice organisieren oder bei der Vogelwarte Hilfe anbieten beim Ausputzen von Nistkästen usw.

Die Veranstalter werden auch in diesem Jahr in der Aktionswoche unterwegs sein, um möglichst viele der teilnehmenden Gruppen zu besuchen. Und auch dieses Jahr werden sicher wieder viele spannende, lustige, nette Aktionen stattfinden.

Christina Schenker


Christina Schenker

Christina Schenker (Jg. 1977) gehört zur Leitung des OK von «angelforce» und ist Mitarbeiterin bei der juse-so, der kirchlichen Fachstelle Jugend der Römisch-Katholischen Synode des Kantons Solothurn.