«Freude am Leben, Freude im Glauben»

Missio 2014

Weltweit wird der Weltmissionssonntag als «Fest der Katholizität und universalen Solidarität» gefeiert. In diesem Jahr ist es der 19. Oktober. Missio, die den Monat und Sonntag der Weltmission animiert, hat ihn unter das Thema «Freude am Leben, Freude im Glauben» gestellt. Inspiriert dazu hat die Begegnung mit den Gläubigen in der Gastkirche der Philippinen. Trotz Armut, Naturkatastrophen und Schicksalsschlägen haben sie immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie sind wie Bambus, der sich im Sturm biegt, aber nicht bricht und sich danach wieder aufrichtet. Die Nähe des Slogans zu Papst Franziskus, der die Freude zu einem Leitmotiv seines Wirkens gemacht hat, ist auch nicht zu übersehen. Und tut nicht auch unserer Kirche Schweiz etwas mehr Freude gut?

Woher kommt die Freude?

Seit seiner Wahl wird Papst Franziskus nicht müde, mit Worten und Gesten dem obersten Dienstamt in der Kirche ein neues Gesicht zu geben. 4,5 Millionen folgen dem Pontifex auf Twitter; und täglich werden es ein paar Tausend mehr. Seine Predigten in den Morgenmessen in St. Martha sind lebensnah und lebenspraktisch. Auch ausserhalb der römisch-katholischen Kirche und den mit ihr unierten Kirchen findet seine Stimme Gehör.

Die «Programmschrift zur Kirchenreform», wie das Apostolische Schreiben «Evangelii Gaudium» vielversprechend in der deutschen Übersetzung bezeichnet wird, findet sich nicht nur auf den Schreibtischen der Gelehrten, sondern auch auf den Nachttischen zahlreicher «einfacher» Christinnen und Christen. Ein kritischer Theologe hat freudestrahlend erzählt, dass er nun sogar den «Osservatore Romano» abonniert habe, weil ihn die Entwicklungen in Rom seit Papst Franziskus brennend interessieren und faszinieren.

Die Freude, die Papst Franziskus in Wort und Tat verbreitet, ist ansteckend. Sie kommt aus der Begegnung mit Jesus Christus. Und zu dieser persönlichen Begegnung möchte Franziskus ermuntern.

Lerngemeinschaft

Die deutschen Bischöfe haben die Weltkirche zutreffend als «eine Lerngemeinschaft, eine Gebetsgemeinschaft und eine Solidargemeinschaft»1 bezeichnet. Diese drei Dimensionen müssen wie Kopf, Herz und Hand beim Körper zusammenwirken. Der Monat der Weltmission gibt die Gelegenheit, diese drei Dimensionen zu vertiefen.

Was können wir also von den Gläubigen auf den Philippinen lernen? Wir können von ihnen ein Urvertrauen in die Vorsorge Gottes lernen. Jährlich ziehen bis zu 20 Taifune über den Inselstaat und hinterlassen breite Schneisen der Verwüstung. Dazu kommen Überschwemmungen, Erdbeben und Vulkanausbrüche. Auch mit der Verwaltung des Landes ist es nicht zum Besten bestellt: Zu viele Beamte denken mehr an das eigene Portemonnaie als an das Allgemeinwohl. Wie gehen die Menschen damit um? Denn die wiederkehrenden Katastrophen und die Korruption sind grosse Hindernisse für eine langfristige Entwicklung.

«Sie erholen sich einfach. Sie sind nicht so schnell frustriert. Sie haben eine starke Resilienz. Das ist eine innere Stärke, die wir haben. Es ist auch unser Glaube», erklärt Fr. Edwin Gariguez. Er leitet das nationale Büro für soziales Handeln, Gerechtigkeit und Frieden der philippinischen Bischofskonferenz. Resilienz bedeute «Widerstandsfähigkeit», sagt er. Die Menschen können nach schweren Katastrophen und harten Schicksalsschlägen auf eigene Kräfte zurückgreifen, um die Situation zu meistern. «Gott ist bei uns. Er ist mit uns unterwegs durch all die Schwierigkeiten. Wir schaffen das schon!», sagen die Menschen in solchen Situationen, stehen auf und machen zuversichtlich weiter.

Gebetsgemeinschaft

«Immer ist es notwendig, einen inneren Raum zu pflegen, der dem Engagement und der Tätigkeit einen christlichen Sinn verleiht», mahnt Papst Franziskus (EG 262). Gebet und soziales Engagement gehören für ihn untrennbar zusammen.

Diese Verbindung nimmt Missio in der Schweiz sehr ernst und bietet seit vielen Jahren einen Postkartenflyer für den Monat der Weltmission an. Ein zentrales Element dieses Flyers ist die Einladung zum gemeinsamen Gebet. Es stammt aus der Gastkirche. Nestor Adalia, der Generalvikar des Apostolischen Vikariats Calapan auf der Insel Mindoro, hat es dieses Jahr verfasst. Im Oktober sind die Gläubigen in der Schweiz auch eingeladen, sich an der «Gebetskette» zu beteiligen: Pfarreien, Gemeinschaften und Gruppen widmen einen Gottesdienst oder Gebetszeit den Christinnen und Christen der Gastkirche.

Solidargemeinschaft

Wir teilen die materiellen Güter miteinander, um mehr Gerechtigkeit in der Welt herzustellen. «Wir», das sind alle Pfarreien der knapp 3000 Diözesen der Weltkirche, denn die Kollekte vom Weltmissionssonntag wird in allen Pfarreien aufgenommen. Es ist die grösste Solidaritätsaktion der Welt. Die Erträge sind natürlich unterschiedlich hoch, landen aber alle im Solidaritätsfonds der Weltkirche. Aus diesem erhalten die ärmsten Diözesen in Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien finanzielle Hilfe. Zurzeit sind es 1100 Diözesen und Vikariate, die aus dem Solidaritätsfonds eine Basisfinanzierung erhalten.

Ein Beispiel, wie Missio auf den Philippinen materiell geholfen hat, ist die Siedlung Galvaville. Nachdem die Häuschen des Dorfes durch eine Überschwemmung zerstört worden waren, durften die Menschen nicht mehr am See bauen. Eine kleine Siedlung mit bunt bemalten Reihenhäuschen konnte durch die Mithilfe von Missio realisiert werden. Im Zentrum des neu entstandenen Dorfes steht eine Kapelle. Sie ist nach drei Seiten hin offen und Begegnungszentrum und Kirchenraum zugleich. Die neuen Häuser sind für philippinische Verhältnisse massiv gebaut und werden den kommenden Überschwemmungen und Stürmen standhalten. Etwa 20 Quadratmeter gross ist ein solches Haus und bietet trotzdem Platz für eine sechsköpfige Familie.

Austausch mit der Gastkirche auf den Philippinen

Mit der Antwortkarte vom Postkartenflyer möchte Missio einen Dialog mit der Gastkirche initiieren. Magdalena Bagyan, verantwortlich für die Familienpastoral des Apostolischen Vikariats BontocLagawe, hat eine Grussbotschaft für den Monat der Weltmission an die Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz geschrieben. Sie schreibt, was ihr Freude am Leben und Freude im Glauben macht, und lädt ein, ihr zu antworten. Schon vor Beginn des Weltmissionsmonats hat Missio eine ansehnliche Zahl von Antwortkarten erhalten. «Freude am Leben» haben viele, wenn sie zufrieden mit ihrer Familie und in der Natur sein können. «Freude im Glauben» wird vor allem in der Gemeinschaft erlebt, auch über Grenzen hinweg.

Und so schreibt eine Frau an Magdalena: «Liebe Magdalena! Ich danke Dir für Dein Glaubenszeugnis und Deine Freude im Glauben und freue mich, dass wir von einer gemeinsamen Hoffnung leben, die welt- und völkerumspannend ist. Gott segne Dich.»

1 «Allen Völkern Sein Heil. Die Mission der Weltkirche» (= Die deutschen Bischöfe 76). Bonn 2004, 55.

Siegfried Ostermann

Siegfried Ostermann

Siegfried Ostermann ist zuständig für die PR Bereich Weltkirche bei Missio, dem internationalen Missionswerk in Freiburg.