Freiwillige finden, rüsten und begleiten

Worauf ist bei der Begleitung von freiwilligen kirchlichen Mitarbeitern zu achten? Die folgenden Überlegungen zum Dienst der Beerdigungsleiter können auch auf andere freiwillige Dienste und Ämter übertragen werden.

Bereits in den frühen 1990er-Jahren wurden im Erzbistum Freiburg Pastoralreferenten (Pastoralassistenten) mit dem Beerdigungsdienst beauftragt. Inzwischen werden in diesem Bistum auch Ehrenamtliche für diesen hochsensiblen Dienst ausgebildet und mit einer eigenen Beauftragung ausgestattet.

Ausschlaggebend dafür war nicht nur der Mangel an Priestern und theologisch ausgebildeten Laien, sondern noch mehr die Erkenntnis, dass es gerade für die Trauerpastoral und Begleitung von Trauernden viel Zeit, Einfühlungsvermögen und Offenheit braucht. Freiwillige mit diesen Fähig- keiten können nicht über Annoncen gefunden werden, sondern nur durch das persönliche Kennen und Ansprechen. Die Erfahrung lehrt: Es gibt genug Christen, die für eine solche Aufgabe hervorragend geeignet und dazu auch bereit sind.

Für diesen Dienst bedarf es einer grundlegenden Einführungsphase, in der das eigene Gottesbild, persönliche Einstellungen und Grundhaltungen in Situationen von Sterben, Tod, Abschied und Trauer sowie der Umgang mit sehr unterschiedlichen Trauerarbeiten (Traumatologie) behandelt werden. Sehr wichtig ist auch das Thema «Nähe und Distanz». Die Kursleiter können in dieser Zeit klären, wer wirklich für diesen Dienst geeignet ist. Nicht jeder, der vom Pfarrer geschickt wird oder sich selbst diese Aufgabe zutraut, ist auch tatsächlich dazu fähig.

Ehrenamtliche Mitarbeiter sind nicht weniger fähig, mit komplexen und komplizierten Situationen umzugehen, als Priester oder hauptamtliche pastorale Mitarbeiter. Sie leben in der Regel aber nicht in einem Umfeld, in dem man leicht über den Tod sprechen kann. Deshalb ist eine permanente Supervision unabdingbar. Je nach Todesfall kann der Einsatz sehr betroffen machen: Wenn z. B. ein Ehrenamtlicher selbst den Tod eines Kindes erleben musste, kann die Beerdigung eines Kindes an Grenzen führen. Diese Grenzen bzw. die gute Balance zwischen Nähe und Distanz müssen immer neu ausgelotet werden – bis hin zu der Frage, wann die Beauftragung zum Be- erdigungsdienst zurückgegeben oder -genommen wird.

Bei freiwillig Engagierten kann und sollte nicht unbedingt ein theologisches Studium vorausgesetzt werden. Papst Franziskus äussert sich in Evangelii gaudium 120 zur tragenden Rolle aller Getauften in der Evangelisierung wie folgt: «Wenn einer wirklich die ihn rettende Liebe Gottes erfahren hat, braucht er nicht viel Vorbereitungszeit … er kann nicht darauf warten, dass ihm viele Lektionen erteilt oder lange Anweisungen gegeben werden … Wenn wir nicht überzeugt sind, schauen wir auf die ersten Jünger.» Viel wichtiger als eine lange und allzu umfassende Ausbildung ist es, zu gewährleisten, dass die christliche Botschaft Grundlage der Verkündigung und der Trauerbegleitung ist.

Nach der Einführung in den Dienst soll selbstverständlich eine Beauftragungsfeier erfolgen. Die Freiwilligen übernehmen hier ein «Amt», sie werden zu Ehrenamtlichen! Das muss in einer gottesdienstlichen Feier bekundet werden – am besten durch den Bischof in einer zentralen Feier und dann auch in der Pfarrei oder in dem Pastoral-/Seelsorgeraum, in dem der Beauftragte tätig sein wird.

Damit wird deutlich: Freiwillige zum ehrenamtlichen Dienst als Beerdigungsleiter zu beauftragen, bedeutet keineswegs, Aufgaben «abzuwälzen», sondern seine eigene Rolle als Hauptamtlicher neu zu definieren: Freiwillige zu finden, zu rüsten und zu begleiten. Das spart im Endeffekt nicht viel Zeit, dient aber letztendlich einer Kirche, die charismenorientiert viele an der seelsorgerlichen Verantwortung teilhaben lässt.


Rudolf Vögele


Rudolf Vögele

Dr. theol. Rudolf Vögele (Jg. 1959) ist promovierter Pastoraltheologe. Nach mehrjähriger Pfarreitätigkeit arbeitete er als Referent für Pastoralentwicklung im Erzbistum Freiburg. Seit 2007 ist er Pastoralamtsleiter im Generalvikariat Zürich-Glarus und seit 2009 
Präsident der Pastoralamtsleiterkonferenz in der Deutschschweiz sowie Mitglied der Pastoralkommission der SBK.