Drei Theologische Fakultäten an einem Tisch

Theologische Bildungslandschaft mit neuen Perspektiven

Die zwei Dekane der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg i. Ü. und der Universität Luzern, Prof. Dr. Franz Mali und Prof. Dr. Markus Ries, sowie die Rektorin der Theologischen Hochschule Chur, Prof. Dr. Eva-Maria Faber, stellten am 14. Mai 2014 erstmals gemeinsam das vielfältige Bildungsangebot der römisch-katholischen theologischen Fakultäten der Deutschschweiz vor. Die Medienkonferenz in Zürich und die damit verbundene Informationsveranstaltung für Interessentinnen und Interessenten am Theologiestudium zeigten auf, dass die drei theologischen Fakuläten nicht nur jungen Studierenden eine qualitativ hochstehende akademische Ausbildung bieten, sondern mit innovativen Angeboten auch für erfahrene Berufsleute den Einstieg in einen kirchlichen Beruf ermöglichen.

Zum Theologiestudium heute

Markus Ries umriss die Aufgaben der Theologie, bei der es um das Nachdenken über den christlichen Glauben geht: Die im Theologiestudium erworbenen Kompetenzen sollen kirchliche Mitarbeitende bei der Verkündigung des Wortes Gottes und in der Seelsorge befähigen, die Grundlagen ihres Tuns zu verstehen und auf der Höhe der Zeit zu argumentieren. Das Theologiestudium muss auf die Aktualität ausgerichtet sein, «auf eine Gegenwart und vor allem auf eine Zukunft, die von ganz eigenen gesellschaftlichen Bedingungen bestimmt ist». So versteht sich, dass das Theologiestudium heute ein anderes ist als noch vor zwei Generationen. «Die Kirche erfahren wir aktuell in besonderer Weise als gesellschaftliche Grösse und als Ort des Dialoges, entsprechend ist es notwendig, dass eine Theologie sich wissenschaftlich mit den zugehörigen Grundlagen und Debatten auseinanderzusetzen versteht.» Als konkrete Beispiele nannte Markus Ries etwa die Debatten um die Hirnforschung oder angesichts der religiösen und weltanschaulichen Pluralisierung die Religionswissenschaft. Wie andernorts auch feststellbar erlebt das Theologiestudium eine «didaktische Wende»: Die Stoffvermittlung tritt in den Hintergrund, der Erwerb von Kompetenzen wird wichtiger.

Wer studiert heute Theologie?

Eva-Maria Faber verdeutlichte in ihren Ausführungen, dass neben dem «gewöhnlichen Weg», das Theologiestudium nach der Matur zu beginnen, zunehmend Frauen und Männer nach einem anderen Studium oder nach einer Berufstätigkeit das Theologiestudium in Angriff nehmen. Alter und biographische Situation der Studierenden variieren immer mehr; bei vorgerücktem Alter können die Finanzierung und die Vereinbarkeit von Studium, Familie und evtl. Beruf eine grosse Herausforderung sein. Die Studienmotivationen sind unterschiedlich. Die einen sind kirchlich sozialisiert und streben einen kirchlichen Beruf an, während andere Glaube und Kirche neu entdecken wollen. Für viele ist gemäss Eva-Maria Faber das Studium mit existentiellen Umbrüchen verbunden – die theologische Reflexion hat konkrete Auswirkungen.

Die Rolle der Theologie in 50 Jahren?

Franz Mali wagte einen Blick in die Zukunft. Er merkte kritisch an, dass das bisher grosse Gewicht der theologischen Fakultäten an den Universitäten wohl eher die starke Position der Kirchen vor hundert Jahren widerspiegelt als deren Bedeutung heute oder in 50 Jahren. Religion aber gehöre zum Menschen, und die Theologie ist dafür in zwei Richtungen «Übersetzungsinstanz»: einerseits gegenüber der säkularen Gesellschaft, andererseits auch gegen innen, als Reflexion und Läuterung der religiösen Praxis der Gläubigen. Deshalb liegt es gemäss Mali im Interesse von Staat und Gesellschaft, der Theologie auch in Zukunft einen öffentlich-rechtlichen Status zu reservieren. Der öffentliche akademische Platz nötigt zu einem verantworteten Umgang mit religiösem Gut und zu einer rational geleiteten Reflexion der Glaubensinhalte, was vor Radikalismen, vor privaten Verengungen und vor pauschalisierenden Verallgemeinerungen schützt. Damit die Theologie ihre Relevanz erhalten oder ausbauen kann, plädiert Franz Mali für eine Theologie, die existenzieller, spiritueller, ökumenischer, globaler und ausdifferenzierter wird. Theologie soll für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich werden, sie soll ihre spezifischen Angebote ausbauen, sie soll sich auch mehr um den interreligiösen Dialog, um die soziale Frage und um die Armen kümmern.

Kirchenberufe: die Chance schnuppern

Die drei theologischen Fakultäten bieten über die Infoveranstaltung vom 14. Mai 2014 hinaus Informationstage an. Die Homepage www.chance-kirchenberufe.ch gibt einen Überblick über die vielfältigen Studienmöglichkeiten an den theologischen Fakultäten und bietet mit der vorliegenden zweiten Infokampagne erstmals Schnupperangebote an – ein neuer Zugang zu Interessierten und eine Chance gerade auch für Quereinsteigende.

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.