«Die weisse Arche»

Berg Hahnen, vormals Engelberg genannt | Foto zvg

In der heutigen Gesellschaft werden Sterben und Tod verdrängt, bis in die Kirche hinein. In nicht wenigen Todesanzeigen erscheint der Satz «Die Abdankung hat bereits stattgefunden», was Trauernden, die nicht zum engsten Familienkreise gehören, oftmals verunmöglicht, Abschied zu nehmen. Frühere Gepflogenheiten wie Sterbegebete sind nicht mehr gebräuchlich, lediglich in Landpfarreien haben sich Teile dieser Traditionen noch erhalten.

Ein wertvoller Film als Anstoss

Bereits 2011 befasste sich der Filmemacher, Historiker und Journalist Edwin Beeler in «Arme Seelen – Les Revenants» mit dem Tod, mit rätselhaften Begegnungen mit Verstorbenen und mit mysteriösen Vorfällen (vgl. SKZ-Nr. 3/2011, S. 67). Mit dem Film «Die weisse Arche» nimmt Edwin Beeler das Thema Sterben und Tod wieder auf und führt es nun allgemeiner verständlich weiter. Er schildert im Film verschiedene Personen und deren Umgang mit Sterben und Tod in ihrer Umgebung und mit sich selbst: Monika, die vor dem Tod grosse Angst gehabt hatte, welche sie durch ein Nahtoderlebnis in einer Lawine am Oberalp verlor; der inzwischen verstorbene Kapuzinerbruder Martin Germann, der als Spitalseelsorger und Sterbebegleiter täglich mit dem Tod konfrontiert war; der Engelberger Benediktinerpater Eugen Bollin, der das Thema mit seinen Bildern verarbeitet und viele Mitbrüder in den Tod begleitet hat; der Engelberger Sam Hess, der unspektakulär «armen Seelen» den Abschied von der materiellen Welt ermöglicht; schliesslich der Rinderhirt Alfons Bachmann in der Nähe der Valsainte, der auf jeglichen Luxus verzichtet und möglichst naturverbunden lebt und so der Stille und dem Tabu Tod nicht aus dem Wege geht.

Geschichten und Naturbilder

Inspiriert von Niklaus Meienbergs Erzählung «O du weisse Arche am Rande des Gebirges» verdichtet der Film die berührenden Geschichten mit eindrücklichen Naturbildern, sanft musikalisch untermalt. So werden die Gedanken des Betrachters entschleunigt, und der Film bietet ein Kontrastprogramm zu der Hektik und zum ruhelosen Zeitvertreib unserer Tage, es werden andere Wirklichkeiten spürbar, die aufzeigen, dass es Transzendenz gibt und Räume offen sind, die wir nur allzu gerne verdrängen. Der sehenswerte Film kommt ab dem 11. Februar 2016 in die Kinos (Kinos und Spielzeiten: www.die-weisse-arche.ch/spielzeiten/). Er bietet wertvolle Anstösse dafür, dass nicht das passiert, was Sam Hess so ausdrückt: «In unserer heutigen Zeit kann der Mensch das Wesentliche nicht mehr wahrnehmen. Er ist ständig auf der Suche und findet sein Glück nicht, obwohl er es in seinem Rucksack mit sich trägt.» Es liegt an uns, den Rucksack zu öffnen, und die Frohbotschaft Christi kann dabei eine grosse Hilfe sein, wie an mehreren Protagonisten im Film deutlich wird. 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.