Der erste nichtgeistliche Direktor der Inländischen Mission

Anton Röösli war sowohl beim Schweizerischen Katholischen Volksverein wie auch bei der Inländischen Mission der erste Laie, der die operative Hauptverantwortung ausübte und so nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewissermassen die neue Bedeutung der Laien in der Kirche verkörperte.

Am 12. August 1935 geboren, wuchs er in einer katholisch geprägten Familie im Ortsteil Obernau in Kriens LU auf. Die väterliche Schmiede war das Reich seiner zwei jüngeren Brüder, er selbst war eher introvertiert, las gerne und liebte die klassische Musik. Nach dem Besuch des Gymnasiums im Kloster Einsiedeln studierte er zuerst Theologie in Wien, danach Geschichte, Musik und Kunstgeschichte in Zürich und Paris. Nach erster journalistischer Tätigkeit fand er 1972 als Generalsekretär beim Schweizerischen Katholischen Volksverein seinen Platz.

1985 wechselte er als Direktor zur Inländischen Mission (IM), in der er als Vertreter des Volksvereins bereits seit 1973 als Mitglied und ab 1976 als Nachfolger des zum Weihbischof ernannten Otto Wüst als Vizepräsident mitwirkte. Seine Ernennung zum Direktor der Inländischen Mission war eine Folge des bereits damals spürbaren Priestermangels. Für das 125-Jahr-Jubiläum der Inländischen Mission verfasste Anton Röösli 1988 eine kleine Festschrift. 1992 übernahm die Geschäftsstelle der IM auf Wunsch der Schweizer Bischofskonferenz die Verwaltung der Schweizerischen Katholischen Adressenzentrale (SKAZ), die sich ebenfalls für Kirchenbauten einsetzte. Sie wurde 2001 in die Inländische Mission integriert.

1995 organisierte Anton Röösli nach dem Kauf des Reiheneinfamilienhauses neben der bisherigen Geschäftsstelle in Zug die Restaurierung der beiden Häuser, was seither dem ältesten katholischen Hilfswerk der Schweiz mehr Mieteinnahmen garantiert. Dem spürbaren Rückgang der wichtigen Bettagskollekte wirkten er, Rechnungsführer Hansruedi Z’Graggen und der freie Mitarbeiter Arnold Stampfli ab 1994 mit mehr Öffentlichkeitsarbeit entgegen. Vertiefte Diskussionen über die Neuausrichtung der Inländischen Mission begleiteten Direktor Röösli bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000. Danach war es ihm und seiner Frau Christel über viele Jahre gegönnt, weite Reisen zu unternehmen.

Mit seinem Hinschied am 13. Februar trat er seine letzte Reise an. Vorstand und Geschäftsstelle der Inländischen Mission danken ihm für all seine Arbeit in einer Zeit mit zunehmend schwierigen Bedingungen – für die Kirche insgesamt, besonders auch für kirchliche Hilfswerke. R.I.P.

Urban Fink-Wagner


Urban Fink-Wagner

Dr. theol. et lic. phil. Urban Fink-Wagner (Jg. 1961) studierte Geschichte, Philosophie, Theologie und Kirchenrecht in Freiburg i. Ü. und Rom. Er arbeitete als Sekretär von Weihbischof Dr. Peter Henrici sowie als Geschäftsführer einer NPO und war über viele Jahre Redaktionsleiter der SKZ. Seit 2016 ist er Geschäftsführer des katholischen Hilfswerks Inländische Mission und zudem Chefredaktor-Stellvertreter für das Kirchenblatt für römisch-katholische Pfarreien im Kanton Solothurn.