Das Bettagsopfer der Inländischen Mission

Jedes Jahr am dritten Sonntag im September feiert die Schweiz den Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag. Im Jahr 2012 riefen 113 Bundesparlamentarier in einer Erklärung zur Stärkung des Bettages auf. Die «Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen der Schweiz» und weitere kirchliche Verbände aus allen Konfessionen haben auf diesen Aufruf aus dem Bundeshaus reagiert und gestalteten 2013 zum ersten Mal einen nationalen Anlass zum Bettag, der nun jedes zweite Jahr stattfinden soll. Neben dieser erst kürzlich lancierten Initiative hat eine Institution eine längere Tradition: die Inländische Mission mit ihrem alljährlichen Bettagsopfer.

Die Tradition der Bettage reicht bis ins Spätmittelalter zurück. In dieser Zeit verordnete die staatliche Obrigkeit die Bettage, wonach sich auch die Kirche richtete. Diese Buss- und Bettage bekamen ihre Bedeutung durch besondere Ereignisse. So gab der Dreissigjährige Krieg (1618–1648) Anlass für zahlreiche Bittgebete und nach dessen Ende für Dankgebete, da die Schweiz grösstenteils von den Kriegswirren verschont blieb. 1796 liess die drohende Revolution die Konfessionen und somit auch die katholischen und evangelischen Kantone enger zusammenrücken, indem sie gemeinsame Bettage abhielten. Der Eidgenössische Dank-, Buss und Bettag in seiner heutigen Form wurde 1832 für die ganze Schweiz eingeführt. In der Entstehungszeit des Bundesstaates und den damit verbundenen Auseinandersetzungen zwischen den Konfessionen hatte dieser ein staats- und kirchenpolitisches Gewicht. Seine politische Bedeutung verlor der Bettag zunehmend, doch nach wie vor besitzt er einen spirituellen Wert. Der Bettag schenkt uns einen Tag der Besinnung. Er erinnert uns daran, Gott für unser Wohlergehen, unsere Heimat und das Vaterland zu danken. Beim Innehalten wird uns wieder bewusst, wie viel Solidarität wir gerade in schwierigen Zeiten von allen Seiten erfahren dürfen. Ohne Solidarität gäbe es auch keine Eidgenossenschaft, kein friedvolles Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

Auch die katholische Kirche ist auf die gegenseitige Solidarität aller Gläubigen unseres Landes angewiesen. Diesem Grundgedanken widmet sich seit über 150 Jahren die Inländische Mission (IM). In Absprache mit den Schweizer Bischöfen wird in allen katholischen Pfarreien in der Schweiz am Bettag das Opfer zugunsten der IM aufgenommen. Mit dem Ertrag der Kollekte von durchschnittlich 700 000 Franken pro Jahr unterstützt das Hilfswerk notwendige Seelsorgeprojekte in allen Landesteilen und Institutionen, die wichtige Seelsorgeaufgaben in wirtschaftlich schwachen Regionen übernehmen. Repräsentativ für die ganze Kollekte werden jedes Jahr drei Projekte der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. In diesem Jahr wurden exemplarisch der «Tag der Familien» der Diözese Sitten, das Bibeltreffen «Mit de Bübla i d’Stùba» (mit der Bibel in der Stube) im Bistum Lausanne-Genf-Freiburg und das Internetradio «Fisherman.Fm» ausgewählt.

Mit ihrer landesweiten Spendenaktion engagiert sich die IM für eine solidarische Gemeinschaft in unserer Kirche. 

Ulrich Felder

Redaktor IM-Info