Christen auf dem Weg

Weiter Himmel, stille Wege

Christinnen und Christen sind grundsätzlich Menschen auf dem Weg, in Bewegung. Das gilt besonders für die Katholikinnen und Katholiken im Norden von Europa, die in Skandinavien nur gerade etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. 80 bis 90 Prozent der Katholiken in Dänemark, Norwegen und Schweden sind Immigranten, die sich auf etwa 100 Nationalitäten verteilen. Sibylle Hardegger, früher Pastoralassistentin, Mitarbeiterin im Pastoralamt des Bistums Basel und Regionalleiterin in der Bistumsregion St. U rs, war schon immer vom Wallfahren fasziniert. Das führte zu ihrer gegenwärtigen Tätigkeit in Skandinavien, wo sie im Auftrag des Bonifatiuswerks der deutschen Katholiken ein Pilger-Projekt am Newman-Institut in Uppsala (Schweden) leitet. Sie organisiert und unternimmt Reisen auf den alten nordischen Pilgerwegen zu den heiligen Orten Nordeuropas. Dort findet sie die Katholiken wegen den eingangs erwähnten Voraussetzungen ständig in Bewegung, wörtlich und im übertragenen Sinne.

Diese Bewegungen mit ihren Fixpunkten beschreibt Sibylle Hardegger in einem grafisch schön gestalteten wie inhaltlich ansprechenden Buch, das vor kurzem erschienen ist: Sibylle Hardegger: Weiter Himmel – stille Wege. Pilgerwege zu den heiligen Stätten des Nordens. Herausgegeben von Monsignore Georg Austen, Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken. (Kösel-Verlag) München 2013, 191 Seiten, ill.

Ihr früherer Vorgesetzter Kurt Kardinal Koch betont im Geleitwort die Wichtigkeit des Unterwegs-Sein, das ein Ausdruck eines inneren Unterwegs-Seins und der Sehnsucht nach einem guten Ziel der Lebensreise ist. Dass das menschliche Leben als Pilgerschaft in einer Wallfahrt besonders zum Ausdruck kommt und sich Wallfahren in der letzten Zeit wieder besonderer Beliebtheit erfreut, wertet Kardinal Kurt positiv, ebenso, dass das Wallfahren immer ökumenischer wird.

Dies ist besonders in Skandinavien der Fall, was durch das Buch von Sibylle Hardegger deutlich wird. Und sie stellt fest, dass in den wohl am stärksten säkularisierten Ländern Europas die Talsohle der Säkularisierung erreicht ist und die Suchbewegungen nach dem Niedergang des evangelisch geprägten Staatskirchentums in religiösen und spirituellen Fragen zugenommen haben, was auch zu erheblichen Konversionen in die römisch-katholischen Kirche führt. Ihre Erfahrungen, die sich auch im zugleich praktischen wie spirituellen Buch niederschlagen, fasst die Autorin so zusammen: «Ich bin in den Norden gekommen, um die Wallfahrtsorte und Pilgerwege kennenzulernen und sie im deutschsprachigen Raum bekannter zu machen. Ich wurde beschenkt mit facettenreichen Begegnungen und Entdeckungen.» Solche Erfahrungen gibt ihr Buch treffend wieder.

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.