Chance Kirchenberufe

Bild: chance-kirchenberufe.ch

In den letzten Jahren und Jahrzehnten standen alle christlichen Kirchen in der Kritik. Das war bis zur Französischen Revolution mit den staatlich abgesicherten Kirchen, wo Territorium und Konfession meistens deckungsgleich waren, anders, der Rahmen scheinbar fest und sicher. Im 19. Jahrhundert wurde dieser Rahmen brüchig, und der Staat und die römisch-katholische Kirche kämpften um die Deutungshoheit. Erst das Zweite Vatikanische Konzil ermöglichte der römisch- katholischen Kirche eine Neuausrichtung und eine Neubestimmung zu Staat und Gesellschaft, die eine unverkrampfte Sicht und neuartige Beziehungen ermöglichten.

Individualisierung und Säkularisierung

Diese Neubestimmung fiel in eine Zeit grosser wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen, die dem Einzelnen in der Gesellschaft mehr Selbstbestimmung und mehr Individualität ermöglichten, aber auch weniger Solidarität abverlangten. Das Zweite Vatikanische Konzil war für die römisch-katholische Kirche eine enorme Chance, das viel Sympathie und positive Öffentlichkeit eintrug. In der Umsetzung des Konzils, die bereits unter stark veränderten Umständen stattfand (man denke an die 1968er-Bewegung), zeigten sich schnell Schwierigkeiten («Humanae vitae» 1968, fragwürdige Bischofsernennungen, die Problematik der wiederverheirateten Geschiedenen, Missbrauchsfälle usw.), die der Kirche starke Kritik eintrugen und die Distanzierung vieler bewirkten. N icht vergessen werden darf, dass seit einigen Jahrzehnten jungen Erwachsenen berufliche Möglichkeiten offenstehen, die vor 80 Jahren noch undenkbar waren. Während bis um 1950 die Priesterlaufbahn für viele Männer oftmals die einzige Möglichkeit war, ein akademisches Studium zu absolvieren, sind die heutigen Berufsmöglichkeiten sehr breit und vielfältig.

Chance Kirchenberufe

Vergessen geht dabei, dass die kirchlichen Berufe auch heute noch Möglichkeiten und Freiheiten bieten, die in vielen weltlichen Berufsfeldern undenkbar sind: Wenige Berufe bieten so reiche und verschiedene Spektren des Einsatzes, wie dies bei kirchlichen Berufen der Fall ist. Das Projekt «Chance Kirchenberufe» will in den nächsten vier Jahren kirchliche Berufe als nach wie vor sehr interessante, attraktive und Sinn stiftende Tätigkeit ins Bewusstsein rücken. Da dies nicht einfach nur mittels einer Werbekampagne möglich ist, sondern die aktiven Seelsorgerinnen und Seelsorger die wichtigsten Motivatoren und Multiplikatoren sind, drucken wir in der vorliegenden SKZ-Ausgabe die Broschüre Leitfaden «1 x 1 der Öffentlichkeitsarbeit» ab, um die kirchliche Arbeit wieder vermehrt in die Öffentlichkeit zu bringen – mit Ihrer unverzichtbaren Hilfe.

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.