Berufung im Bild

Frontbild skz Nr. 49 (Bild: zVg)

Zum 200. Jahrestag der Wiederherstellung der Gesellschaft Jesu veröffentlichten Barbara Hallensleben und der frühere Jesuitenprovinzial Pierre Emonet einen grossformatigen Bildband über Ignatius:

Ignatius von Loyola. Ein Leben in zwanzig Bildern. Kolleg St. Michael Freiburg Schweiz. Herausgegeben von Pierre Emonet SJ und Barbara Hallensleben. (Institut für Ökumenische Studien der Universität Freiburg Schweiz im Friedrich Reinhardt Verlag) Basel 2014, 69 Seiten, reichhaltig illustriert; Bezug zum Sonderpreis von 25 Franken inklusiv Porto über .

Durch Bilder geistliche Wirklichkeit sichtbar machen

1638 wurde im ersten Stock in einem Anbau, der den Chor der 1615 geweihten Kirche St. Michael mit dem Ostflügel des Kollegs verbindet, für die Jesuitenkommunität eine eigene Kapelle eingerichtet. Diese allein für die Jesuiten bestimmte Kapelle wurde mit 20 grossformatigen Gemälden mit Szenen aus dem Leben des Ordensgründers ausgestattet, welche die Berufung des heiligen Ignatius, d. h. das Wirken Gottes und die Antwort des Angesprochenen darauf, aufzeigen. Diese Bilder waren für die bis 1848 im Kolleg wirkenden Jesuiten mehr als fromme Bilder, denn diese Illustrationen führten die Ordensleute immer wieder auf die eigene Berufungsgeschichte, auf das Wirken Gottes in ihrem eigenen Leben, zurück.

Nach einer prägnanten Einführung durch die Herausgeber bietet Verena Villiger Steinauer Einblicke in die Entstehung des Bilderzyklus und ordnet diesen kunstgeschichtlich ein, angereichert durch Ausführungen von Anton Rohrbasser (1909–1977), der sich als Geistlicher und Lehrer am Kolleg St. Michael intensiv mit dem Bilderzyklus auseinandergesetzt hat.

 

Bildbetrachtung anstatt Bildüberflutung

Der eindrücklichste Teil des Buches aber sind die grossformatigen prächtigen Wiedergaben der Bilder selbst, begleitet durch Textauszüge aus der Biografie über das Leben des Ignatius vom spanischen Jesuiten Pedro de Ribadeneira. Das durchgängig deutsch- und französischsprachige Buch legt auch Übersetzungen der lateinischen Texte vor, die den jeweiligen Stifter angeben, aber auch das Bildereignis historisch festmachen und mit einem Satz spirituell ausdeuten. Wiedergegeben ist auch das Altarbild des Heimgangs von Ignatius aus der Ignatius-Kapelle.

In einer Welt, die im Gegensatz zu der Zeit der Entstehung des Ignatius-Zyklus mit Bildern überflutet wird, lohnt sich ein ruhiger und verweilender Blick auf den hervorragend edierten Bilderzyklus, der Anstoss sein kann, über das Wirken Gottes im eigenen Leben und über unsere Antwort nachzudenken und nachzubeten.

 

 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.