Bereitschaft zur Erhöhung des finanziellen Engagements

Die Plenarversammlung der RKZ tagte am 21./22. Juni 2013 in Saint-Maurice (VS). Im Zentrum standen finanzielle Fragen, deren Bedeutung allerdings weit über das rein Finanzielle hinausgeht. So erklärte sich eine Mehrheit der kantonalkirchlichen Organisationen bereit, im Hinblick auf die Neuausrichtung des Inland-Engagements des Fastenopfers die Beiträge an die RKZ in den Jahren 2014 bis 2018 jährlich um drei Prozent zu erhöhen. Damit sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, damit das Fastenopfer sich noch klarer auf seinen Kernauftrag konzentrieren kann: Die «Förderung der globalen Gerechtigkeit und Armutsreduktion im Süden aus christlicher Sicht.»

Positive Grundhaltung und Zusammenarbeit als Voraussetzungen

Diese Bereitschaft zur Erhöhung ist allerdings an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Die wichtigste ist die Bereitschaft der Schweizer Bischofskonferenz zu Dialog und Zusammenarbeit. Erforderlich ist weiter, dass die Eckwerte zum künftigen Inland- Engagement des Fastenopfers bald vereinbart werden und dass die Umstellungen innerhalb der vorgesehenen Frist erfolgen. Nur so ist es möglich, in den kantonalkirchlichen Legislativen und bei den Kirchgemeinden die nötige Überzeugungsarbeit zu leisten. Der Präsident der RKZ, Hans Wüst, sprach den Delegierten aus dem Herzen, als er sich über die «negativen Verlautbarungen gegen die staatskirchenrechtlichen Strukturen» aus dem Bistum Chur «frustriert» zeigte und darauf hinwies, dass dadurch die positive Grundhaltung der Mitglieder der RKZ zum Dialog mit der SBK «immer wieder gestört» wird. Schon im Rahmen der vorgängigen schriftlichen Vernehmlassung waren diese Themen mehrfach angesprochen worden. Zudem wiesen insbesondere jene Kantone, die mit entsprechenden politischen Vorstössen konfrontiert sind, darauf hin, dass die vorgesehene Erhöhung unter dem Vorbehalt steht, dass die finanziellen Rahmenbedingungen sich nicht wesentlich verschlechtern.

Erhöhung des Mitfinanzierungskredits um eine halbe Million in zwei Jahren

Nachdem der Grundsatzbeschluss für die Erhöhungen gefallen war, stimmten die Delegierten dem Budget 2014 mit grosser Mehrheit zu. Die mit Abstand grösste Position – der Kredit für die Mitfinanzierung gesamtschweizerischer Aufgaben und Projekte – soll im kommenden Jahr von bisher 7,1 Millionen Franken auf 7,35 Millionen erhöht werden. Zusammen mit der Erhöhung um 205 000 Franken im laufenden Jahr stellen die kantonalkirchlichen Organisationen innerhalb von zwei Jahren mehr als eine halbe Million an zusätzlichen Mitteln zur Verfügung.

Grosse Beiträge zu Veränderungsprojekten trotz anhaltendem Spardruck

Dass im Rahmen der Mitfinanzierung gesamtschweizerischer und sprachregionaler Aufgaben trotzdem weiter gespart werden muss, hängt mit dem Rückgang der Beiträge des Fastenopfers zusammen. Diese gehen von 2,75 Millionen Franken im Jahr 2011 auf 1,6 Millionen im Jahr 2014 zurück. Die zuständigen Gremien begegnen dem hohen finanziellen Druck jedoch nicht nur mit Beitragskürzungen, sondern streben an, die Kräfte zu bündeln und auf die zentralen Herausforderungen auszurichten. Wo Einsparungen oder Ausstiege aus der finanziellen Unterstützung unumgänglich sind, sollen Härtefälle nach Möglichkeit vermieden werden. In diesem Sinne genehmigten die Delegierten namhafte Beiträge für die Reorganisation des Generalsekretariates der SBK und das laufende Projekt zur Neuorganisation der kirchlichen Medienarbeit, sowie einen Beitrag, der es dem Verband Pro Filia ermöglichen soll, die Eigenfinanzierung mittels Fundraising zu erhöhen.

Weiterentwicklung der Kommunikation der RKZ

Ebenfalls im Kontext der finanziellen Herausforderungen zu sehen ist der Beschluss der RKZ, ein Kommunikationskonzept zu entwickeln, das die bestehenden Kommunikationsinstrumente optimieren und für den Finanzbedarf auf schweizerischer Ebene sensibilisieren soll. Derzeit läuft ein Auswahlverfahren für eine geeignete Agentur – mit konkreten Massnahmen ist im kommenden Jahr zu rechnen. Das erforderliche Budget wurde deutlich nach oben angepasst.

Ewigdauerndes Gotteslob seit 1500 Jahren

Am Vorabend der Geschäftssitzung nahmen die RKZ-Delegierten die Einladung des Abtes von St. M aurice, Mgr. Joseph Roduit, an, im Rahmen einer Führung und eines gemeinsamen Gottesdienstes am «ewigdauernden Gotteslob » (laus perennis) teilzuhaben, das in der Abtei seit 1500 Jahren andauert: Die Ausgrabungen der insgesamt fünf Kirchen, die ebenso kunstvollen wie kostbaren Reliquienschreine und liturgischen Geräte, der Gesang und das Gebet der Augustiner Chorherren sowie die Informationen über die wichtigen Vorhaben im Rahmen des 2015 anstehenden Jubiläums führten vor Augen, wie die Kirche ihren Weg durch die Zeit geht. Steine und Psalmgebete, der Einsatz des eigenen Lebens und religiöse Kunstwerke, Zeiten des Aufbaus und bedrohliche Einbrüche, das Bekenntnis des Glaubens und alte Handschriften, die das kritische Nachdenken bezeugen – all dies machte und macht Kirche aus und bildet auch den grösseren Zusammenhang für das Wirken der RKZ, ihrer Mitglieder und Delegierten.

Zürich, 24. Juni 2013 Daniel Kosch

Aus dem Eröffnungsvotum von Hans Wüst, Präsident der RKZ

«Organisation und Finanzierung von überkantonalen und überdiözesanen kirchlichen Institutionen ist eine unserer wesentlichen Aufgaben. Dies fordert uns, insbesondere auch im Zusammenhang mit dem notwendigen Ausgleich jener Mittel, welche vom Inlandteil des Fastenopfers in Zukunft wegfallen dürften. In dieser Situation ist Dialog und Bereitschaft der Zusammenarbeit zwischen RKZ und SBK ganz entscheidend. Diesbezüglich spüre ich, was die Mitglieder der RKZ betrifft, (…) eine positive Grundhaltung, auch wenn die Bemühungen durch Verlautbarungen aus dem Bistum Chur immer wieder gestört werden. Mich frustrieren solche negativen Verlautbarungen gegen staatskirchenrechtliche Strukturen oftmals (…). Wenn ich aber eine Nacht darüber geschlafen habe, finde ich es besser, solchem Tun nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken und mich darauf zu besinnen, dass unsere gemeinsame Aufgabe für die Kirche viele schöne und positive Seiten hat und befruchtet (…). Dieses Positive muss mehr als die Negativmeldungen in den Fokus geraten. So weicht der Frust dem ‹gaudium et spes›, der Freude und Hoffnung.

Diese Freude und Hoffnung spürte ich anlässlich des 150-Jahr- Jubiläums der Bischofskonferenz und der Inländischen Mission in Einsiedeln am 2. Juni 2013. Der Präsident der Bischofskonferenz, Markus Büchel, rückte in seiner Predigt die gemeinsame Aufgabe ins rechte Licht und stellte das Gegeneinander in den Schatten, indem er ausführte: ‹Wenn wir am Jubiläum nicht nur zurückschauen, sondern mit Gottvertrauen vorwärts, höre ich wie eine Mahnung an uns als Kirchenleitung: Vertraut auf das Wirken von Gottes Geist auch heute durch die Laien. Sie stehen mitten in der Welt. Sie haben oft das wachere und unmittelbare Gespür, was die Menschen heute brauchen und wie die Botschaft des Glaubens Menschen Lebenshilfe sein kann.› Er sprach vom notwendigen konstruktiven Dialog und führte weiter aus: ‹Die Kollegialität und die Einheit der Bischöfe sind heute besonders gefordert in einer säkularen Gesellschaft und einem säkularen Staat. Wir bewegen uns in einem sehr sensiblen Umfeld, und es ist für uns Bischöfe wichtig, in mitbrüderlicher Zusammenarbeit die Herausforderungen der Zukunft anzugehen.›

(…) Gehen wir in diesem Sinn an unsere gemeinsamen Aufgaben, in der Hoffnung, dass die mitbrüderliche Zusammenarbeit in der Bischofskonferenz wächst und nach aussen sichtbar wird, damit unsere Arbeit Wohlwollen und Unterstützung erfährt. Ich danke allen Mitgliedern der Bischofskonferenz, die unsere staatskirchenrechtlichen Strukturen anerkennen und uns damit unsere Aufgabe erleichtern. Und ich danke auch Ihnen allen, die sich nicht entmutigen lassen und überzeugt sind, dass die RKZ mit ihren Aufgaben auf schweizerischer Ebene auch in Zukunft notwendig ist und die Solidarität mit jenen Mitgliedern, die weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben, ein wichtiges Anliegen ist.»

Daniel Kosch

Daniel Kosch

Dr. theol. Daniel Kosch (1958) ist seit 2001 Generalsekretär der Römisch- Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz. Zuvor leitete er während rund 10 Jahren die Bibelpastorale Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kirchenfinanzierung, Kirchenmanagement und Staatskirchenrecht.