Benvenuto Papa Francesco!

Man erwartete nach der durch die Amtsniederlegung Benedikts XVI. notwendig gewordenen Papstwahl ein eher langes Konklave, da nun deutlich ist, dass ein Aufbruch ansteht und nicht einfach wie noch 2005 das Bisherige weitergeführt werden kann.

Buongiorno Papa Francesco!

Als bereits nach dem fünften Wahlgang am Abend des zweiten Wahltages der neue Papst mit einem schlichten «Buona sera» auf der Loggia des Petersdoms die zahlreichen Gläubigen auf dem Petersplatz begrüsste, war die Überraschung perfekt. Erstmals sprach ein nichteuropäischer Papst «urbi et orbi» – zur Stadt und zum ganzen Weltkreis –, der als erster Jesuit auf dem Papstthron einem Orden angehört, der mit seinem zusätzlichen vierten Gelübde dem Heiligen Vater besonders verpflichtet, aber gehalten ist, kein höheres kirchliches Amt anzunehmen. Ignatius von Loyola und der Jesuitenorden wollten sich damit im 16. Jahrhundert von der damals üblichen und bis heute existierenden «Pfründenjägerei» abgrenzen, denn eine Prälatur kann eine Gefahr dafür sein, dem Ruf Christi folgen zu können. Deshalb übernehmen bis heute nur dann Jesuiten das Bischofsamt, wenn dies vom Papst ausdrücklich gewünscht wird – als Nothelfer.

Die Armut als Ordensideal

Auch wenn 1992 Jorge Mario Bergoglio mit der Bischofsweihe sozusagen einen Seitenwechsel vollzog, blieb er seinen Ordensidealen, die ihn stark geprägt hatten, treu. So ist es nicht erstaunlich und stimmt auch mit dem überein, was mit dem Verbot der Annahme von höheren kirchlichen Ämtern auch intendiert ist –, dass der Weihbischof und spätere Erzbischof von Buenos Aires und Kardinal zum «Kardinal der Armen» wurde: Die Armut ist im Jesuitenorden ein grundlegendes Ideal, das anlässlich der 32. Generalkongregation 1974/75 mit der «Option für die Armen» erneut bestätigt wurde. Dass der neue Papst dabei auch im Namen auf Franziskus von Assisi zurückgreift, belegt, wie er dieses Ordensideal verinnerlicht hat.

Barmherzigkeit schafft Gerechtigkeit

Schon nach wenigen Tagen und Ansprachen wird deutlich, dass mit den Stichworten Armut, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit ein Papst das Zepter übernimmt, der nach dem als theologischer Lehrer auftretenden Benedikt XVI. als Hirte und Seelsorger wirken will. Er feierte seine Messe am letzten Sonntag nicht in der päpstlichen Privatkapelle, sondern in der Arme-Leute-Kirche zu St. A nna im Vatikan. Er geht ohne Berührungsängste auf die Leute zu und nennt sich nicht Papst, sondern Bischof von Rom, unter bewusster Betonung der damit verbundenen seelsorgerlichen Aufgabe und der bischöflichen Kollegialität. Die grössten Herausforderungen erwarten ihn jedoch in seinem engsten Umfeld, in der römischen Kurie. Im Nachdenken und im Gebet will er die definitive Besetzung der vorerst nur «provisorisch» bestätigten Dikasterienvorsteher erwägen. Der Einblick in den «Geheimbericht» wird ihm wohl bald wichtige Informationen dazu liefern. Die durch strenge Ordensausbildung gestählte Disziplin, Führungsfähigkeit und gedankliche Stringenz werden Papa Francesco helfen, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen – gegen Klientelismus und Karrierismus.

 

Urban Fink-Wagner

Urban Fink-Wagner

Der Historiker und promovierte Theologe Urban Fink-Wagner, 2004 bis 2016 Redaktionsleiter der SKZ, ist Geschäftsführer der Inländischen Mission.