Auf Spurensuche

Am 1. Januar 1519 trat Huldrych Zwingli sein Amt als Leutpriester am Grossmünsterstift in Zürich an. Dies gilt als Schlüsseldatum der Zürcher Reformation.

Kurz vor dem Zwingli-Jahr sind ein Animationsfilm sowie eine Arbeitshilfe zum Film erschienen. Mit den drei Kindern von Huldrych Zwingli treffen wir Menschen, die ihn noch gekannt haben und von ihm erzählen.

Streiflichter eines Lebens

Der Animationsfilm beginnt damit, dass sich die Zwingli-Kinder während der Predigt langweilen. Ihr Vater hat viel spannender gepredigt: über die Abschaffung des Söldnerwesens zum Beispiel oder das Entfernen aller Bilder, Statuen usw. aus den Kirchen. Im Verlaufe des Films erfahren die Kinder, dass ihr Vater die Bibel ins Deutsch übersetzt und Schulen für die Kinder aus armen Familien gegründet hat. Auch das berühmte Wurstessen ist ein Thema. Sie hören aber auch davon, dass Zwingli Krieg geführt hat oder dass er für die Verfolgung der Täufer war. Der Film mit seinen einfachen, aber nicht kindischen Bildern stellt auf humorvolle Art einige Szenen aus dem Leben Zwinglis dar. Er gibt keine abschliessenden Antworten, sondern fordert zum Nach- und Weiterdenken auf.

Vom Fasten bis zum Kriegführen

Die Arbeitshilfe bietet für verschiedene Zielgruppen sieben Bausteine zum Film. Es ist bei der Vorbereitung und Umsetzung der Bausteine zu berücksichtigen, dass die Arbeitshilfe für den reformierten Unterricht konzipiert wurde. Es liegt an der Lehrperson, sich im Vorfeld kritisch mit Zwingli auseinanderzusetzen sowie sich zu überlegen, welche Zusatzinformationen katholische Schüler benötigen. Die ersten drei Bausteine sind für den schulischen Religionsunterricht gedacht und didaktisch gut aufbereitet. Sowohl die Verortung im Lehrplan 21 als auch die angestrebten Kompetenzen werden jeweils angegeben. Für einzelne Phasen gibt es Unterlagen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden, sodass diese gezielt eingesetzt werden können.


Der erste Baustein, der sich mit dem Leben Zwinglis beschäftigt, setzt bei den sichtbaren Erinnerungen an den Reformator an (Denkmal, nach ihm benannte Plätze usw.). Dazu gibt es im hinteren Teil der Arbeitshilfe eine Karte für einen Stadtrundgang in Zürich. Da katholische Schüler im Normalfall keine Vorkenntnisse mitbringen, müsste die Biografie Zwinglis (aus den Zusatzaufgaben) bereits bei der Vertiefung eingesetzt werden.


Im zweiten Baustein, der sich mit Zwinglis Einstellung zum Fasten (Stichwort: Wurstessen) auseinandersetzt, wird der Blick über das Christentum hinaus geweitet. Welche Religionen kennen ein Fasten und was verstehen sie darunter? Zwinglis Argumentation gegen das Fasten, so wie es damals gelebt wurde, kann zum Ausgangspunkt genommen werden, die eigene Fastenpraxis zu überdenken.


Der dritte Baustein, der sich an Schüler der Oberstufe richtet, setzt sich mit den Fragen auseinander, wie Zwingli Krieg führen oder die Todesurteile gegen Mitglieder der Täuferbewegung gutheissen konnte. Es soll ein differenziertes Bild von Zwingli herausgearbeitet und diese Ereignisse in den historischen Kontext eingeordnet werden. Der Blick wird dann auf unseren Umgang mit Juden und Muslimen ausgeweitet. Doch bleibt es nicht beim Betrachten der Differenzen: In den Zusatzaufgaben geht es um den Wandel im Zusammenleben von Reformierten und Katholiken sowie um die Schritte zur Versöhnung zwischen den Konfessionen.

Wie zu Zeiten Zwinglis

Die Bausteine vier bis sieben dienen der Gemeindekatechese: Ein Erlebnisnachmittag für die Mittelstufe stellt die Bibel und das Lernen in den Mittelpunkt. Dabei werden beim Postenlauf alle Sinne angesprochen – auch mit einem «Zvieri» wie zu Zwinglis Zeiten.
Um Freiheit geht es im Baustein, der für die Konfirmationsarbeit gedacht ist. Was ist Freiheit? Verstehen alle das Gleiche darunter? Wo ist Freiheit in Gefahr? Ein Thema, das sicher auch im schulischen Religionsunterricht oder in der Jugendarbeit Platz hat.
Der Familiengottesdienst «Wir schaffen Platz für Gottes Wort» bietet eine spannende Möglichkeit, darüber nachzudenken, was uns beim Hören auf Gottes Wort im Weg steht. Es müsste vorher überlegt werden, ob der Filmausschnitt zum Bildersturm weggelassen oder thematisiert werden soll.


Der Film und die Arbeitshilfe bieten vielfältige Anregungen, Zwingli im Religionsunterricht und in der Katechese zum Thema zu machen.

Rosmarie Schärer

 

Buchtipp
«Immer diese Zwinglis!», von Eva Ebel, Dorothea Meyer-Liedholz u. a. Zürich 2018, ISBN 978-3-290-18145-1, CHF 28.00, www.tvz-verlag.ch.

Die Arbeitshilfe (inkl. Begleit-DVD) zum Animationsfilm enthält sieben Bausteine für den schulischen Religionsunterricht, einen Projektnachmittag, einen Familiengottesdienst und für einen Anlass in der Erwachsenenbildung. Animationsfilm: www.zh-reformation.ch/projekt/immer-diese-zwinglis.