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Ja zu PID hat negative Folgen

Stellungnahme zum Resultat der Volksabstimmung über die Verfassungsänderung zur Fortpflanzungsmedizin

Die Schweizer Bischofskonferenz macht auf die negativen Folgen aufmerksam, welche das Ja des Schweizer Stimmvolks für die Verfassungsänderung zur Fortpflanzungsmedizin mit sich bringt. Die Bischöfe sind der Überzeugung, dass die neue Verfassungsbestimmung einen Rückschritt bedeutet für die Wahrung des vollständigen Schutzes des menschlichen Lebens von seinem Anfang bis zu seinem Ende, von der Zeugung bis zum natürlichen Tod. Die Verfassungsänderung öffnet den Weg für die Zulassung der Präimplantationsdiagnostik (PID). Mit ihr wird nicht die Krankheit behandelt, sondern diese umgangen, indem die Embryonen als Träger der Krankheit beseitigt werden – was man nicht rechtfertigen kann! Die PID ist eine Selektionstechnik, bei der man sich das Recht anmasst, zu entscheiden, wer es verdient zu leben und wer nicht. Eine Gesellschaft ist dann wirklich menschlich und gerecht, wenn sie sich fähig zeigt, jede Person in ihrer Würde anzunehmen und den Kleinsten und Verletzlichsten einen Platz einzuräumen.

St. Gallen, 14. Juni 2015
Bischof Markus Büchel, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz

Aufruf der Kirchen und Religionsgemeinschaften zum Flüchtlingssonntag und Flüchtlingssabbat vom 20./21. Juni 2015

Als vor 25 Jahren die Berliner Mauer fiel und, als unmittelbare Folge davon, die politischen Regime des Ostblocks nacheinander zusammenbrachen, sahen viele darin den endgültigen Beweis, dass Systeme der Unterdrückung, der Ausbeutung und der Abschottung keinen Bestand haben und dass das Gute siegt. Die emotionalen Bilder aus Berlin, die damals um die Welt gingen, zeigten, wie sich fremde Menschen umarmten, gemeinsam sangen und tanzten – vor und auf der Mauer. Dieses historische Ereignis feierte man nicht zuletzt auch als den grossen Sieg für das Menschenrecht auf Auswanderungs- und Reisefreiheit.

Heute, 25 Jahre danach, vernehmen wir deutliche Stimmen, die darauf hinweisen, die Welt seit dem Mauerfall sei zwar freier geworden, aber immer noch ungerecht und vor allem unsicherer. Die vielschichtigen Formen der weltweit herrschenden sozialen Ungerechtigkeit und Unterdrückung und der unbändige Drang der Menschen, diesen Verhältnissen zu entfliehen und bei uns Zuflucht zu finden, verdichten sich heute in Stichworten wie "Lampedusa", "Stacheldrahtzaun von Melilla" und "das Massengrab Mittelmeer".

Als Erben des jüdisch-christlichen Menschenbildes müssen uns die Belange der Menschen auf der Flucht ein Auftrag sein. Schon die Menschen in der biblischen Zeit waren auf der Flucht – vor politischen Machthabern, vor Hungersnöten und vor konkreter persönlicher Verfolgung. Eines war ihnen allen gemeinsam: der Aufbruch ins Ungewisse und die Angst davor. Die Bibel überliefert uns zahlreiche Flüchtlingsschicksale. Sie verbindet diese mit der Aufforderung, fremde Menschen nicht zu unterdrücken, sondern ihnen Rechte einzuräumen. Die biblischen Flüchtlings- und Wanderungsschicksale bekommen darüber hinaus sogar eine göttliche Dimension: Gott liebt die Fremden und gibt ihnen Nahrung und Kleidung (Dtn 10,18). Flüchtlingsströme lösen Ängste aus – Angst vor dem Fremden, Angst um die eigene soziale und politische Sicherheit. Diese Ängste sind verständlich. Die Welt rückt zwar im Zuge der wirtschaftlichen Globalisierung und des technischen Fortschritts näher zusammen, sie ist jedoch zugleich gespaltener denn je. Vor diesem Hintergrund ruft uns der diesjährige Flüchtlingssonntag bzw. Flüchtlingssabbat dazu auf, unser Verhältnis zur Flucht und Migration nicht bloss in einer Selektion entlang wirtschaftlicher Interessen aufgehen zu lassen. Wir werden aufgerufen, mit Fremden eine Beziehungsgemeinschaft von gegenseitig Lernenden und sich gegenseitig Bereichernden zu wagen.

Schweizer Bischofskonferenz
Bischof Markus Büchel

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund
Gottfried Wilhelm Locher, Ratspräsident

Christkatholische Kirche der Schweiz Bischof
Dr. Harald Rein

Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund
Dr. Herbert Winter

Gespräch zwischen der Allianz "Es reicht!" und dem Präsidium der Schweizer Bischofskonferenz

Zum zweiten Mal sind am 1. Juni 2015 das Präsidium der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und eine Delegation der Allianz "Es reicht!" zu Austausch und Gespräch zusammengetroffen, diesmal in Einsiedeln. Als Grundlage diente der "Bericht aus der katholischen Kirche in der Schweiz zu den Fragen der Lineamente in der Vorbereitung auf die Bischofssynode in Rom". Die Teilnehmer waren sich in der Feststellung einig, dass eine grosse Spannung besteht zwischen der kirchlichen Lehre und der Lebenswirklichkeit vieler Menschen.

Wie mit dieser Spannung umzugehen ist, ist eine wichtige Frage an die kommende Bischofssynode, aber auch an die katholische Kirche in der Schweiz und stellt die Seelsorge vor grosse Herausforderungen. Von beiden Seiten, SBK wie Allianz, besteht darüber eine grosse Gesprächs- und Dialogbereitschaft.

Einsiedeln, 3. Juni 2015
Walter Müller, Informationsbeauftragter SBK

Auf Seiten der SBK haben teilgenommen: Bischof Markus Büchel (Präsident der SBK), Bischof Charles Morerod (Vizepräsident), Bischof Vitus Huonder (Mitglied), Erwin Tanner (Generalsekretär), Walter Müller (Informationsbeauftragter). Entschuldigt: Weihbischof Denis Theurillat (Präsidium).

Auf Seiten der Allianz: Rosmarie Koller-Schmid (Präsidentin Schweizerischer Katholischer Frauenbund), Simone Curau-Aepli (Schweizerischer Katholischer Frauenbund), Thomas Wallimann- Sasaki (KAB), Markus Heil (Pfarrei-Initiative), Erich Reischmann (Kolping).