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Frieden für die Ukraine

Mediencommuniqué der 303. Ordentlichen Versammlung der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) vom 3. bis 5. März 2014 in Burgbühl bei St. Antoni (FR)

Die Anwesenheit des ukrainischen griechisch- katholischen Bischofs Borys Gudziak hat die Versammlung der Schweizer Bischofskonferenz auf besondere Weise geprägt. Sein Zeugnis von den dramatischen Ereignissen in der Ukraine gab den Bischöfen einen bewegenden Einblick in das Leid und die Hoffnungen der Menschen eines Landes, das in der Zeit vom Ersten Weltkrieg bis 1989 über 17 Millionen Menschen durch unnatürlichen Tod (Krieg, künstliche Hungersnot, Verfolgung) verloren hat.

Bischof Gudziak, in der ukrainischen griechisch- katholischen Kirche für die ausländischen Beziehungen zuständig, ist Augenzeuge der Besetzung des Maidan-Platzes in Kiew, wo er vor grossen Menschenmengen gesprochen hat. Er machte den Schweizer Bischöfen deutlich, dass die Kundgebungen auf dem Maidan moralische Prinzipien verteidigen, nicht die Interessen von Parteien. Prinzipien, für die auf dem Maidan bereits rund hundert Menschen ihr Leben gelassen haben.

Im Laufe der über drei Monate, die die Besetzung des Platzes bisher dauert, haben Millionen von Menschen an den Kundgebungen teilgenommen, die aus der ganzen Ukraine hierher geströmt sind. Für Bischof Gudziak ist der grösste Erfolg des «Maidan», dass mit ihm in der Ukraine der Übergang von einer Kultur der Angst zu einer Kultur der Würde möglich wurde. Der Verzicht auf Gewalt ist konstitutiver Teil des Erfolgs des «Maidan». Von grosser Bedeutung ist die Präsenz der Kirchen und Religionsgemeinschaften auf dem «Maidan». In jeder Nacht findet stündlich eine ökumenische Andacht statt, und auch tagsüber sind die Konfessionen sehr präsent. Koordiniert werden die Gebete vom Gesamtukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen, dessen Programm mit vier Punkten auf dem Maidan verfolgt wird: 1) Die Regierung soll auf das Volk hören, 2) keine Gewalt, weder von der Regierung noch von den Demonstranten, 3) keine Spaltung des Landes herbeireden, 4) Dialog.

Die Schweizer Bischöfe rufen, dem Beispiel von Papst Franziskus folgend, alle Menschen guten Willens auf, um Frieden in der Ukraine zu beten. Es gilt jede Initiative zur Förderung des Dialogs und des Gewaltverzichts zu unterstützen.

Polarisierung rund um das Bistum Chur

Verschiedene Organisationen und Initiativen haben sich an die Schweizer Bischofskonferenz gewandt mit Eingaben zur pastoralen Situation im Bistum Chur. Zudem sind Kundgebungen in diesem Zusammenhang angekündigt, um gegen den Bischof von Chur zu demonstrieren oder ihn zu unterstützen. Im Glauben sind sich alle Mitglieder der Bischofskonferenz einig. Sie bedauern die Polarisierung und sind bereit, die Anliegen der verschiedenen Seiten entgegennehmen. Die SBK hat indessen kein Aufsichtsrecht über die Bistümer, auch nicht über das Bistum Chur und seinen Bischof. Der Präsident der SBK, Bischof Markus Büchel, wird an der Kundgebung in St. Gallen am 9. März den Brief der Kundgebungsteilnehmer in Empfang nehmen und an die kompetente Stelle weiterleiten.

Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen

Die Bischöfe haben sich mit dem Stand der Gespräche des «Runden Tisches» für Opfer von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen befasst. Professor Luzius Mader, stellvertretender Direktor des Bundesamts für Justiz, informierte sie über den vom Runden Tisch beschlossenen «Solidaritätsfonds» und weitere Anliegen. Die Bistümer werden 2015 mit einer Sonntagskollekte zur Äufnung des Fonds beitragen. Es ist dies ein Beitrag der Kirche zur Aufarbeitung eines düsteren Kapitels der schweizerischen Sozialgeschichte. Der Runde Tisch befasst sich mit einer breiten Palette von Massnahmen, darunter Beratung, Zugang zu Archiven, wissenschaftliche Aufarbeitung und finanzielle Unterstützung. Die Bischöfe bekundeten erneut die Bereitschaft, sich in ihren Bistümern für die Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit einzusetzen

In Kürze

– Die Bischofskonferenz beschliesst die Einrichtung einer Arbeitsgruppe für Genderfragen. Sie wird von Weihbischof Denis Theurillat geleitet. Ihre Zusammensetzung wird noch genauer bestimmt werden. Aufgabe der Arbeitsgruppe ist die Redaktion eines Argumentariums zuhanden der Bischöfe und die Vorbereitung eines Pastoralschreibens.

– Die Zuteilung der Verantwortlichkeiten innerhalb der Bischofskonferenz ist in einigen Punkten angepasst worden: Verantwortlicher für das Dikasterium Bildung sowie für den Sektor Liturgie auf nationaler Ebene wird Abt Urban Federer, für den Sektor christliche Kirchen im Dikasterium Ökumenischer Dialog Weihbischof Denis Theurillat, für das Dikasterium Interreligiöser Dialog Bischof Charles Morerod, für den Sektor Gerechtigkeit und Frieden Bischof Felix Gmür ( ad i nterim) u nd f ür d as Dikasterium Medien Weihbischof Alain de Raemy.

Begegnungen

– Wie schon vor längerer Zeit verabredet, hat der ukrainische griechisch-katholische Bischof Borys Gudziak als Gast an der Versammlung der SBK teilgenommen. Der Bischof steht dem Bistum Saint Vladimirle- Grand mit Sitz in Paris vor. Er ist für die Gläubigen des ukrainischen griechisch-katholischen Ritus auch auf dem Gebiet der Schweiz zuständig.

– Auf Einladung des Apostolischen Nuntius in der Schweiz, Erzbischof Diego Causero, und Nuntiatursekretär Mgr. Mario Codamo haben sich die Mitglieder der Bischofskonferenz zur Apostolischen Nuntiatur nach Bern begeben. Der freundschaftliche Besuch galt dem brüderlichen Austausch über die aktuellen Fragen der katholischen Kirche.

Ernennungen

Die Schweizer Bischofskonferenz ernennt:

– Pfarrer Massimo Braguglia, Gravesano (TI), zum Mitglied der Kommission Bischöfe- Priester;

– zu Mitgliedern des Schweizerischen Katholischen Missionsrats Sonja Kaufmann, Fachverantwortliche Fastenopfer, Luzern, und Sylvie Roman, Programmleiterin Bethlehem Mission Immensee, Portalban (FR).

St. Antoni (FR), 5. März 2014 Walter Müller, Informationsbeauftragter SBK